Grosseinsatz Morgenröte
worden. In dieser Hinsicht war auch der Kleine gut abgesichert.
Der »Großeinsatz Morgenröte« begann endgültig mit dem Eintritt der beiden Offiziere, die wenig später als die zwei Leichen identifiziert werden sollten. Sie hantierten an den Panzerwesten herum, die ihre Uniformblusen etwas aufbauschten.
»Habt ihr Nerven, ihr Heldenfiguren?« fragte der Zwerg grinsend.
»Treffen Sie nur genau meine Brust, Sir«, sagte einer fahrig. »Das dürfte zur Zeit die einzige Stelle sein, wo ein Henderley-Geschoß nicht viel Unheil anrichten kann.«
»Sie können sich darauf verlassen«, sagte ich beruhigend. »Ich kann vielleicht den Brusttaschenknopf um einen halben Millimeter verfehlen, niemals aber Ihre Brust. Sind die Leichen im Wagen?«
»Jawohl, Sir.«
»Okay. Wenn ich euch ›erschossen‹ habe, wartet ihr, bis die Karre ankommt. Dann macht ihr einen Satz und verschwindet im Kasten. Die echten Leichen auf den Beton legen. Dafür sorgen, daß kein Techniker in der Nähe ist. Wilfing, haben Sie an Ihre Flugplatzwachen Manövermunition ausgeteilt?«
»Erledigt. Die Männer werden ihre Magazine mit viel Krach in die Luft donnern. Bis das passiert ist, bin ich mit dem Wagen da.«
Wir verabschiedeten uns kurz. Worte waren jetzt sinnlos. Wenn alles gutging, war der Einsatz zehnmal schneller beendet, als die umfangreichen Vorbereitungen gedauert hatten.
Hannibal verschwand nach draußen. Ich verfolgte seinen Weg auf dem Bildschirm. Als er in die Maschine kletterte, wurde ich offiziell von ihm angefordert. Er hatte angeblich Schwierigkeiten mit dem Zündungsprozeß innerhalb der Reaktions-Brennkammer.
Die beiden Offiziere schulterten ihre Maschinenpistolen. Ich wurde in einen Bereitschaftswagen verfrachtet. Ich wußte, daß die Augen der wenigen Eingeweihten an den Bildschirmen hingen.
Wir durchfuhren die Sperren des relativ kleinen Flugplatzes, dessen Hangars sich an die Felswände schmiegten. Mitten auf der Betonfläche stand der scheibenförmige Raumjäger. Die Klappe aus strahlungsundurchlässigem Potronin-Plast war noch hinter der Düsenöffnung der Brennkammer geschlossen. Sie strahlte noch leicht vom letzten Testflug.
Da ich in Begleitung der beiden Offiziere eintraf, blieben die regulären Platzwachen an der Sperre zurück. Die umherlaufenden Techniker und Ingenieure warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu, als der berühmt und berüchtigt gewordene Dr. Hofart angefahren wurde.
Dicht vor der Maschine hielt der Wagen an. Ich sprang zu Boden. Ich trug die hellgrüne Kunstfaserkombination der Kernphysiker. Im Brustausschnitt steckte die durchgeladene Henderley mit den scharfen Geschossen.
Die umstehenden Warte wurden von den Offizieren weggeschickt, jedoch nicht so weit, daß sie nicht hätten sehen können, was mit dem Raumjäger geschah.
Hannibal hatte bereits den vorderen Pilotensitz eingenommen. Der Platz hinter ihm war frei. Das mußte meine Chance sein.
Er hatte das Druckschott der transparenten Kanzel geöffnet. Der Helm seines Druckanzuges hing noch zurückgeklappt auf den Schultern, so daß ich seinen eiförmigen Kopf gut sehen konnte.
Noch ein prüfender Blick in die Runde.
Die beiden Offiziere vom GWA-Einsatzkommando standen nur wenige Meter entfernt. Die schweren Maschinenpistolen hingen in ihren Armbeugen. Ich konnte ihre Gesichter deutlich erkennen. Ob es wohl ein besonders prickelndes Gefühl war, als lebende Zielscheibe zu dienen?
Die Scheibe des Raumjägers stand flach über dem Boden. Die Schutzklappe über den beiden gegenläufigen Rotorkränzen war noch ausgefahren, so daß ich gut die gewölbte
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