Grosseinsatz Morgenröte
Oberseite ersteigen konnte.
Hannibal rief mir einige blödsinnige Worte zu, die mit dem Triebwerk der Maschine nichts zu tun hatten. Er konnte es halt nicht lassen.
Ich rief laut hinaus:
»Was ist denn? Haben Sie an die neue Gas-Entspannungskammer gedacht? Ist gestern zusätzlich eingebaut worden.«
Die Angabe stimmte. Die entfernt stehenden Techniker nickten bestätigend. Wahrscheinlich fragten sie sich, weshalb man wegen dieser Kleinigkeit einen Physiker vom Forschungsteam geholt hatte. Das hätte jeder geschulte Monteur erledigen können.
Hannibal winkte ungeduldig und deutete auf seine Uhr. So zwängte ich mich durch das Schott der Druckkabine. Direkt hinter dem vorderen Pilotensitz kam ich in die tropfenförmige Kanzel, in der man mich von draußen gut sehen konnte.
»Aufpassen, jetzt«, sagte ich hastig. »Gib mir einige Augenblicke Zeit und laß dann das Triebwerk anlaufen.«
Der Kleine nickte nur. Das Grinsen auf seinen Lippen gefror. Ich beugte mich über die Bodenklappe mit den Verteilerschaltungen.
Der diskusförmige Rumpf nahm nicht nur die Brennkammer, sondern auch die Nebenaggregate zur Stromerzeugung und die Hochdruckbehälter mit dem Kernspaltungsplasma auf. Es war wirklich ein Wunderwerk, das Scheuning mit diesem Kleinsttriebwerk geschaffen hatte!
Ich ließ die Klappe aufschnappen. Das Licht flammte auf. Vor mir lagen die verworren erscheinenden Rohrleitungen, die die Druckflaschen mit der Entspannungskammer und der Einspritzpumpe verbanden.
Im tiefsten Punkt des Diskus ruhte der kleine Folien-Meiler mit der Umformerbank zur direkten Stromerzeugung. Schwere Kabel führten zu den Feldpolen der Brennkammer, in deren Mitte konzentrisch der stabförmige, überkritische Zündungs-Reaktor eingebaut war.
Ich sah mir alles nochmals genau an und konnte dabei feststellen, daß sich das Gesamttriebwerk in einwandfreiem Zustand befand. Es herrschte keine Spur von Radioaktivität, was die Plasmatheorie Scheunings nur bestätigte.
»Fertig?« fragte Hannibal von oben. Ich gab ihm ein entsprechendes Zeichen.
Während ich die Klappe sorgfältig schloß und mich aufrichtete, begann der Kleine zu schalten.
Der Folien-Reaktor arbeitete geräuschlos, nur die Umformerbank ließ ein dumpfes Brummen hören. Eine weitere Schaltung leitete die freiwerdende Energie zu den Polen der Brennkammer, in der schlagartig das magnetische Flaschenfeld aufgebaut wurde. Das Summen der Strombank wurde heller.
Ich gestikulierte und deutete auf diese und jene Schaltung. Hannibal verhielt sich ebenfalls so, als hätte er wichtige Dinge zu sagen.
»Anlassen. Düsenklappen öffnen.«
Sie schwenkten nach innen. Gleichzeitig begann die Einspritzpumpe zu arbeiten. Winzige Gasmengen, entspannt in der Kammer und von der Pumpe in genauester Dosierung eingespritzt, verwandelten die hintere Hälfte der Maschine in einen aufbrüllenden Gegenstand voller Leben.
Im Neutronenstrom des Zündungs-Reaktors reagierend, orgelte der weißglühende Plasmastrahl aus der magnetischen Düse.
Die Maschine begann zu zittern, obwohl das Triebwerk mit dem geringsten Schubwert lief. Sanfter ging es einfach nicht mehr, wenn die Kernreaktion nicht zum Stillstand kommen sollte.
»Vorsicht jetzt. Gut aufpassen«, brüllte ich Hannibal zu.
Er hatte die rechte Hand über dem Rotorschalter, die linke umklammerte den Knüppel für die aerodynamische Steuerung.
Die draußen wartenden Offiziere winkten programmgemäß. Ich beugte mich zur noch offenen Luke hinab.
Als ich die Waffe aus der Kombination zog und die Sicherung herumschnappen ließ, sagte der Zwerg
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