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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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Großer-Tiger auseinander,»denn wir sind nach dem Kompass geritten, und der Hund hat das Wasser gerochen.«
    »Ein vortreffliches Stück Hund«, lobte Mondschein, und er sah sich nach dem Pudel um. Aber der Pudel stand neben dem Brunnen,
     aus dem zwei Männer Wasser für die Pferde schöpften.
    »Gebt ihm zu saufen«, rief Mondschein, »er hat es verdient. Ich sehe«, sagte er zu Ohnezehen, »es ist alles zum Besten gediehen.«
    »Es gibt gute und schlechte Begebenheiten«, erwiderte Ohnezehen einschränkend, »man kann nicht lauter Lustbarkeit erwarten.«
    »Kommt«, rief Mondschein, »kommt Tee trinken. Lasst die Pferde stehen, Sämbilik wird sich um sie kümmern.«
    Er schritt zu dem kleinen Zelt, das einfach blau war und keine Verzierung hatte. Ein junger Bursch von achtzehn Jahren saß
     am Feuer.
    »Sämbilik«, sagte Mondschein, »geh die Pferde absatteln und schau nach den Kamelen.«
    »Ich gehe«, sagte Sämbilik, »der Tee ist in der Kanne.«
    Im Zelt waren vier Plätze. Man sah es an den zusammengerollten Mänteln und an den Gewehren, die an der Seite lagen. Hinter
     jedem Mantel lag eins. Der Boden war mit Filzen bedeckt, und sonst war nichts da außer dem Kessel und einer Kupferkanne, die
     Mondschein in die Hand nahm.
    »Tee trinken«, sagte er friedfertig, und als die Schalen gefüllt waren, fuhr er listig lächelnd fort: »Ich habe drei Kerle
     mitgenommen, die kein Wort Chinesisch verstehen. Wir können daher über alles sprechen, was es gibt und was es geben wird.
     Wie befindet sich Glück?«
    »Der befehlende Herr war leidend, als wir ihn verließen«, teilte Christian mit.
    »Die Himmelskugel aus Eisen traf ihn auf den Kopf«, sagte Großer-Tiger, »da kam das Erschüttern und machte ihn fassungslos.«
    »Glück wünschte mich zum Teufel«, sagte Ohnezehen trocken.
    »Wie das?«, erkundigte sich Mondschein, »habt ihr Streit gehabt?«
    »Unter Verwandten«, setzte ihm Großer-Tiger auseinander, »sind die Meinungen öfter verschieden als unter Fremden.«
    »Die Verfinsterung des Lichts«, versicherte Christian schnell, »wird bloß eine vorübergehende sein.«
    »Verwandte?«, fragte Mondschein unsicher. Er rückte die Fellmütze aus der Stirn, aber mehr zu fragen traute er sich nicht.
     Anshi fiel ihm ein, und das schwere Gewicht des begangenen Unrechts drückte auf Mondschein. »Verwandte?«, fragte er noch einmal,
     weil keiner was sagte.
    »Wir möchten dem werten Herrn Ohnezehen nicht vorgreifen«, erklärte Großer-Tiger.
    »Am besten spricht man nicht davon«, rief Ohnezehen. »Was ist das schon?«, sagte er leise, »ein lumpiger Neffe, ein hergelaufenes
     Nichts von Soldat, was ist das schon?«
    »Trotzdem«, widersprach Christian sanft, »hat der alte Onkel eine große Freude erlebt; man sah es ihm an.«
    »Die Wiederkehr hat mich überrumpelt«, verteidigte sich Ohnezehen, »er gleicht so sehr seinem Vater, der mein Bruder war.«
    »Die Wiederkehr hat Gelingen«, rief Großer-Tiger, »mein Großvater sprach oft davon.«
    »Was das anlangt«, versicherte Mondschein, »darfst du Großer-Tiger glauben. Großväter sind dazu da, den Sinn von Himmel und
     Erde zu verstehen. Du hast einen prächtigen Neffen gefunden, und ich sage dir meine Freude dazu.«
    Ohnezehen beugte sich über die dampfende Teeschale.
    Sein Gesicht wurde rot und heiß, und er überhörte, was Mondschein sagte. Er wollte es auch nicht hören. Solange es Schong-Ma
     gab, gab es keine Freude für Ohnezehen. Das war seit Jahren so.
    »Wird Glück kommen?«, fragte Mondschein.
    »Er hat gute Kamele«, antwortete Ohnezehen, »er wird übermorgen in Tschagan-Burgussun sein, und der andere, der Ungemach heißt,
     wird mit ihm reisen. Sie bringen meine Habe mit.«
    »Gut«, sagte Mondschein zufrieden, »der Führer wird morgen reiten.«
    Er stand auf. »Kommt«, sagte er zu Christian und Großer-Tiger, »der Fürst möchte euch kennenlernen.«
    Christian stand auf, und Großer-Tiger stand auch auf.
    Von einem Zelt zum andern gehen ist kein weiter Weg. Es waren zehn Schritte, und das Zelt sah freundlich aus mit den weißen
     aufgenähten Glückszeichen. Vor dem Eingang steckte eine Lanze im Boden mit einem roten Rossschweif. Kein Haar davon bewegte
     sich, so still stand die Luft, und es war warm. Großer-Tiger und Christian zogen die Mäntel aus.
    »Ich stolpere sonst und ich falle«, sagte Großer-Tiger entschuldigend.
    »Ist er dir zu lang?«, fragte Mondschein lächelnd, »nun, nun, du wirst hineinwachsen.«
    »Ich habe

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