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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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weil man sie nicht wärmen konnte, tranken die Männer den Schnaps
     kalt.
    Mondschein trank der Höflichkeit halber auch, aber er sagte: »Die jungen Herrn sind des Trinkens ungewohnt; sie wünschen zu
     schlafen.«
    Christian begann zu gähnen, und Großer-Tiger half ihm dabei. Da ging Mondschein mit ihnen abseits hinter einen Felsvorsprung.
     – »Schlafen, gut schlafen«, rief er und zog die Stiefel aus. Das war aber voreilig, und Mondschein schlüpfte wieder hinein,
     weil er an den Füßen fror und weil plötzlich Tangat erschien, der seine Meldung an Kao-Scheng loswerden wollte.
    »Du siehst, wir sind schon da«, sagte Mondschein, »wenn Ma morgen weiterzieht, bleibst du mit Bank in Möng-Schui, bis wir
     dich holen. Verstanden?«
    »Es wird so geschehen, wie Ihr befehlt«, antwortete Tangat und verschwand.
    Eine gute Stunde verging, bis Hauptmann Kao-Scheng mit seinen fünf Mann eingeschlafen war, und der, der die Pferde bewachen
     sollte, schlief als erster. Dafür blieb Dampignak wach. Er gab Mondschein ein Zeichen, und da zog Mondschein zum zweiten Mal
     die Stiefel aus, und Christian und Großer-Tiger machten es ihm nach. Sie banden die Stiefel an die Lederschlaufedes Daschior und nahmen ihn auf die Schulter. Schritt für Schritt schlichen sie das Steinbachtal entlang, bis sie weit genug
     fort waren.
    »Habt ihr was gemerkt?«, flüsterte Mondschein, als sie die Stiefel wieder anzogen.
    »Wir haben was gemerkt, befehlender Herr.«
    Sie gingen noch ein paar Schritte über Geröll und rutschenden Kies, bis Mondschein sich in der Dunkelheit zurechtfand. Das
     Tal bog in scharfer Wendung nach Süden, und von da an gab es an der rechten Seitenwand einen bequemen Weg, der geradeaus führte.
     Es gab auch keine Steine mehr.
    »Wir sind auf dem Karawanenweg«, sagte Mondschein, und Christian und Großer-Tiger merkten, dass es so war. Das Tal wurde breiter,
     und auf einmal ging es zu Ende. Sie standen am Fuß des Steilabfalls, auf dem sie mit dem Uralten-Herrn gelegen waren und nach
     Möng-Schui geschaut hatten, als Herr Ma dort Lager schlug. Mondschein blieb stehen.
    »Hört einmal, ihr Heldensöhne«, sagte er, »was machen wir jetzt? Irgendetwas sollten wir unternehmen.«
    »Vielleicht«, schlug Christian vor, »sollten wir uns ein bisschen umsehen.«
    »Das tun wir ja«, sagte Mondschein.
    »Kompass-Berg meint«, sagte Großer-Tiger, »dass wir die Festung betrachten sollten. Man könnte von oben ins Lager sehen, und
     dann merkt man, ob wer kommt oder ob wer nicht kommt.«
    »Ma wollte am frühen Morgen mit Grünmantel wegen eines Geschäfts zusammentreffen«, erinnerte Christian.
    »Es handelt sich um alte Schmuckstücke«, fügte Großer-Tiger hinzu.
    »Was sagst du da?«, schrie Mondschein.
    »Nicht so laut«, bat Christian, »Herr Ma erwähnte es nur so nebenbei, und mehr wissen wir nicht.«
    »Aber ich weiß mehr«, knirschte Mondschein. Er sah wild und hilflos in die Nacht und er schwieg.
    Dann bedachte er sich. Er sagte: »Ich kenne die Burg, und sie hat bloß einen Zugang; das heißt einen richtigen, und das ist
     das Tor im Süden. Da geht man hinein, und dann sieht man alles,was es gibt. Es gibt Lehmhaufen, die einmal Häuser waren, und drum herum ist die Mauer mit dem Wehrgang, und mehr gibt es
     nicht. Man kann sich überall hinsetzen, und von überall sieht man alles, denn die Burg ist klein.«
    »Wir verstehen«, sagte Christian.
    »Der befehlende Herr«, sagte Großer-Tiger, »denkt, dass es nicht gut wäre, wenn wir zum Südtor hineingehen, und vielleicht
     sitzt schon einer auf einem Lehmhaufen, der wartet und sich wundert, wenn er uns zu sehen kriegt.«
    »Daran dachte ich«, gab Mondschein zu, »und es gibt keinen Ausweg. Wir müssen den Tag abwarten.«
    »Wie steht es mit dem Zugang, der nicht richtig ist?«, fragte Christian.
    »Ach so!«, sagte Mondschein, »du meinst das Wassertor.«
    »Wenn es ein Wassertor gibt«, sagte Großer-Tiger, »dann meinen wir es.«
    »Es gab ein Wassertor«, erklärte Mondschein, »aber es ist halb verschüttet. Groß war es nie, und jetzt ist es vielleicht bloß
     ein Mauseloch oder ganz zu. So was geht schnell.«
    »Wir möchten es betrachten«, sagte Christian.
    »An welcher Seite liegt es?«, wollte Großer-Tiger wissen, der für Genauigkeit war. Statt einer Antwort sagte Mondschein entschlossen:
     »Jabonah!«, und dann stapfte er voraus.
    Die Hügel, die die Ebene im Westen begrenzten, waren klein. Sie ähnelten runden Maulwurfshügeln, die auf

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