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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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Sprichst du diese Sprache?«
    »Ich ausgezeichnet gut sprechen Reich-Mitte-Sprache«, sagte Bator.
    Der Belin-Prinz war nahe daran, zu lachen, aber er unterdrückte es, und Jolleros-Lama setzte sich wieder auf den Kang.
    »Wir haben hier drei angehende Übeltäter«, sagte der Prinz, »aber wir wissen nicht, wer wirklich einer ist.«
    »Es sind diese beiden«, sprach der Gegen.
    Großer-Tiger und Christian erschraken, denn sie hatten oft gehört, dass hohe und alte Lamas mehr wissen als andere Menschen.
    Der Gegen lächelte. »Die Sache ist einfach«, sagte er; »ich hörte, wie ihr von der Küche her gelaufen kamt, denn ich war wach.
     Vor meiner Tür seid ihr über die Karrendeichseln gestolpert, und dann sagte einer von euch: ›Es ist das Fuhrwerk des Gegen.‹«
    »Das war ich«, sagte Christian.
    »›Einsteigen‹, flüsterte der andere, ›es gibt keine Hilfe.‹«
    »Das war ich«, gab Großer-Tiger zu.
    »Ich weiß noch mehr«, sagte Jolleros-Lama. »Der Prinz hat euch nach euren Namen gefragt, und so erfuhr ich, wie ihr heißt;
     mein Stockmeister hat mir berichtet, was er von dem Wirt Hagelkorn erzählt bekam, und so ist mir von eurer Fahrt mit dem Soldaten
     Glück vieles bekannt geworden, ohne dass ich einen Schritt gehen oder euch fragen musste.
    Aber etwas weiß ich nicht, und es ist vielleicht gut, wenn ihr es mir sagt.«
    »Wir sagen alles«, erklärte Großer-Tiger.
    »Nur eines nicht«, entfuhr es Christian.
    »Wahrscheinlich ist es gerade das, was ich wissen möchte«. sagte der Gegen freundlich.
    »Wohin fahrt ihr mit dem Wagen, der von selber geht und derdem General Wu gehört?« Christian atmete erleichtert auf, und Großer-Tiger sagte: »Wir fahren durch die Wüste bis nach Urumtschi.«
    »Das ist ein weiter Weg, meine Kinder«, sagte Jolleros-Lama, »und ihr müsst achtgeben, weil ihr einen Mann bei euch habt,
     von dem ich nichts Gutes hörte.«
    »Das Grünmantel sein, sehr schlechter Mensch etwa«, bestätigte Bator.
    »Schweig!«, rief der Belin-Prinz, »und sprich, wenn du gefragt wirst!«
    Bator schwieg zerknirscht und senkte den Kopf noch mehr; aber der Gegen sagte: »Lasst ihn, Prinz, ich sehe, er hat etwas auf
     dem Herzen. Er wird es mir gleich sagen, aber ich möchte der Reihe nach fragen. Großer-Tiger hat mir geantwortet, und jetzt
     frage ich seinen Freund Kompass-Berg. Komm zu mir, mein Kind, und sage mir leise, wenn du es nicht laut sagen willst, warum
     euch der General Wu mit dem Soldaten nach Urumtschi schickt?«
    Christian erschrak von neuem und suchte in großer Angst nach einer Antwort.
    Er hätte es unmöglich fertiggebracht, den Gegen anzulügen; und der Gegen, das wusste er, hätte jede Unwahrheit bemerkt. Am
     liebsten hätte Christian geschwiegen und den Kopf gesenkt wie Bator.
    »Der General Wu-Pei-Fu«, stotterte er schließlich, »schickt uns auf einem Umweg nach Hause. Wir sind nämlich aus Peking, aber
     dort ist eine große Schlacht, und weil das gefährlich für Jungen ist, müssen wir über Urumtschi fahren.«
    Der Gegen lächelte mild. »Du hast die Wahrheit gesprochen, Kompass-Berg, aber nicht die ganze Wahrheit. Du verbirgst etwas
     vor mir.«
    »Der General Wu«, sagte Christian, »hat mir nicht erlaubt, darüber zu sprechen.«
    »Dann gibt es keine Hilfe«, sprach der Gegen. »Bewahre dein Geheimnis, aber bewahre es besser als vor mir. Sollte wieder einmal
     wer fragen, weshalb dich der General Wu nach Urumtschi schickt, so darfst du nicht verlegen werden. Antworte ohneZögern, damit man dir Glauben schenke. Mir ist dein Geheimnis bekannt, und wahrscheinlich weiß ich mehr davon als du, denn
     der General Wu ist mein Freund, und seine Gedanken sind mir nicht verborgen. Darum will ich dir und Großer-Tiger meinen schwachen
     Arm zur Hilfe leihen. Ich habe einen Ring, den ich seit zwanzig Jahren trage, obgleich er mir nicht gehört. Jetzt spüre ich,
     dass die Zeit gekommen ist. Der Ring sucht seinen Herrn. Nimm ihn von mir und gib ihn dem, der danach mit großem Verlangen
     begehrt. Er wird euch hilfreich sein, wenn ihr in Not seid.«
    Bei diesen Worten streifte Jolleros-Lama einen Silberreif vom Finger und reichte ihn Christian, der sich sehr tief verbeugte.
    »Am rechten Daumen wird er dir passen«, sagte der Gegen. Christian probierte, und es war so, wie Jolleros-Lama gesagt hatte.
    »Aber«, fragte Christian verlegen, »wie soll der Ring seinen Herrn finden, wenn ich nicht weiß, wie der Herr des Ringes aussieht?
     Am Ende sagt einer: ›Gib

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