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Großstadtvampire (German Edition)

Großstadtvampire (German Edition)

Titel: Großstadtvampire (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fröhlich
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Rumänien."
    Igor unterbrach ihn. "Schon gut, schon gut. Mach dir keine Sorgen. Ich schlafe sowieso bis du wiederkommst."
    "Wunderbar. Dann gehe ich jetzt." Johannes blickte auf seine Armbanduhr. Er musste wirklich los. Er war schon viel zu spät dran.
    "Schönen Tag dann noch", verabschiedete sich Igor mit einem verständnislosen Lächeln, bevor er den Deckel wieder von innen zu machte. Für einen Moment starrte Johannes auf den Kontrabasskoffer, dann kontrollierte er seine Taschen. Handy, Sonnenbrille, Hausschlüssel und Schlüssel für die Klinik. Er schien alles dabei zu haben. Da war etwas in seiner Brusttasche. Johannes zog eine Visitenkarte hervor. "Yevgeni Fjodorev – Manager – Freunde Russlands – Import/Export" stand darauf und eine Handynummer. Mit einem Schlag kam Johannes die Erinnerung an den Abend zurück. Er stand wie angewurzelt da.
    Caroline, dachte er. Was wohl aus ihr geworden war? Er musste es herausfinden.
    "Du bist ja immer noch da." Es war Igor, der den Deckel angehoben hatte und ihn verschlafen anblickte. "Hast du es dir doch noch anders überlegt?"
    "Nein, nein. Bin schon weg", sagte Johannes, zerknüllte die Visitenkarte und warf sie in Richtung Mülleimer. Dann setzte er die Sonnenbrille auf und verschwand aus der Tür.
     
     

Kurt hatte die Haustür nur einen kleinen Spalt geöffnet. Er wusste, dass Johannes bald die Treppen hinunter kommen würde. Schließlich musste er ja zur Arbeit, wie jeden Mittag. Heute schien Johannes' regelmäßiger Rhythmus allerdings etwas gestört, wunderte sich Kurt. Ob ihn sein letzter Mord durcheinander gebracht hatte? Er, Kurt, würde Johannes schon bald entlarven. Er musste nur noch ein paar Beweise sammeln, um seine These wissenschaftlich zu untermauern.
    Schließlich war er Profi. Wenn er etwas in der DDR gelernt hatte, dann waren es Ausdauer und Präzision. Das hatte ihm auch über die Jahre geholfen, als er sich nach verantwortlicher Position mit besten Karriereaussichten bei derHauptabteilung XX im Ministerium für Staatssicherheit plötzlich auf der Straße wiederfand. Nach der Wende hatte ihn niemand einstellen wollen. Es war, als ob er mit einem Fluch belegt gewesen wäre. Sobald er auf seine Mitarbeitertätigkeit beim MfS kam, war jedes Bewerbungsgespräch sehr schnell beendet gewesen. Dabei war er stolz auf seine Tätigkeit, die schließlich der Allgemeinheit gedient hatte.
    Wer geht denn heute noch ohne Angst auf die Straße, führte er in Gesprächen mit Freunden immer gerne als Beispiel an. In der DDR hatte niemand Angst gehabt, nicht vor Räubern und Vergewaltigern und auch nicht vor der Zukunft. Zu diesem allgemeinen Sicherheitsgefühl hatte er sein Scherflein beigetragen.
    Doch dann war die so genannte "Wende" gekommen und er hatte noch mal ganz von vorne anfangen müssen. Langsam hatte er sich hochgearbeitet, hatte Prospekte ausgetragen, unentgeltlich Parks und Hausflure gesäubert, da er nicht untätig herumsitzen wollte und konnte. Er musste einfach irgendwas tun. Zum Glück hatte ihn in dieser Zeit Brigitte, seine Frau, die treue Seele, beigestanden und ihn nicht verlassen, wie es einigen seiner ehemaligen Kollegen ergangen war. Irgendwann war er dann dem neuen Hausbesitzer aus dem Westen aufgefallen, dem mittlerweile fast der ganze Straßenzug gehörte. Den störte Kurts Vergangenheit nicht. Der sah sie sogar als besondere Qualifikation an. Er hatte Kurt die Stelle als Hausmeister angeboten und Kurt hatte sofort angenommen. Der Hausbesitzer hatte zu ihm gesagt, dass er sich bei Kurt und seiner Ausbildung darauf verlassen könne, dass seine Häuser sauber bleiben und kein Gesocks sich darin herumtreiben werde. Kurt hatte das als Aufforderung verstanden und kümmerte sich seitdem zur vollsten Zufriedenheit des Eigentümers um dessen Häuser. Bei Kurt gab es keine Schmierereien an den Wänden und die Hausflure blieben frei von Fahrrädern und Kinderwägen.
    Der Junker Johannes von Nersdorff war Kurt schon recht früh aufgefallen und sofort suspekt gewesen. Anfänglich hatte er nicht gewusst, wie er ihn einordnen sollte. Er entsprach einfach nicht den Kriterien zur Identifizierung subversiver Elemente, die er in der Ausbildung gelernt hatte. Kurt hatte sich sogar mit einem alten Kollegen besprochen, aber auch der konnte ihm nicht helfen. Anderseits hatte er nie zuvor mit einem richtigen Junker zu tun gehabt. Davon hatte es in der DDR nicht so viele gegeben und so hatte er anfänglich seine Ratlosigkeit darauf abgeschoben. Er hatte

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