Grosseinsatz Morgenröte
Ausblick auf das Tal des Jangtsekiang war wundervoll. Nur die Lauschmikrophone störten mich. Wir konnten kein vernünftiges Wort wechseln. Außerdem beschäftigte mich die Frage, ob es vielleicht noch Fernsehaugen gab. Die Spione konnten ohne weiteres neben dem Bildschirm des Fernsehgerätes, oder anderswo installiert sein. So genau konnten wir den großen Raum nicht untersuchen.
Zwei Stunden nach der Einlieferung und der ersten Behandlung hatte ich von meinem GWA-Mikrosender Gebrauch gemacht. Das neue Spezialgerät hatte eine Reichweite von knapp zweihundertfünfzig Kilometer. Unsere streng geheime Sup-Ultra-Welle konnte man auch in Asien nicht abhören.
Ich hatte unsere Situation und den derzeitigen Aufenthaltsort durchgegeben in der Hoffnung, daß man die Morsezeichen empfing. Der Sender befand sich wie gewöhnlich in der Muskulatur meines Oberschenkels, in dem nun eine ehemalige Schußnarbe für den kleinen Würfel erweitert und mit Gewebeplast verschlossen hatte. Unter der verwachsenen Kunsthaut trug ich ein einzigartiges Spezialgerät aus den Werkstätten unserer hervorragenden Mikro-Ingenieure. Hannibal trug seinen Sender wieder unter der Achselhöhle. Es war ein großer Nachteil, daß wir nur senden, nicht aber empfangen konnten. Wie sehr vermißte ich unseren Mutanten Manzo, dessen telepathische Gaben uns große Dienste erwiesen hatten.
Ich hatte oft gefunkt. Normalerweise mußte es in der Großstadt eine Nachrichtenzentrale der GWA geben. Wenn man mich gehört hatte, wenn TS-19 gut nach China gekommen war, konnte er sich nun schon in Tschungking befinden.
In meinem letzten Spruch hatte ich um ein Zeichen gebeten. Irgendwie mußte er einen Weg finden, mir verständlich zu machen, daß er meine Sup-Ultra-Sprüche empfangen hatte.
Es waren viele Fragen auf einmal, zumal Sui-Yang bisher noch nichts von unseren Aufgaben gesagt hatte.
Hannibal saß auf der Terrasse und hatte die Augen geschlossen. Ich ruhte neben ihm im Liegestuhl. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß man unseren Aussagen glaubte. Es erscheint mir auch sinnlos, noch einmal auf unsere unglaublichen Vorbereitungen hinzuweisen. Wir hatten eben nichts übersehen.
Trotzdem war ich beunruhigt. Was war mit unserer Spezialausrüstung? Wann würden wir endlich sehen, was uns wirklich interessierte – nämlich die ALPHA?
Ich war mir längst darüber klargeworden, daß das Schiff in einem stark gesicherten Werk liegen mußte. Nach Angaben unseres E-Gehirns stand es unter Berücksichtigung der Schiffsgröße, des Gewichts und des unzugänglichen Absturzortes inmitten des gigantischen Trans-Himalaja mit 99,8prozentiger Wahrscheinlichkeit fest, daß man die Rakete kurzerhand an einige Hochleistungstransporter gehängt und in ein modernes Werk gebracht hatte, wo alle Voraussetzungen zu einer gründlichen Untersuchung bestanden.
Ich konnte mir jedenfalls nichts anderes vorstellen. Hannibal war meiner Meinung. Es hätte Monate gedauert, bis man das beschädigte Raumschiff an Ort und Stelle hätte analysieren können.
Wenn man uns also in das bewußte Werk brachte – was anzunehmen war –, trat die Frage in den Vordergrund, wie wir zu unserer Spezialausrüstung gelangen konnten. Ohne diese Hilfsmittel konnten wir nichts unternehmen.
Zur Zeit mußte das Material noch im Stützpunkt »Dattelpalme« liegen – in der kleinen Stadt Kueilin in Südchina. Augenblicklich war das außer der fehlenden Verbindung zu unseren Leuten meine vordringlichste Sorge.
Als ich noch darüber nachdachte, glitt hinter uns im Krankenzimmer die Tür
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