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Grosseinsatz Morgenröte

Grosseinsatz Morgenröte

Titel: Grosseinsatz Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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tau­mel­te über das stei­ni­ge Ge­län­de. Han­ni­bal lag reg­los vor ei­nem dor­ni­gen Ge­büsch. Ehe ich ihn er­rei­chen konn­te, klang das Pfei­fen ro­tie­ren­der Hub­schrau­ben auf. Ein chi­ne­si­scher Raum­jä­ger lan­de­te hart auf dem fel­si­gen Bo­den. Der Pi­lot hat­te al­ler­hand ris­kiert.
    Er stell­te nicht ein­mal das Tur­bo­trieb­werk ab, son­dern rann­te so­fort auf mich zu. Die Män­ner muß­ten sehr ge­naue Be­feh­le ha­ben. Er trug so­gar einen Ver­bands­kas­ten un­ter dem Arm.
    Es war ein jun­ger Leut­nant von schlan­ker, kna­ben­haf­ter Ge­stalt. Im Lau­fen riß er sich den Helm vom Kopf und ließ ihn acht­los auf die Er­de fal­len.
    »Lie­gen­blei­ben, Dok­tor«, schrie er mir zu. »Dem Cap­tain wird ge­hol­fen.«
    Schon war er bei mir, und ich ließ mich tat­säch­lich zu Bo­den sin­ken. Bei Han­ni­bal lan­de­te ei­ne an­de­re Ma­schi­ne. Ich trau­te mei­nen Au­gen nicht – wer da ins Freie sprang, war nie­mand an­ders als der chi­ne­si­sche Ge­schwa­der­kom­man­deur.
    Bei al­lem, was mir hei­lig war – mit ei­nem sol­chen Emp­fang hat­te ich nicht ge­rech­net! Der jun­ge Of­fi­zier be­müh­te sich be­sorgt um mei­ne Ver­let­zun­gen.
    Ich bin aber auch nur ein Mensch. Ich kann nicht ein­fach dar­über hin­weg­se­hen, wenn je­mand an­stän­dig han­delt. Dem Pi­lo­ten war be­stimmt kein Vor­wurf dar­aus zu ma­chen, daß er zu­fäl­lig in Chi­na ge­bo­ren war.
    Ich be­dank­te mich auf­rich­tig, zu­mal der Oberst wei­ter vorn den Klei­nen ver­band. So, wie ich Han­ni­bal kann­te, war er eben­falls dank­bar. Un­ser Ab­wehr­kampf galt nur dem Sys­tem, nicht aber dem ein­zel­nen! Das wa­ren wirk­lich ach­tens­wer­te Män­ner.
    Ein son­nen­hel­ler Glut­pilz schoß ei­ni­ge Ki­lo­me­ter ent­fernt in den Him­mel. Un­ser Jä­ger war längst auf­ge­schla­gen, aber das Plas­ma ging jetzt erst hoch. Die har­te Neu­tro­nen­strah­lung der bei­den Mei­ler muß­te den Spalt­stoff zur Re­ak­ti­on ge­bracht ha­ben, zu­mal wir die Ent­span­nungs­kam­mer noch rand­voll ge­füllt hat­ten.
    Der Dis­kus ver­wan­del­te sich in ei­ne Art spon­tan ex­plo­die­ren­de Atom­bom­be. Der grol­len­de Don­ner kam spä­ter an. Die hei­ße Druck­wel­le feg­te den Sand über den Bo­den.
    »Nicht schlimm, Dok­tor«, be­ru­hig­te mich der Chi­ne­se. »Ma­chen Sie sich kei­ne Ge­dan­ken. Ich muß Ih­re Kom­bi­na­ti­on auf­schnei­den. Ih­re Knie se­hen übel aus.«
    »Dan­ke«, hauch­te ich. »Was ist mit dem Cap­tain? Er ist schwer ver­wun­det.«
    »Kei­ne Sor­ge, Dok­tor. Der Kom­man­deur ver­steht sich dar­auf. Es be­steht kei­ne Ver­blu­tungs­ge­fahr.«
    Nur zehn Mi­nu­ten spä­ter kam ein mo­der­ner Flug­schrau­ber mit heu­len­den Ro­to­ren an­ge­schos­sen. Er lan­de­te hart.
    Män­ner in wei­ßen Kit­teln spran­gen her­aus. An­de­re Leu­te folg­ten mit Trag­ge­stel­len. Ich war schnel­ler in der Ob­hut ei­nes Arz­tes, als ich es je­mals er­hofft hat­te. Nein – auf so einen Emp­fang war ich nicht vor­be­rei­tet ge­we­sen. Lang­sam be­griff ich, welch un­er­hört gu­ten Start uns der Chef ver­schafft hat­te. Ob er wohl ahn­te, wie ta­del­los der Ein­satz ver­lief?
    Han­ni­bal wur­de an mir vor­bei­ge­tra­gen. Er wink­te mir schwach zu.
    Au­gen­bli­cke spä­ter wur­den wir be­hut­sam in die Ma­schi­ne ge­bracht. Dies­mal führ­te der Pi­lot einen Start aus, der so sanft und ruck­frei wie nur mög­lich war.
    Wenn das so wei­ter­ging, konn­te un­ser Auf­trag zu ei­ner Spie­le­rei wer­den. Bei dem Ge­dan­ken ver­schwand mei­ne bis­he­ri­ge Freu­de. Ich er­in­ner­te mich an das Ge­sicht die­ses Sui-Yang.
    Beim Ju­pi­ter – die­ser eis­kal­te Rech­ner ließ uns nicht um­sonst so für­sorg­lich be­han­deln! Der tat nichts oh­ne Grund. Ich mach­te mir klar, daß ich ei­ne sehr kost­ba­re Wa­re für ihn war, denn ich wuß­te, wie ein Plas­ma­trieb­werk ar­bei­te­te.
    Es war er­staun­lich, wie mich die­se Über­le­gun­gen er­nüch­ter­ten. Ich sah nur noch die Ge­fahr!
     
     

7.
     
    Es war der vier­te Tag in der su­per­mo­der­nen Ar­mee-Kli­nik von Tschung­king. Wir hat­ten ein großes, mit al­lem Kom­fort aus­ge­stat­te­tes Zim­mer.

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