Grosseinsatz Morgenröte
Ihnen allerlei bevor. Wer in Scheunings Fänge gerät, muß sich auf ein Martyrium gefaßt machen.«
Ich streifte gerade meine Schuhe von den Füßen, als die Lampe über der Schiebetür aufflammte. Zugleich drang eine mir unbekannte Stimme aus dem Lautsprecher.
»Der Chefarzt des Werkes, Major. Kann ich eintreten?«
TS-19 seufzte ergeben. Wir legten die Masken erneut an. Unter solchen Umständen konnten die Dienstvorschriften qualvoll werden.
Anschließend ließ ich die Schiebetür aufgleiten. Der Arzt trat zusammen mit einem Assistenten ein. Hinter ihnen stand ein junger Offizier der militärischen GWA.
Der grauhaarige Mediziner reichte mir die Hand und erklärte:
»Dr. Hamph, Major. Ich bin der Mann, der für Ihre Gesundheit verantwortlich ist.«
Ich schaute stirnrunzelnd auf die antiseptisch verhüllten Spritzen.
»Das ist aber nett. Haben Sie hier keine anderen Versuchskaninchen?«
»Wenigstens keine von der GWA«, lachte er. »Major, es wäre sinnlos, wenn Sie sich meinen gutgemeinten Anweisungen widersetzen wollten. Ich habe von Ihrem Chef spezielle Befehle erhalten. Kommen Sie! Ihr Arm genügt mir. Oder bevorzugen Sie einen hypnotischen Schlaf?«
»Hypnose meinen Sie? Dürfte Ihnen schwerfallen, Doc.«
»Na ja, das möchte ich bezweifeln. Jedenfalls werden Sie jetzt erst einmal sieben Stunden lang tief und fest schlafen. Sie müssen abschalten, mein Lieber! Wie man hört, müssen Sie in den kommenden Tagen mit allerlei Unannehmlichkeiten rechnen.«
Das Medikament strömte in meine Blutbahn. Schon Minuten später wurde ich viel ruhiger.
Während ein gigantisches Elektronengehirn millionenfache Möglichkeiten durchrechnete und die oberflächlichen Ergebnisse nochmals hunderttausendfach überprüfte, während fünftausend GWA-Wissenschaftler und Techniker arbeiteten, atomar angetriebene Unterseekreuzer zu geheimen Stützpunkten an der chinesischen Küste unterwegs waren und die militärisch-wissenschaftlichen Besatzungen von zwei großen Raumstationen an modernsten Geräten saßen, sank ich in einen tiefen und traumlosen Schlaf.
In Washington wurden, zu der Zeit zwei hohe Beamte des Space-Departement von Spezialagenten der GWA verhaftet. Im Hauptquartier des FBI, der Bundeskriminalpolizei, liefen geheimnisvolle Vorbereitungen an.
Es wurden fingierte Unterlagen erstellt und mit Hilfe unfehlbarer Robotgehirne so korrekt konstruiert, daß es keine Fehlerquellen geben konnte.
Fähige Chirurgen beschäftigten sich mit farbigen, dreidimensionalen Bildern, die von meinem Gesicht angefertigt worden waren. Ein Wissenschaftler aus dem Forschungsteam von Professor Scheuning schwitzte nahezu Blut.
General Reling hatte ihn in eine durch die Notstandsklausel gerechtfertigte Schutzhaft nehmen lassen. In Tiefhypnose und unter der Einwirkung unseres einmaligen Quotendetektors schilderte er sein Leben mit allen noch so nebensächlich erscheinenden Vorkommnissen.
Es handelte sich teilweise um nichtige Dinge, an die er sich ohne das Hilfsmittel der Tiefhypnose niemals mehr erinnert hätte. Es konnte aber leicht möglich sein, daß es andere Leute gab, die sich ihrer noch sehr gut entsannen.
Also mußten wir alles wissen, was mit diesem Kernphysiker zusammenhing. Sogar die intimen Daten wurden aufgenommen und sofort dem Riesenrobot zur Auswertung zugeleitet. Von da an diktierte die Maschine.
Ich war ihr bereits verfallen und im wahrsten Sinne des Wortes ausgeliefert; aber ich konnte sicher sein, daß keine Fehler gemacht wurden. Die Maschine irrte sich niemals. Für jeden
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