Grosseinsatz Morgenröte
letzten Augenblick »bemerkt« hatte. Es hing mit mir zusammen.
»Nein, Sir, keine Sorge. Captain Shelter ist unbedingt zuverlässig. Ich habe ihn bei unserem Start nur deshalb mit der Waffe bedroht, damit man ihn nicht sofort der Mithilfe verdächtigte.«
»Oh, ich bitte um Entschuldigung«, lächelte der Oberst höflich. »Demnach haben Sie wohl Treffer erhalten, nicht wahr?«
»Ja, Sir. Beim Start konnten wir den Maschinenwaffen der Wachen nicht ausweichen. Über dem Pazifik wurden wir außerdem von Sprengstücken explodierender Abwehrraketen getroffen. Es ist ein Wunder, daß die Maschine überhaupt noch fliegt. Sie müssen wissen, daß wir hier ein völlig neuartiges Triebwerk haben. Es ist großartig, aber sehr empfindlich. Was sollen wir nun tun? Shelter sagt, daß er sich keine Landung zutraut. Die Randrotoren wollen nicht anlaufen. Wahrscheinlich sind sie verformt oder aus den Umlauflagern gekantet worden. Es hat sehr starke Druckwellen gegeben.«
»Ich – Verzeihung, Sie werden aus Tschungking verlangt. Ich schalte um. Bleiben Sie bitte am Gerät.«
Hannibal warf mir einen schnellen Blick zu und ließ den Jäger weiter in der Luft herumtaumeln. Wir standen nur noch knapp zehn Kilometer über dem Boden. Unsere Geschwindigkeit war gering.
»Aufpassen«, hauchte er, während ich die Hand über das Mikrophon hielt. »Tschungking hat eine bedeutende Geheimdienstzentrale. Sie müssen dort unser Gespräch abgehört haben. Äußerste Vorsicht, Langer.«
Im gleichen Augenblick tauchte das Gesicht eines Chinesen auf. Der Anblick versetzte mir einen ziemlichen Schock, da ich sofort den allmächtigen Geheimdienstchef des Großasiatischen-Staatenbundes erkannte.
Jeder GWA-Agent kannte den untersetzten, energiegeladenen und hochintelligenten Sui-Yang. Ich hatte sogar einen sehr genauen Psychotest von ihm gesehen. Der Himmel mochte wissen, wie unsere asiatischen Verbindungsleute zu diesem enorm wichtigen Dokument gekommen waren. Für uns war es voll allergrößter Bedeutung, da wir aus den Angaben ziemlich genau seine Reaktionen auf verschiedene Sachlagen berechnen konnten.
Ich kannte ihn also sehr genau, obwohl ich ihm noch nicht von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hatte.
»Guten Morgen, Dr. Hofart«, klang es in gepflegtem Englisch aus dem Lautsprecher. »Sui-Yang ist mein Name. Ich weiß nicht, ob Sie ihn schon einmal gehört haben?«
Es war mehr als eine Frage. Auch die lächelnde Maske des Mannes konnte nicht darüber hinwegtäuschen. Von nun an ließ ich äußerste Vorsicht walten.
»Es – es tut mir leid … Sir«, stotterte ich.
Er nickte kurz und erklärte dazu:
»Ich bin Chef des Geheimdienstes, zur Zeit auf dem Wege nach Tschungking. Ich spreche von meiner Maschine aus. Schönen Dank auch, Doktor.«
Ich blickte ihn verständnislos an. Er lachte leise auf.
»Ich sehe Sie überrascht. Ich bedankte mich für Ihre offene und ehrliche Aussage über das Triebwerk Ihres Jägers. Natürlich wissen wir, daß die Maschine damit ausgerüstet ist. Ich denke, wir können gute Freunde werden. Soeben kamen übrigens bedeutsame Nachrichten aus den Staaten. In Washington haben einige Leute Tobsuchtsanfälle bekommen.«
Ich lächelte. Wundervoll, wie die GWA-Spezialisten vorgebaut hatten. Bestürzend großartig war aber auch die Arbeit asiatischer Agenten.
»Wenn Sie nicht mehr gefahrlos landen können, springen Sie bitte mit den Fallschirmen ab. Eine Transportmaschine wird wenig später eintreffen und Sie aufnehmen. Sind Sie verwundet?«
Ich schaute unwillkürlich auf die großkalibrige Druckluftpistole, die Hannibal soeben aus einem Fach nahm. Da er in der
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