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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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Kameldung lagen hübsch ausgerichtet eine
     neben der andern.
    Eine Stunde, nachdem sie angekommen waren, tränkte Mondschein die Pferde.
    »Schade«, sagte er, »das Wasser ist nicht sehr gut, und wir haben keinen Teekessel.«
    »Ich habe was Ähnliches«, sagte Christian, und er langte die Kupferflasche von Ohnezehen aus dem Ledersack.
    »Man kann die Flasche dreist in die Glut stellen«, sagte Großer-Tiger, »wir haben schon einmal Tee darin gekocht.«
    Mondschein war sehr zufrieden, »denn«, sagte er, »vor morgen früh werden wir kaum was kriegen.«
    Christian und Großer-Tiger sammelten trockenen Dung, und Mondschein brachte eines der verlassenen Lagerfeuer wieder in Gang.
     Weil kein Holz zu Gabelstützen da war, baute er aus Steinen ein Viereck, in das er die Kupferflasche stellte. So verging der
     Nachmittag. Sie tranken viele Male Tee, sie aßen Dörrfleisch und Käse, aber als es Abend wurde, sagte der Uralte-Herr: »Ihr
     hättet besser getan, zwei Stunden zu schlafen.«
    »Wir haben geschlafen«, sagten Christian und Großer-Tiger, »wir sind sehr munter.«
    »Ich auch«, sagte Mondschein.
    »Dann«, sprach Dampignak, »mag die Nacht beginnen.«

Achtundvierzigstes Kapitel, wie Ma und Grünmantel in der Festung »Gewaltiges-Wasser« um Hilfe schrien
    Strahlend zog die junge Mondsichel ihre kurze Bahn. Als sie sich dem Untergang neigte und rot wurde, waren Christian und Großer-Tiger
     schon eine Stunde im Sattel. Im Trab ging es die Karawanenstraße entlang nach Westen. Seit dem Steilhang-Brunnen begleitete
     die Geländestufe den Weg, und wenn sie einmal niedrig wurde oder verschwand, tauchte sie bald wieder auf. Es war, als ob man
     unter einer Stadtmauer entlang ritt, wo man nicht sah, was oben war. Man wusste es aber. Es war die große steinbeworfene Ebene,
     die nach Norden rollte, und ob sie irgendwo zu Ende ging, war unsicher. Auch im Süden lief sie weiter und weiter, und die
     Sterne füllten sie mit bleichem Glanz.
    Als der Siebenstern sich aufrecht stellte und seine Sterne auseinanderzog, damit er sie beim Untergang nicht alle auf einmal
     verlor, bog Dampignak von der Karawanenstraße ab. Er benützte eine Senke in dem Steilabfall, um die höhergelegene Ebene zu
     erreichen. Oben ritt er nur ein kleines Stück nach Norden. Dann folgte er wieder der alten Richtung. Mit schräggewandtem Blick
     beobachtete er die Kante des Steilabfalls, damit der Abstand zur Karawanenstraße der gleiche bliebe. Sie ritten im Schritt.
    Kurz vor Mitternacht stieg Dampignak ab. Die Ebene war plötzlich zu Ende. Hundert Meter von dem Platz, wo sie hielten, gab
     es undurchdringliches Dunkel und gegenüber ein paar matt beleuchtete Hügel. Ein Tal musste dazwischenliegen. Nach der Seite,
     wo die Karawanenstraße zog, ging es ebenfalls den Berg hinunter, aber dort war nichts Dunkles. Man hörte Karawanenglocken
     und man sah weit in die Ebene. Mitten drin stand ein viereckiger Klotz auf einem kleinen Hügelchen. Dass es die alte Grenzfestung
     Möng-Schui war, erkannte man an der Würfelform des Bauwerks, von dem die hohen Umfassungsmauern erhalten waren. Ob es dahinter
     etwas gab, blieb dem Blick verborgen. Im Westen erhoben sich die gleichen matt beleuchteten Hügel. Auch hier war die Ebene
     zu Ende.
    Mondschein nahm die Pferde am Zügel und übergab sie Christian. »Halte sie zwei Augenblicke«, sagte er leise. Dann legte er
     die eisernen Steigbügel verkehrt über die Sättel, damit sie nicht klirren konnten.
    »Ich gehe«, sagte Mondschein.
    Dampignak nickte. »Grüße Hauptmann Kao-Scheng, ich komme zur verabredeten Stunde.«
    Da ging Mondschein mit den Pferden fort.
    Christian und Großer-Tiger wurde es unheimlich. Jeder dachte im Stillen: »Die schlechte Sache beginnt«, aber so weit war es
     noch nicht. Kaum verklangen die letzten Huftritte, als Dampignak Christian und Großer-Tiger winkte. Sie gingen bis zum Rand
     des Steilhangs, und dort legten sie sich auf den Boden. Unten zog die Furche der Karawanenstraße. Von Möng-Schui her drang
     verworrener Lärm. Man hörte Kamele schreien, die Rufe der Treiber hallten durch die Nacht, und dazwischen klangen die Hammerschläge
     auf die Zeltpflöcke.
    Nachher flammten die Lagerfeuer auf. Man sah aber nur ihren Widerschein am Hügel und an der Festungsmauer auf- und niederhuschen,
     denn die drei Zelte der Karawane Ma waren mit dem Eingang nach Süden aufgestellt.
    Das gehörte sich so.
    Das Leben im Lager dauerte nicht lang. Die Kamele waren abgeladen und

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