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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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Pferden, als die Hunde anschlugen, und gleich darauf kamen sechs fremde
     Reiter mit Gewehren und einem Packpferd. Zuerst dachte ich, es wären Leute von uns   …«
    »Holzkopf!«, rief Mondschein, »ich sagte dir, dass niemand von uns an der Grenze ist.«
    »Sprich weiter, Tangat«, befahl Dampignak ruhig.
    »Grenzhauptmann Kao-Scheng war gekommen«, sagte Tangat, »mit fünf Mann. Er grüßte mich, und er fragte nach dem Befinden des
     Fürsten und des befehlenden Herrn Mondschein. Er bat um Entschuldigung wegen Gebietsübertretung, allein der große alte Tupan
     in Urumtschi habe befohlen, zwei junge Fürstensöhne zu suchen, die er schon lange erwartet. Sie heißen Kompass-Berg und Großer-Tiger.«
    »Du siehst sie hier«, sagte Dampignak.
    »Dann«, antwortete Tangat, »ist es nicht mehr nötig, Euch die Bitte des Hauptmanns Kao-Scheng vorzutragen, dem alten Gebieter
     zuliebe nach den jungen Herrn zu forschen. Ich bat den Hauptmann, er möge Ma gegenüber keine Erwähnung deshalb machen, denn
     ich dachte mir zu neun Zehnteln, dass etwas dahinterstecke.«
    »Dein erster vernünftiger Gedanke«, brummte Mondschein.
    »Hauptmann Kao-Scheng blieb im Lager«, fuhr Tangat fort, »und so musste ich auch bleiben, denn alle waren wach geworden, und
     ich wollte sicher sein, dass Kao-Scheng über seinen Auftrag schwieg. Vor einer Stunde ist er endlich mit seinen Leuten zur
     Grenze zurückgeritten, und Ma wird auch bald nach Möng-Schui aufbrechen. Ich sagte zu ihm: ›Unterwegs habe ich meinen Daschior
     verloren, und ich will ihn suchen gehen. Ich werde bald zurück sein.‹«
    »Du hast in allen Dingen recht getan«, lobte Dampignak.
    Tangat strahlte. »Kann ich«, fragte er, »dem Hauptmann Kao-Scheng ausrichten, dass die zwei Fürstensöhne gefunden sind? Er
     lagert heute Nacht wie immer am Steinbach.«
    »Holzkopf!«, rief Mondschein wieder, »merkst du nicht, dass die Sache sehr geheim ist?«
    »Wo wird Ma lagern?«, fragte der Uralte-Herr ruhig.
    »Ma sagte, der Steinbach sei kein guter Platz für die Kamele. Er will gleich neben der alten Festung die Zelte aufschlagen.
     Dort, sagte Ma, sei es eben, und der Boden sei weich und ohne Steine.«
    Mondschein nickte zufrieden. Er zwinkerte verstohlen Großer-Tiger und Christian zu, und der Uralte-Herr sprach: »Du magst
     heute Nacht zum Steinbach hinübergehen. Grüße den Hauptmann Kao-Scheng und sprich zu ihm: ›Der Fürst empfiehlt sich dem Herrn
     Hauptmann. Er wird drei Stunden vor Sonnenaufgang selbst kommen und dem Herrn Hauptmann Kompass-Berg und Großer-Tiger vorstellen.
     Der Herr Hauptmann möge auf alles achten, was bis dahin vorgeht. Der Fürst wird ihm dafür zu danken wissen.‹ Jetzt reite.«
    Tangat verneigte sich tief. Er sagte: »Ich habe Belehrung erfahren, und kein Wort wird mir entwischen. Ich wünsche Frieden.«
     Damit erhob er sich, grüßte Mondschein, Großer-Tiger und Christian und eilte den Hügel hinab zu seinem Pferd.
    »Sä Jabonah!«, rief Mondschein versöhnt, und Christian und Großer-Tiger riefen auch: »Sä Jabonah!«
    Tangat schwenkte sein Gewehr zum Abschied und sprengte davon.
    Drei Stunden lang blieb Dampignak auf dem Platz hinter dem Hügel. Die Karawanenstraße lag in der Sonne, aber es kam niemand,
     und Christian und Großer-Tiger wurde die Zeit lang. Sie holten ein Stückchen Käse aus der Tasche, das sie vorsorglich eingesteckt
     hatten und knabberten daran, aber weil es nichts zu trinken gab, hörten sie bald auf damit. Am Fuß des Hügels standen die
     Pferde und ließen die Köpfe hängen. Mondschein war eingeschlafen.
    Endlich stand der Uralte-Herr auf.
    »Komm, Pfötchen«, sagte er, »es ist Zeit.«
    »Hoppla!«, rief Mondschein, »mir scheint, ich war gerade dabei einzunicken.«
    »Du hast geschnarcht«, sagte Dampignak, und er ging den Hügel hinab.
    Mondschein beeilte sich, den Pferden die Fußfesseln abzunehmen, denn er wollte zeigen, wie munter er sei.
    »Es pressiert nicht, Pfötchen«, sagte Dampignak lächelnd, »in der Eile sind Fehler.«
    Sie ritten gemächlich zur Karawanenstraße zurück. Auch nachher ließ Dampignak die Pferde im Schritt gehen, und erst als sich
     in der nach Norden ansteigenden Ebene ein Einschnitt zeigte, der steil zur Straße abfiel, gab er das Zeichen zum Trab. Der
     Platz vor dem Steilhang war leer. Ma war mit seiner Karawane weitergezogen, aber die Lagerfeuer rauchten noch. Rund um den
     Brunnen war der Boden feucht von vergossenem Wasser, und viele Reihen von frischem

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