Grosseinsatz Morgenröte
taumelte über das steinige Gelände. Hannibal lag reglos vor einem dornigen Gebüsch. Ehe ich ihn erreichen konnte, klang das Pfeifen rotierender Hubschrauben auf. Ein chinesischer Raumjäger landete hart auf dem felsigen Boden. Der Pilot hatte allerhand riskiert.
Er stellte nicht einmal das Turbotriebwerk ab, sondern rannte sofort auf mich zu. Die Männer mußten sehr genaue Befehle haben. Er trug sogar einen Verbandskasten unter dem Arm.
Es war ein junger Leutnant von schlanker, knabenhafter Gestalt. Im Laufen riß er sich den Helm vom Kopf und ließ ihn achtlos auf die Erde fallen.
»Liegenbleiben, Doktor«, schrie er mir zu. »Dem Captain wird geholfen.«
Schon war er bei mir, und ich ließ mich tatsächlich zu Boden sinken. Bei Hannibal landete eine andere Maschine. Ich traute meinen Augen nicht – wer da ins Freie sprang, war niemand anders als der chinesische Geschwaderkommandeur.
Bei allem, was mir heilig war – mit einem solchen Empfang hatte ich nicht gerechnet! Der junge Offizier bemühte sich besorgt um meine Verletzungen.
Ich bin aber auch nur ein Mensch. Ich kann nicht einfach darüber hinwegsehen, wenn jemand anständig handelt. Dem Piloten war bestimmt kein Vorwurf daraus zu machen, daß er zufällig in China geboren war.
Ich bedankte mich aufrichtig, zumal der Oberst weiter vorn den Kleinen verband. So, wie ich Hannibal kannte, war er ebenfalls dankbar. Unser Abwehrkampf galt nur dem System, nicht aber dem einzelnen! Das waren wirklich achtenswerte Männer.
Ein sonnenheller Glutpilz schoß einige Kilometer entfernt in den Himmel. Unser Jäger war längst aufgeschlagen, aber das Plasma ging jetzt erst hoch. Die harte Neutronenstrahlung der beiden Meiler mußte den Spaltstoff zur Reaktion gebracht haben, zumal wir die Entspannungskammer noch randvoll gefüllt hatten.
Der Diskus verwandelte sich in eine Art spontan explodierende Atombombe. Der grollende Donner kam später an. Die heiße Druckwelle fegte den Sand über den Boden.
»Nicht schlimm, Doktor«, beruhigte mich der Chinese. »Machen Sie sich keine Gedanken. Ich muß Ihre Kombination aufschneiden. Ihre Knie sehen übel aus.«
»Danke«, hauchte ich. »Was ist mit dem Captain? Er ist schwer verwundet.«
»Keine Sorge, Doktor. Der Kommandeur versteht sich darauf. Es besteht keine Verblutungsgefahr.«
Nur zehn Minuten später kam ein moderner Flugschrauber mit heulenden Rotoren angeschossen. Er landete hart.
Männer in weißen Kitteln sprangen heraus. Andere Leute folgten mit Traggestellen. Ich war schneller in der Obhut eines Arztes, als ich es jemals erhofft hatte. Nein – auf so einen Empfang war ich nicht vorbereitet gewesen. Langsam begriff ich, welch unerhört guten Start uns der Chef verschafft hatte. Ob er wohl ahnte, wie tadellos der Einsatz verlief?
Hannibal wurde an mir vorbeigetragen. Er winkte mir schwach zu.
Augenblicke später wurden wir behutsam in die Maschine gebracht. Diesmal führte der Pilot einen Start aus, der so sanft und ruckfrei wie nur möglich war.
Wenn das so weiterging, konnte unser Auftrag zu einer Spielerei werden. Bei dem Gedanken verschwand meine bisherige Freude. Ich erinnerte mich an das Gesicht dieses Sui-Yang.
Beim Jupiter – dieser eiskalte Rechner ließ uns nicht umsonst so fürsorglich behandeln! Der tat nichts ohne Grund. Ich machte mir klar, daß ich eine sehr kostbare Ware für ihn war, denn ich wußte, wie ein Plasmatriebwerk arbeitete.
Es war erstaunlich, wie mich diese Überlegungen ernüchterten. Ich sah nur noch die Gefahr!
7.
Es war der vierte Tag in der supermodernen Armee-Klinik von Tschungking. Wir hatten ein großes, mit allem Komfort ausgestattetes Zimmer.
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