Grosseinsatz Morgenröte
Fernsehaufnahme nicht erschien, war das kein Problem.
Der Kleine lachte mich aufmunternd an, und ich entgegnete:
»Ich nicht, Sir, aber Shelter hat eine Schußwunde im linken Oberschenkel. Er hat ziemlich viel Blut verloren. Er ist blaß und erschöpft. Die Flucht war sehr anstrengend.«
»Ich weiß. Wir haben Sie mit Spezialgeräten verfolgt. Sie sind den amerikanischen Jägern nur knapp entronnen. Unter solchen Umständen wäre eine Landung zu gefährlich. Gehen Sie noch etwas tiefer und lassen Sie sich aus der Maschine katapultieren. Zwei Jäger werden neben Ihnen landen und warten.«
In dem stotternden Heulen unseres Triebwerks ging der scharfe Preßluftknall unter. Hannibal bäumte sich stöhnend im Sitz auf. Blut lief an seinem Bein herunter. Er gab mir das vereinbarte Zeichen.
Ich reichte ihm das Mikrophon und drehte auch das Aufnahme-Okular zu ihm hin, so daß man auf der anderen Seite sein schmerzverzerrtes Gesicht sehen konnte.
»Sir«, keuchte er schwer atmend, »Sir – bedenken Sie, daß wir mit dem Absprung die Maschine vernichten. Sie ist wertvoll, direkt unersetzlich. Ich möchte nicht …«
»Nein, nein, das erlaube ich nicht«, fiel Sui-Yang beschwörend ein. »Danke für Ihren freundlichen Rat, aber Sie sind uns viel wichtiger als der Jäger. Springen Sie sofort ab. Sie sehen erschreckend aus. Ihre Kombination ist ja durchblutet.«
»Jawohl, Sir. Wie Sie meinen, Sir«, stöhnte der Kleine. »Ich gehe tiefer und sprenge die Kabine ab.«
Ehe die Antwort kam, drückte ich auf den Knopf.
Unter uns, im Leib des Diskus, erfolgten einige deutlich vernehmbare Explosionen. Große Bruchstücke lösten sich von der Rumpfunterseite. Nun wurde das Arbeitsgeräusch des Triebwerks erst recht unregelmäßig.
Schrill pfeifend kippte die Scheibe auf den Rand und begann mit steigender Geschwindigkeit nach unten zu rasen.
Ich hatte das Mikrophon abgeschaltet, die Bildaufnahme aber laufen lassen. Es mußte so aussehen, als hätten die Explosionen den Tonteil zerstört.
Ich sah das plötzlich besorgte Gesicht des Chinesen auf der Bildfläche.
»Abspringen! So springen Sie doch! Sie stürzen! Springen Sie!«
Ich bewegte die Lippen, als gäbe ich Antwort. In aller Seelenruhe ließ Hannibal die Preßluftpistole durch die Bodenklappe in den Maschinenraum fallen, damit sie auch restlos zerstört wurde.
Erst in zweitausend Meter Höhe riß er den Jäger aus dem Sturz, richtete ihn auf und sprengte mit einem Griff zum Notschalter die gesamte Kabinenverkleidung ab.
Zugleich donnerte es unter mir. Mein Schaumstoffsitz zischte in den Schienen nach oben und flog aus der Kabine. Ich wurde von dem fürchterlichen Anprall der Luft nach hinten gerissen.
Der Druck peitschte mir trotz Helmvisier durch Mund und Nase in die Lungen. Mir war, als müßten sie zerbersten. Vor meinen Augen wirbelten rote Kreise. Mir wurde erneut klar, warum die Piloten überschallschneller Jäger panzerartige Helme trugen.
Erst das Knallen des aufgehenden Fallschirms brachte mich in die Wirklichkeit zurück. Als ich wieder klar sehen konnte, lösten sich schon die Gurte, und mein Schleudersitz fiel unter mir weg. Ich hing am Fallschirm, mit dem ich sicher unten ankam.
Meine Landung mußte unbeholfen wirken. Also ließ ich mir Hände, Knie und Gesicht aufschrammen. Wild fluchend schlug ich schließlich auf das Sammelschloß der Gurte. Der im Wind treibende Schirm sackte in sich zusammen.
Hannibal kam noch schlechter auf. Er schien etwas zu intensiv in sein Bein geschossen zu haben. Erschreckt fragte ich mich, ob er sich nicht den Knochen verletzt hatte.
Meine Schürfwunden schmerzten. Stöhnend richtete ich mich auf. Es geschah, als der Kleine gerade seinen Schirm löste.
Ich
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