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Großstadtvampire (German Edition)

Großstadtvampire (German Edition)

Titel: Großstadtvampire (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fröhlich
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sich vorläufig damit begnügt, Informationen zu sammeln und ein Profil von Johannes zu erstellen.
    Als dann die Morde begonnen hatten und sich die Leichen alle blutleer und ausgesaugt stapelten, war Kurt ein Licht aufgegangen.
    Sein Urgroßvater hatte ihm immer von Vampiren erzählt und behauptet, vor dem Krieg Vampirjäger gewesen zu sein. Die ganze Verwandtschaft hatte ihn belächelt, doch Kurt hatte es nicht gestört. Er hatte immer gerne den Geschichten über die letzten großen Jagden, von aufgebrochenen Grüften und abgehackten Köpfen gelauscht. Sie waren spannend und gruselig zugleich gewesen, vor allem deshalb, weil der alte Mann stets vehement darauf bestanden hatte, dass sie sich wirklich genau so ereignet hatten. Doch als sein Urgroßvater starb, war Kurt noch ein kleiner Junge gewesen und schon bald war die Erinnerung an die alten Erzählungen verblichen. Als aber die Morde begannen, waren sie mit einem Schlag zurückgekehrt und mit einer Genauigkeit, die Kurt selbst erstaunte.
    Wahrscheinlich hatte sein Urgroßvater wirklich immer die Wahrheit erzählt. Das konnte nur bedeuten, dass er der Nachkomme eines Vampirjägers war und es nun seine Bestimmung war, die Welt vor diesem Fluch zu bewahren. Manchmal kam es ihm vor, als wäre es Vorsehung und die Ereignisse der letzten Jahre, die ihn schließlich in dieses Haus geführt hatten, hätten nur diesem einen Zweck gedient. In diesen Momenten fühlte sich Kurt erhaben. Ja, er sollte die Stadt vor diesem Ungeheuer bewahren.
    Da hörte er auch schon, wie jemand die Stufen des Treppenhauses herunter geeilt kam. Mir kannst du nichts vormachen, dachte er, während er sein Auge dicht an den Türspalt presste, um besser sehen zu können. Als Johannes an der Tür vorbeikam, schien er zu bemerken, dass die Tür zu den Büchsenschuss' ein wenig offenstand. Er verlangsamte seinen Schritt und blickte kurz auf die Tür. Dabei schüttelte er den Kopf, als wollte er sagen, dem kann man nicht helfen, und setzte seinen Weg fort. Kurt schaute ihm hinterher und dachte dabei, "Noch lachst du über mich, aber deine Tage sind gezählt."
     

Johannes eilte über die Straße, um die Straßenbahn zu erwischen, die in diesem Moment einfuhr. Er konnte gerade noch hineinspringen, bevor sich die Türen schlossen. Offensichtlich dachte die Tramfahrerin nicht daran, auf Fahrgäste zu warten, die nicht bei ihrer Ankunft an der Haltestelle bereitstanden.
    Wieder mal typisch Berlin, dachte Johannes und stellte sich ganz hinten ans Fenster und betrachtete die Häuserschluchten, wie sie an ihm vorbeizogen.
    Ganz plötzlich kamen die Erinnerungen an den letzten Abend mit voller Wucht zurück. Bis jetzt hatte er sie erfolgreich verdrängt, hatte sich die Zähne geputzt, den Kaffee getrunken und mit Igor gesprochen, ohne einen Gedanken an die Ereignisse der letzten Stunden zu verschwenden. Aber jetzt sah er plötzlich alles wieder vor sich. Das missglückte Gespräch in der Kneipe, Wollis geifernde Aufdringlichkeit, Marco, die kleine Ratte, die russischen Mafiosi und vor allem Caroline auf dem Hinterhof, leblos am Boden. Seinen aufgeschnittenen Unterarm. Blutstropfen, die sich von seinem Arm lösten. Carolines Aufbäumen und ihr Ableben. Ob er sie gerettet hatte? Und dann der Kerl, der plötzlich mit seinem Baseballschläger aufgetaucht war.
    Was hatte er nur angerichtet, dachte Johannes und ein Zittern ging durch seinen Körper. Wenn die anderen herausfanden, dass er Caroline sein Blut gegeben hatte, dann hatte er wirklich ein Problem. Damit hatte er gegen eine der obersten Regeln der Gemeinschaft verstoßen.
    Er musste unbedingt mit Arno reden. Wenn ihm jemand helfen konnte, dann Arno. Schließlich hatte er die Regeln für Berlin mitverfasst und war bis heute ihr oberster Hüter. Aber gleichzeitig schauderte es Johannes bei dem Gedanken, Arno unter die Augen zu treten und ihm gestehen zu müssen, was er mit Caroline gemacht hatte. Oder vielmehr zu was er sie gemacht hatte. Arno würde ihm sicherlich keine Absolution erteilen. Johannes konnte höchstens auf einen Ratschlag hoffen.
    Wenn überhaupt. Schlimmstenfalls würde Arno über ihn zu Gericht sitzen müssen. Johannes schüttelte heftig den Kopf, um den Gedanken an ein Gericht zu vertreiben. Das hatte es seit Ewigkeiten nicht mehr gegeben. Zumindest nicht solange er in Berlin war. Nein, es musste noch eine andere Lösung geben. Vielleicht konnte er sich mit Arno einigen. Solange niemand etwas davon wusste, würde sich sicherlich ein

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