Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
Vom Netzwerk:
Bewegung drang er vollständiger und tiefer in sie ein, die Verschmelzung genießend und mehr und mehr auf den gemeinsamen Höhepunkt der Lust hinsteuernd …“
    Das Klingeln des Telefons reißt mich aus meinen Gedanken. Oh, ich habe vergessen, den Text zu bearbeiten. Aber wer achtet schon auf Kondome (ops, schon wieder eine Freud’sche Fehlleistung – ich meine Kommas), wenn es so dermaßen zur Sache geht? Ich kann nur hoffen, dass sie die Pille nimmt.
    „Hallo, hier ist Jackie“, sage ich.
    „Darling, ich bin’s.“ Bin ich Darling? „Ich“ ist jedenfalls Jonathan Gradinger. Woher hat er diese Nummer?
    „Hi, Jon“, grüße ich in der beschäftigtsten Tonlage, die ich anschlagen kann. „Wie geht’s?“
    „Gut, gut. Und dir? Viel zu tun?“
    „Ja, sehr viel. Tut mir Leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Die Arbeit, du weißt.“
    „Ja, kenne ich. Seit den Fußwachen letzte Woche habe ich auch andauernd irgendwelche pediatrischen Notfälle.“
    „Fußwachen?“
    „Ach, so ein paar Weiber haben sich zusammengerottet und wandern nachts die Straßen ab, weil sie sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr sicher fühlen oder so ähnlich.“
    Jetzt ist es offiziell. Ich hasse ihn. „Kann ich verstehen, ich suche gerade nach einem guten Selbstverteidigungskurs.“
    „Du meinst so was wie Karate?“
    „Nein, ich meine Selbstverteidigung.“
    „Tritt dem Kerl einfach in die Eier, und er hört auf, dich zu belästigen.“
    Das sollte ich bei dir zuallererst ausprobieren, Schätzchen.
    „Abgesehen davon wollte ich fragen, ob wir heute mal ins Kino wollen.“
    „Sorry, Jon, ich sitze hier noch eine Weile fest. Keine Ahnung, wann ich den Laden verlassen kann.“
    „Kein Problem. Ich warte auf dich. Wir müssen uns ja keinen Film ansehen. Wir können auch was anderes machen.“
    „Ich möchte wirklich nicht, dass du auf mich wartest. Heute ist echt kein guter Tag.“ Was du wohl unter „was anderes“ verstehst, Schätzchen.
    „Okay, dann eben morgen.“
    Dieser Typ ist ja wie ein Virus, den man nicht mehr los wird.
    „Ich halte das für keine gute Idee, Jon. Ehrlich gesagt, es gibt da jemanden, der mir noch etwas bedeutet.“ Unglaublich, da habe ich doch wirklich Jeremys Gesicht vor mein inneres Auge gezerrt und ihn als Ausrede benutzt. Na, immerhin ist er so noch für etwas gut.
    „Du hast niemanden erwähnt.“
    „Ich weiß, tut mir Leid. Ich war mit ihm zusammen und bin noch nicht ganz über ihn hinweg.“ Na also, der Teil stimmt. Ich lüge nicht. Wahrscheinlich hätte ich das nicht zugegeben, wenn Jon mir gefallen hätte, aber nun denn. Es hört sich jedenfalls besser an, als zu sagen: „Es liegt nicht an dir, es liegt an mir.“
    „Was ist passiert?“
    „Er wollte zu mir nach Boston ziehen, doch es hat nicht geklappt.“
    „Okay, verstehe. Ruf mich an, wenn du es dir anders überlegst.“
    „Sicher.“ Sicher nicht. Ich weiß, dass ich dabei bin, sein Herz zu brechen, aber was soll ich machen? Fashion Magazin Spaßregel Nummer fünf: Es ist besser, gleich am Anfang einmal gemein zu sein, als ihn ewig hinzuhalten.
    „Sag mal, Jackie, wenn du dich nicht mit mir treffen willst, hast du vielleicht Freundinnen, mit denen du mich bekannt machen kannst?“
    Ich komme zu dem folgenden Schluss: Männer sind Schweine. Vor allem die, die ich date.
    Doch selbst dieses hier reicht noch nicht an Jeremy heran.
    Jeremy wollte mit mir nach Boston ziehen. Ich stand kurz vor dem Abschluss, und er hat endlich seine Zwischenprüfung abgelegt. Er war nicht blöd oder so. Er hatte lediglich nach der High School ein Jahr Pause gemacht, und an der Uni hat er nur vier Kurse belegt anstelle von fünf, um sich daneben politisch engagieren zu können. Er war der Vizepräsident der studentischen Vertretung; Wendy und ich verbrachten Tage damit, ihm seine Kampagnenposter zu entwerfen, mein liebstes ist nach wie vor jener Rahmen, in den wir dreidimensionale Pappsteine montiert und folgenden Slogan draufgeschrieben haben: „VP Jeremy – nicht einfach ein Stein mehr in der Wand“.
Not just another brick in the Wall
– er war nun mal Pink Floyd-Fan, was soll ich sagen? Ich habe sein Bild auf jedes Poster geklebt; er sah wirklich super süß aus, bis jemand beschloss, einen Zahn schwarz auszumalen.
    „Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht lächeln sollte“, kommentierte er die Sache.
    Was für ein egozentrischer Knopf.
    Auch wenn er immer eine Hand voll Mäusespeck aus der großen Box in seine Schüssel

Weitere Kostenlose Bücher