Grosseinsatz Morgenröte
schön. Um die beschädigten Teile machen Sie sich keine Sorgen. Die für unsere Wissenschaftler verständlichen Schaltungen, Rohrsysteme und was der Dinge mehr sind, werden heute in genauer Nachahmung eintreffen. Sie werden Ihre Kollegen über unklare Dinge informieren müssen. Ruhen Sie also, bitte.«
Das letzte Wort hatte er zögernd ausgesprochen; so, als müßte er sich dazu zwingen.
»Ich habe in den vergangenen Tagen viele Besprechungen geführt, Sir«, erklärte ich. »Dabei ist die Schaltung exakt rekonstruiert worden. Wenn ich das nochmals wiederholen soll, vergehen wieder einige Tage.«
»Sollen Sie auch nicht. Die Pläne sind kopiert und verteilt worden. Es werden trotzdem viele Fragen zu beantworten sein. Sie werden um sechs Uhr abgeholt. Captain Shelter …!«
Der Kleine sprang auf und stellte sich vor die Aufnahme des BS-Gerätes.
»Sir?«
»Sie werden unserem technischen Forschungsstab zugeteilt. Wenn Sie Rat benötigen, wenden Sie sich direkt an Dr. Hofart. Ich hoffe, daß Sie sich in dem Wirrwarr aus unzähligen Einzelteilen zurechtfinden.«
»Sicher, Sir. An mir soll es nicht liegen.«
Marschall Lung-Yen murmelte etwas von angenehmer Ruhe und beendete das Gespräch. Dunkel gähnte uns die Bildfläche an. Zu gerne hätte ich eine bissige Bemerkung gemacht. Hannibal litt unter dem Schweigeverbot noch viel stärker, zumal wir bemüht sein mußten, durch »erfreulich« klingende Worte unsere unsichtbaren Zuhörer zu befriedigen.
»Okay, hinlegen«, kommandierte ich. Meine flache Hand klatschte auf seinen Rücken.
Er war wütend, aber ich konnte ihm nicht helfen. Morgen also sollten wir endlich die ALPHA sehen. Das Schiff interessierte mich überhaupt nicht. Nur sein Triebwerk war entscheidend. Ich hatte schon Informationen geben müssen, die gefährlich nahe an der Wahrheit lagen. Die fähigen Leute des Werks hätten einen zu offensichtlichen Schwindel sofort erkannt. Wenn ich noch vierzehn Tage länger bleiben mußte, war ich ohnehin erledigt.
Alles, was ich erklärt, aufgezeichnet und gesagt hatte, sah sich auf dem Papier wunderbar an. In der Praxis … nein, schon beim experimentellen Großversuch mußte es zu einer Katastrophe kommen.
Beispielsweise hatte ich falsche Daten für die Gasentspannung angegeben. Das Plasma reagierte darauf ausgesprochen bösartig. Wenn es auch nicht in den Kernzerfall trat, so begann es doch unerhört hart zu strahlen.
Ferner arbeiteten die Physiker mit Gleichungen, die in der Theorie einwandfrei waren, beim Experiment jedoch versagten. Ungenügender Feldschirm-Druck mußte beim ersten Kernprozeß zur Explosion der Brennkammer führen.
Weiterhin hatten sie Werte über die Plasmaherstellung erhalten, die zu einer Katastrophe führen mußten. Ich hatte einen falschen Katalysator angegeben – das Element 116 aus der Reihe der Transurane –, und der reagierte mehr als heftig.
Schließlich hatte ich die Asiaten noch mit thermischen Werten versorgt, die so falsch waren wie das Gold der alten Alchimisten. Schon jetzt wurde das Spaltstoffgas in den beiden restlichen Hochdruckbehältern viel zu warm gelagert. Natürlich wunderte ich mich nicht, daß die bei vorgeschriebener Abkühlung von minus 32,45 Grad Celsius völlig harmlosen Leichtstahlflaschen plötzlich eine harte Neutronenstrahlung abgaben. Das Kernspaltungsplasma besaß die Eigenschaft, bei zu hohen Wärmewerten und einem Druck von über 218 atü durch jedes bekannte Material hindurch zu diffundieren. Da half nicht einmal ein molekular verdichteter Edelstahl, da das Plasma auf dichte Molekülketten überhaupt nicht reagierte.
Das
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