Grosseinsatz Morgenröte
Es wäre sogar entspannend und ausgesprochen erholsam gewesen, wenn wir nicht schon wenige Stunden nach der Einlieferung die getarnten Mikrophone entdeckt hätten.
Sehr höflich und überaus freundlich waren die Chinesen. Die Ärzte waren Kapazitäten, die Schwestern behandelten uns zuvorkommend, und an der Verpflegung war nichts auszusetzen. Man verwöhnte uns wie Millionäre, die es in Groß-Asien allerdings nicht mehr gab.
In früheren Diktaturen hatten immer noch schwerreiche Leute existieren können. Wenn die Regierungsparolen von Freiheit, absoluter Gleichstellung und persönlichem Bestimmungsrecht in allen Fragen des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens einwandfrei gewesen wären, so hätten wir uns mit Groß-Asien gut verstehen können.
Wir, in der westlichen Welt, hätten keineswegs etwas dagegen einzuwenden gehabt, wenn die Menschen des asiatischen Kontinents nach jahrhundertelanger Rückständigkeit im Zuge einer großzügigen Technifizierung glücklich und zufrieden geworden wären.
Wir wußten aus sicheren Quellen, daß Peking im Haushaltsjahr 2002 zweihundertelf Milliarden Dollar allein für die Rüstung ausgegeben hatte.
Es war eine ungeheuerliche Summe, und für 2003 mußte sie noch größer werden. Vielleicht lag es daran, daß man in Asien nicht schnell genug weiterkam, weil es noch immer Mißernten, Überschwemmungen und kulturell unterentwickelte Gebiete gab.
Die Großindustrie war absolut dominierend. Könner aller Wissens- und Fachgebiete litten in keiner Weise Mangel, aber die breiten Bevölkerungsschichten hatten noch lange nicht unseren Lebensstandard erreicht.
Armee, Marine, Luft- und Raumwaffe benötigten enorme Menschenmassen und Gelder. Vielleicht wäre hier alles in Ordnung gewesen, wenn es nicht das Wörtchen »Angst« gegeben hätte.
Der Ministerrat in Peking war grundsätzlich aufgeschlossen, wenn auch sehr mißtrauisch gegenüber allem, was aus dem Westen kam. Auf dem Gebiet der Außenpolitik bemühten wir uns ständig, die Leute nicht unnötig zu verärgern. Innenpolitische Probleme hatten uns ohnehin nicht zu interessieren, obwohl gerade dort die Gefahr lag.
In den Jahren von 1990 bis 2000 waren sieben neue Männer an die Spitze des Ministerrates gekommen. Jeder von ihnen hatte die Regierungsgeschäfte diktatorisch geführt und alles unternommen, seine politischen Konkurrenten möglichst schnell auszuschalten. Es waren aber immer neue Neider und machtgierige Personen aufgetaucht.
Zur Zeit hielt ein ehemaliger Raumwaffen-Marschall in Peking die Macht in den Händen. Der Geheimdienst und die Politische Polizei unterstanden dem untersetzten, muskulösen Mann mit dem Namen Sui-Yang.
Er hatte bereits drei Regierungsperioden lebend und im Amt überstanden. Das zeugte von einer großen seiltänzerischen Geschicklichkeit. Mit diesem Mann mußten wir uns nun auseinandersetzen.
Bisher hatte er uns in Ruhe gelassen. Ein kurzer Besuch war freundschaftlich verlaufen. Seine Beamten hatten sich respektvoll zurückgehalten.
Da ich zu gut wußte, wie schnell das ins Gegenteil umschlagen konnte, wurde ich des Aufenthaltes in der Klinik nicht recht froh. Meine relativ harmlosen Schürf- und Platzwunden waren inzwischen verheilt, da man auch in China die modernen Heilmethoden kannte. Hannibals Bein wies kaum noch eine bläuliche Narbe auf. Seine Bewegungsfähigkeit war voll wiederhergestellt.
Trotzdem hatte man uns noch zwei Tage zur Erholung zugebilligt. Wir sahen Fernsehsendungen aus allen Ländern des Bundes, und der
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