Grosseinsatz Morgenröte
lächerlich anmutende Einzelheiten, die aber eminent wichtig werden konnten.
Abschließend fragte ich dringend nach der Ausrüstung. Allerdings konnte ich nicht den kleinsten Hinweis geben, wie man das Material ins Werk und in unseren Besitz bringen könnte.
Als ich meine Sendung zur Sicherheit wiederholt hatte, zog ich unauffällig die Hand aus der Tasche und griff nach einer Zigarette.
»Für mich auch eine Lungenrakete«, sagte der Kleine.
»Hä?«
»Zigarette«, grinste er und streckte verlangend die Hand aus.
Als ich ihm die Packung reichte, meinte er mit einem seltsamen Unterton:
»Es wird höchste Zeit, daß es bald losgeht. Die Theorie geht mir gründlich auf die Nerven.«
»Hmm!« machte ich. Meine Augen drückten eine Warnung aus.
Er begann mit dem Feuer zu spielen, obwohl er als GWA-Agent wissen mußte, daß Geduld unsere erste Tugend sein sollte.
»Geht mir auch auf die Nerven«, beharrte er. »Ich bin nun einmal neugierig, wie das Triebwerk aussieht. Hoffentlich ist es sorgfältig aus dem Schiff ausgebaut worden.«
»Erolter hat das persönlich überwacht. Natürlich hat es Bruch gegeben, aber das schadet kaum etwas. Die Brennkammer läßt sich ersetzen. Die Leitungssysteme bedeuten kein Problem. Viel wichtiger ist die Plasmaherstellung.«
»Deine Sache. Ich bin als Pilot der Raumgarde Ingenieur, und deshalb mache ich mir Gedanken um die Aggregate. Da gibt es Tausende und Abertausende von Einzelheiten, die nicht nur genauestens gemessen, sondern auch analysiert werden müssen. Oder hast du etwa alle Legierungen und Maße im Kopf?«
»Wir werden größtenteils auf hiesige Industrieerzeugnisse zurückgreifen können«, sagte ich betont. Ich war völlig entspannt. Sollten sie ruhig horchen.
»Pumpen, Regler, Abschirmungen und was der Dinge mehr sind, können in kürzester Frist bereitgestellt werden. Die konstruktiven Unterlagen habe ich natürlich nicht genau im Gedächtnis, aber das spielt keine Rolle. Wichtig sind die Daten für die Brennkammer und die Plasmaerzeugung. Es sollen noch zwei Druckflaschen im Schiff gewesen sein.«
»Wenig, sehr wenig. Ich dachte, Peking verlangt einen Probelauf der ALPHA-Maschinen?«
Ich nickte kurz und mußte mich beherrschen, die in meinen Augen aufflammende Freude nicht zu zeigen.
Tatsächlich war aus Peking der Befehl gekommen, das beschädigte Triebwerk auszubessern und vor der Einleitung wirklich teurer Maßnahmen zu beweisen, daß es auch einwandfrei arbeitete. Das kam uns nur gelegen. Zeit bedeutete alles. In den nächsten Tagen konnte schon viel geschehen sein. Wahrscheinlich traute man der Sache noch nicht recht.
Ehe ich noch etwas sagen konnte, summte das Bildsprechgerät. Auf dem kleinen Schirm erschien das Gesicht des Kommandanten.
Marschall Lung-Yen war wieder sehr höflich. Nur sein fordernder Ton gefiel mir nicht. Sein Lächeln wirkte maskenhaft.
»Sie sollten sich hinlegen, Doktor«, klang es aus dem Gerät. »Soeben erreicht mich die Meldung, daß alle wichtigen Maschinenteile der ALPHA endgültig ausgebaut und in einer Halle aufgestellt worden sind. Die Brennkammer und dieser eigenartige Reaktor … eh, wie sagten Sie dazu?«
Er meinte natürlich den Folienreaktor zur direkten Stromerzeugung.
»Kernspaltungs-Folien-Meiler, Sir«, antwortete ich sofort.
»O ja, ganz recht. Dieser Meiler steht ebenfalls in einer strahlungssicheren Kammer. Sie werden einen harten Arbeitstag vor sich haben. Notfalls muß in Schutzanzügen gearbeitet werden. Ich wünsche, daß das komplette Triebwerk so aufgebaut wird, wie es in dem Raumschiff installiert war. Sind Sie darüber genau informiert?«
»Selbstverständlich, Sir.«
»Sehr
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