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Grosser Auftritt fuer Sally

Grosser Auftritt fuer Sally

Titel: Grosser Auftritt fuer Sally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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zuckender Schnurrbart bedeutete ohne Zweifel: Was kann schon dabei herauskommen, wenn man mit Pferden und Kindern filmt!
    Herr Feddersen goss sich einen heißen Kaffee ein und beklagte sein Schicksal. »In diesem Film für Prosper steckte von Anfang an der Wurm drin«, jammerte er. Bisher war noch kein Drehtag normal verlaufen. »Erst die Kraniche«, beschwerte er sich mit einem Seitenblick auf Conny, »dann Schauspieler, die nicht reiten können, aufsässige Fjordpferde, falsche Kostüme. Ach ja, und Windpocken. Und zu allem Überfluss hat uns auch noch der Regen erwischt.« Conny sah ihn herausfordernd an. »Wo bleibt Ihr Sinn fürs Abenteuer?«, hatte sie auf der Zunge, aber sie schluckte die Bemerkung hinunter. Schließlich gab es da dieses unselige Versprechen an ihre Mutter, den Regisseur nicht zu ärgern. Irgendwie tat er ihr sogar Leid. Sie kannte auch solche Tage, an denen alles schief ging.
    Dafür lief an anderen Tagen alles total super, wie jetzt bei ihr. Sie hatte ihren Rocky, den Werbefilm, die Kraniche - und Daniel. Und heute Nacht schlief sie im Bauwagen am Erlenmoor . .. Das Schicksal verwöhnte sie. Da konnte sie leicht mal großzügig sein und dem gebeutelten Bär eine hässliche Bemerkung ersparen.
    Bär Feddersen sah sie an, als könnte er Gedanken lesen, und lächelte gequält. Dann schickte er Imke Zavelstein zur Kutsche auf die Wiese. Die Fahrer hatten ihm ein Zeichen gegeben, dass sie Hilfe beim Wenden brauchten. Imke folgte der Bitte nur allzu gern. Endlich konnte sie näher bei ihrem angebeteten Axel Rakete sein. Als Imke bei der Kutsche ankam, sah sie regelrecht verklärt aus. Das konnte man von weitem erkennen. Sogar noch vom Regiezelt aus. Schwer vorstellbar, dass Imke im Moment für etwas anderes Augen hatte als für den verkleideten Axel. Hingerissen strahlte sie den jungen Reitlehrer an. Man konnte nur hoffen, dass sie bei der Kutsche nicht wirklich gebraucht wurde.
    Leider trat der Ernstfall aber doch ein. Nachdem die nächsten Filmversuche dreimal wiederholt worden waren, sah die Wiese aus wie ein Schlammloch. Jetzt musste Imke Zavelstein den Kutschenfahrem tatsächlich beim Wenden helfen. »Kann ich noch weiter nach rechts?«, fragte der Fahrer von seinem Kutschbock herunter. Er beugte sich weit zur Seite, konnte die Spurrillen aber nicht genau erkennen. Vorsichtig lenkte er Ankum und Brinkum über den matschigen Grund.
    »Sicher«, sagte Imke lächelnd, ohne hinzusehen. In ihrem Kettenhemdrausch nahm sie nichts wahr außer Axel Rakete. Erst das krachende Splittern von Holz brachte sie wieder in die Wirklichkeit zurück.
    Es war ein hässliches Geräusch, das einem durch Mark und Bein ging, als die Speichen brachen. Sofort nach dem Bersten bekam die Kutsche Schlagseite. Spitze Holzsplitter ragten aus dem rechten Hinterrad. Mit einem Satz sprang der Beifahrer vom Wagen, mit drei Schritten war er bei den Pferden. Beruhigend redete er auf die beiden Friesen ein, die nur kurz getänzelt hatten, denen aber nichts passiert war. Dann sah er sich den Schaden an der Kutsche an.
    »Hast du denn die Steine nicht gesehen? Und das Loch dahinter?«, schimpfte er mit Imke. »Wie kann das einer Reiterin wie dir passieren?«
    Die Mädchen, Kai Jensen, Bär Feddersen, Aufnahmeleiter Kampmann und die anderen vom Filmteam - aus allen Richtungen trafen sie jetzt atemlos an der Unglücksstelle ein. Jule stürzte sich sofort auf Imke Zavelstein. Unsanft packte Jule sie am Arm und schüttelte das Mädchen wie einen nassen Lappen. »Wenn hier deinetwegen ein Pferd verletzt wird, Zavelstein«, schrie sie ihr ins Gesicht, »dann ...«
    Was Zavelstein dann erleben würde, blieb offen. Aber Jules Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass es nicht angenehm sein würde.
    Ankum und Brinkum standen schon wieder ruhig da, als sei gar nichts passiert. Das war das Erste, was Kai Jensen interessierte - dass es seinen Pferden gut ging. Etwas weniger wütend kniete er sich dann neben die Kutsche in den Schlamm, befühlte die drei gebrochenen Speichen, spähte unter den Wagen, rüttelte vorsichtig hier und da und schüttelte dann den Kopf. Ziemlich blass stand er wieder auf.
    »Sie haben meine Hochzeitskutsche umgebracht«, sagte er tonlos zu Bär Feddersen und wischte sich die Hände an der Reithose ab.
    »Umgebracht?«, fragte der Regisseur entsetzt. »Soll das heißen ... sie ist nicht mehr zu benutzen? Auch nicht zu reparieren?«
    Langsam schüttelte Kai Jensen den Kopf. »Auf jeden Fall nicht so schnell. Das ist ein

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