Grosseinsatz Morgenröte
niemand aus dem Werk hinaus konnte und ein Funkverkehr völlig unmöglich war, hätten wir in aller Gemütsruhe mit dem Jäger losfliegen können. Niemand hätte direkt nachprüfen können, ob die Flucht nun wirklich unter entsprechenden Umständen stattgefunden hatte oder ob der Start unter normalen Umständen erfolgt war.
Da wir aber GWA-Schatten waren, mißtrauten wir sogar unserer eigenen Zunge. Die lange Schulungszeit machte sich stets bemerkbar. Deshalb hatten wir dementsprechende Vorbereitungen getroffen.
Wir hatten auf einen Trick zurückgegriffen, mit dem wir schon einmal sehr gut gefahren waren. Nur lagen die Dinge diesmal anders. Jedermann im Werk sollte wissen, wie gemeingefährlich dieser Dr. Hofart war, also brauchten wir wenigstens zwei Tote.
Vor Tagesanbruch hatte der Chef auf mein Verlangen zwei Leichen ins Werk bringen lassen. Es handelte sich um ehemalige Soldaten, die von einem Militärgericht wegen Fahnenflucht und Vergewaltigung zum Tode verurteilt und hingerichtet worden waren.
Wir hatten den Toten die Uniformen jener beiden GWA-Offiziere angezogen, die außer dem Kommandanten des Einsatzkommandos noch eingeweiht worden waren. Nachdem wir die Leichen für unsere Zwecke präpariert und in den Bereitschaftsraum gelegt hatten, erschienen Kommandant Wilfing, Oberst Habcour und Professor Scheuning.
Wir führten die letzten Besprechungen. Scheuning bestätigte mir, daß die Annäherungszünder der robotgesteuerten Luftabwehr-Raketen unauffällig und von ihm persönlich verändert worden wären. Demnach müßten die Geschosse wenigstens fünfhundert Meter von der Maschine entfernt explodieren.
Hannibal trug schon die Druckkombination mit den Symbolen der Raumgarde.
Unruhig sagte er:
»Na, hoffentlich detonieren die Dinger nicht genau unter meinen Füßen. Müssen die unbedingt in die Luft gejagt werden?«
»Sie müssen«, betonte ich kompromißlos. »Es könnte sein, daß wir von außenstehenden Personen gesehen werden. Ich rechne mit Beobachtungsposten des GAS-Geheimdienstes. Es dürfte wohl vermessen sein, anzunehmen, daß man in Peking nichts vom Columbia-Atomwerk weiß. Wenn das aber der Fall ist, dann hat man in den wilden Bergen garantiert Wachen, wenigstens aber automatische Kameras stationiert. Ich kenne diese Methoden nur zu gut. Es wäre also unbedingt verdächtig, wenn wir ungeschoren abfliegen könnten. Die Raketenbatterien des Werks müssen feuern, und die Rak-Geschosse müssen auch detonieren. Wir werden inzwischen schon so hoch sein, daß man die wahren Geschehnisse nicht mehr feststellen kann.«
»Sie können sich darauf verlassen, daß die Sprengköpfe weit entfernt explodieren«, betonte Scheuning. Ich glaubte ihm aufs Wort.
Habcour gab die letzten Anweisungen. Die Maschine stand auf dem gewohnten Landeplatz. Sie war in tadellosem Zustand. Die »Einschußöffnungen« waren sorgfältig angebracht worden. Wir mußten einen stichhaltigen Grund anführen können, wenn der geheime Jäger nach der Landung in Asien explodierte.
Wir hatten an alles gedacht. Von Wilfing erhielt ich eine normale Dienstpistole. Es war eine schwere, langläufige Henderley, Kaliber 7 mm. Das Magazin faßte vierundzwanzig hochbrisante Geschosse.
Die Flucht war auf fünfzehn Uhr festgesetzt. Zu jenem Zeitpunkt sollte angeblich der letzte Testflug von Captain Shelter stattfinden. Unter diesem Namen war Hannibal im Werk bekannt. Er sollte ihn auch während des Einsatzes führen. Die Unterlagen im Hauptquartier der Raumgarde waren in GWA-Präzisionsarbeit in die Karteien eingefügt
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