Grosser Auftritt fuer Sally
gehört?«
Die Zwillinge und Imke platzten fast vor Wichtigtuerei. »Das kann man wohl sagen«, säuselte Mia-Mathilde. »Oder wie würden Sie es nennen, wenn man seit seinem sechsten Geburtstag in einer Fotomodellkartei geführt wird?«
»Donnerwetter«, sagte der Regisseur ohne großes Interesse.
»Wir haben auch eigene Pferde«, bemerkte Imke Zavelstein. »Und zwar super Springpferde. Die hätten Sie lieber nehmen sollen. Dann brauchten Sie nicht diese . . .« Sie beendete den Satz nicht, denn Kai Jensens Blick warnte sie etwas Unüberlegtes über seine Schulpferde zu sagen. Bedauernd breitete Bär Fedder-sen die Arme aus. »Tut mir Leid - das hätte ich eher wissen müssen. Jetzt ist es zu spät.«
Ärgerlich stampfte Dina-Dorothee auf. Die nasse Weide quatschte unter ihren Füßen. »Es hat uns ja niemand gesagt, dass hier ein Film gedreht wird«, brachte sie mit mühsamer Beherrschung hervor.
Kai Jensen hatte bisher halbwegs gelassen zugehört, aber nun mischte er sich ein. »Schluss jetzt mit dem sinnlosen Gerede«, sagte er bestimmt. »Wenn wir nicht bald anfangen, macht uns der Regen einen Strich durch die Rechnung. Außerdem brauche ich meine Pferde heute Nachmittag für den Reitunterricht.«
Er hatte wenig Lust, noch stundenlang hier herumzustehen und mit dem widerspenstigen Kalle am Zügel zu kämpfen. Das Fjordpferd hopste nach allen Seiten. Kalle wollte auf keinen Fall King Louis vorbeilassen, der auf seinen Stammplatz neben dem Chef drängte.
Bär Feddersen seufzte und beobachtete sein Team, das zügig mit der Arbeit anfing. In kürzester Zeit standen die nötigen Aufbauten-Kameraschienen, Kamera, Tontisch, Lampen und Stellwände - wieder an Ort und Stelle. Lampe, der Beleuchter, hantierte an einem Kabel und suchte sich einen Stromanschluss. Nacheinander flackerten seine roten und schwarzen Lampen auf. Innerhalb von Sekunden verwandelte sich das friedliche, sanfte Morgenlicht über der Waldkoppel in eine unheimliche Abendstimmung.
Bär Feddersen musterte die Nervis noch einmal abschätzend. »Ihr wisst doch - der Spot spielt im Mittelalter. Dafür brauche ich natürliche Gesichter. Ihr seid ja viel zu gestylt, Kinder.« Damit war die Diskussion für ihn beendet. Feddersens Seitenhieb auf Lidschatten und Lippenstift traf die Profimodelle natürlich hart. Imke fing sich als Erste.
»Pah.« Sie warf den schwarzen Lockenkopf herum und zog die Schultern hoch. »Dann gucke ich mir die Dreharbeiten aber an Ihrem Monitor an. Ich habe nämlich noch nie einen reitenden Kartoffelsack gesehen. Und schon gar keinen, der springen kann.«
Diese Spitze galt Jule. Selbstverständlich hatte es sich längst herumgesprochen, dass Jule in ihrem Jutekostüm bei der Probe für den Hauptdarsteller eingesprungen war. Mit Sally.
»Als Pferd von Robin Hood wäre mein Holsteiner Wallach viel besser gewesen«, beteuerte Imke Zavelstein. Diese Stichelei konnte sie sich nicht verkneifen, weil Herr Jensen gerade weghörte. »Mein Deichgraf fliegt richtig über die Hindernisse. Natürlich nur mit mir.« Ziemlich dreist, was sie sich herausnahm. Jule konnte es nicht lassen dazwischenzufunken. »Nur weil man einen Vogel hat, kann man noch lange nicht fliegen, Zavelstein«, sagte sie kratzbürstig.
»Aus jetzt.«
Mit dem energischen Kommando, mit dem man normalerweise kläffende Hunde zum Schweigen bringt, beendete der Regisseur die bissige Auseinandersetzung. »Alle zum Umziehen in die Garderoben.« Er klatschte in die Hände. »In dreißig Minuten will ich jeden auf seiner Position sehen. Oder ich kriege einen Tobsuchtsanfall.«
Die Krise blieb Bär Feddersen erspart, alle standen rechtzeitig an ihren markierten Stellen. Auch Sophie, Theresa und Merle, die mit etwas Verspätung angerannt kamen. Nur noch zwei Filmszenen mussten gedreht werden, dann war der Werbespot fertig. Die erste Szene: Robin Hood und die Räuber reißen den Sack mit Waffeln von der Kutsche. Die zweite: Robin Hood springt mit Sally ins Wasser; die Kinder sitzen am Wall. Eine Angelegenheit von drei bis vier Stunden, die man bis mittags durchziehen konnte, wenn nichts dazwischenkam.
Wenn . . .
Da sie erst in der zweiten Szene dran waren, schlenderten Conny, Jule und Luisa nach dem Umziehen zum Regiezelt hinüber. »Die sind ja immer noch da«, bemerkte Jule sofort. Natürlich meinte sie die Gerlach-Zwillinge und Imke Zavelstein. »Mit denen haben wir doch wirklich schon genug Theater gehabt.« Sie spielte auf früheren Ärger mit den drei Mädchen an.
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