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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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telegrafieren möchte, dass er kein Geld an Grünmantel auszahlen darf, so ist das unnötig, und Herr Ma kann
     sich die Mühe sparen, nach Tschiku-Tsching zu reiten.‹ Man sollte nicht denken, wie die Leute erschrecken, wenn man ihnen
     helfen will. Ma wurde ganz bleich, und Kao-Scheng musste ihn stützen, und die Männer von Ta-Schi-Tu wichen zwei Schritte zurück,
     weil sie Großer-Tiger für einen Propheten hielten. Ma ließ den guten Mohnkuchen fallen, und als unser Hund ihn gefressen hatte,
     sagte ich: ›Nirgends gibt es einen Grund zur Beunruhigung. Der Schuldschein über dreitausendfünfhundert Batzen liegt unter
     einem Steinhaufen, wo ihn kein Mensch findet, und Grünmantel kann ihn nicht einlösen, weil er auch darunterliegt. Obendrein
     wohnt Li-Yüan-Pei nicht mehr in Hami, denn sein Tor ist versiegelt, und Soldaten stehen davor. Wir bedauern, dass Herr Ma
     sich große Sorgen gemacht hat, wo es gar keine gibt.‹
    Da riefen die Männer von Ta-Schi-Tu: ›Allah akbar!‹ und Herr Ma brauchte lange, bis er begriff, dass es Jungen gibt, die in
     alten Festungsgräben herumkriechen und zufällig hören, wenn zwei andere wegen eines Kästchens und eines Schuldscheins Streit
     kriegen.
    Schließlich lächelte Herr Ma schwach, und er sagte: ›Ihr seid eben doch kleine Banditen!‹ Glück aber sagte: ›Reite zu deiner
     Karawane zurück, du pflichtvergessener Mensch‹, und er gab ihm eine Menge guter Ratschläge mit auf den Weg: ›Lass dich in
     keine dunklen Geschäfte mehr ein, Holzkopf, der du bist‹, und: ›In der Nähe fauler Fische stinkt man selber.‹ Dann warf er
     den Motor an, und Herr Ma bedankte sich für so viel Güte, und weil wir von Mondschein gelernt haben, was sich gehört, teilten
     wir die Gaben des Königs von Hami dreimal und legten einen Haddak über den Teil, den wir Herrn Ma kniefällig überreichten.
     Auf diese Art bekamen wir so viele Segenswünsche, dass wir ohne Unfall nach Kutschen-Se kamen; Glück konnte so geschwind fahren,
     wie er wollte.
    Jetzt sind wir hochgeehrte Gäste im Yamen, und der alte Gebieter hat uns einen Lastwagen entgegengeschickt, damit wir das
     schwere Silber auf zwei Wagen verteilen. Kao-Scheng hat aufgepasstund gezählt. Nun weiß er genau, wie viele Silberbarren es sind, aber er sagt es nicht, denn es ist ein Staatsgeheimnis.
    Morgen fahren wir nach der Hauptstadt, die zwei Namen hat. Die Chinesen sagen, sie heißt Ti-Hua-Fu, die Türken nennen sie
     Urumtschi, und von hier aus sieht man ganz weit weg den Bogdo-Ola. Das ist ein mongolischer Name und heißt: Götterberg. Er
     ist so hoch, dass noch niemand oben war, und auf der Karte steht, es sind sechstausend Meter. Da geht einem die Luft aus,
     aber wie will man das wissen, wenn man in Gotha oder in London auf einem Stuhl sitzt? Der Bogdo-Ola ist voll Schnee und Eis,
     und wo der Schnee aufhört, gibt es Wälder und dort wohnen Kirgisen, die kirgisisch sprechen. Großer-Tiger sagt, Sinkiang ist
     ein verwirrendes Land. Das finde ich auch, aber jetzt schlafen wir, und Kao-Scheng schnarcht bereits, weil er immer so viel
     wachen und aufpassen muss.«

Dreiundfünfzigstes Kapitel, wie es bei einem Staatsempfang zugeht
    »Auf, ihr Männer!«, rief Glück, »auf, ihr Galgenstricke! Vergebung, Herr Oberst, aber der Motor läuft schon, der Mond scheint
     prächtig, und ein Frühstück gibt es unterwegs.«
    Kao-Scheng erhob sich seufzend: »Ich bin gewohnt, um den Schlaf betrogen zu werden. Grenzwächter sein ist ein harter Beruf.«
     Er nahm Glück beiseite.
    »Mein Amt«, sagte er leise, »gebietet mir, auf alles zu achten. Heute muss ich in den andern Wagen sitzen. Der Fahrer sieht
     zwar nicht aus wie ein Spitzbube, aber er könnte unterwegs einer werden. Es ist wegen des Silbers.«
    Glück war hocherfreut.
    »Ich verstehe«, jammerte er und hob bedauernd die Hände. »Ihr entzieht mir Eure werte Gesellschaft.«
    »Es geht nicht anders«, entschuldigte Kao-Scheng, »einer muss die Aufsicht führen.«
    »Die Ansicht des Herrn Oberst ist durchaus die meine«, versicherteGlück, »ich werde also vorausfahren, da habt Ihr den Überblick über beide Wagen.«
    »Wo denkst du hin?«, rief Kao-Scheng entrüstet, »so ist es nicht gemeint.« Er war aber sehr zufrieden, und Großer-Tiger und
     Christian beeilten sich, die Mäntel und die Decken auf der Ladefläche auszubreiten.
    »Ihr könnt vorn bei mir sitzen«, sagte Glück.
    »Das möchten wir gern«, antwortete Christian, »aber es geht nicht.«
    »Der

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