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Großstadtvampire (German Edition)

Großstadtvampire (German Edition)

Titel: Großstadtvampire (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fröhlich
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sein.
    Während sie die Haustür abschloss, wählte sie seine Nummer. Im Treppenhaus klingelte sein Handy. Sie konnte es hören. Es kam von oben. Sie legte sofort auf. Sie wusste jetzt, wo er steckte und man musste schließlich kein Geld mit unnötigen Telefonaten vergeuden. Sie stieg die Stufen hinauf und ahnte bereits, wo sie ihren Mann finden würde. Siehe da, sie hatte leider Recht. Kurt kniete vor Johannes' Tür, an der er eifrig mit einem kleinen Feinmechanikerschraubenzieher herumschraubte. Neben ihm stand sein Werkzeugkasten.
    "Was machst du da? Bist du nun von allen guten Geistern verlassen?", herrschte Brigitte ihren Mann an.
    "Pst! Nicht so laut", versuchte Kurt sie zu beschwichtigen.
    Doch Brigitte war nicht zu beruhigen. "Willst du schon wieder deine Arbeit verlieren? Ich glaub’s ja nicht! Bricht bei einem Mieter ein. Das kann doch nicht wahr sein! Eins sag’ ich dir: noch mal mach ich das nicht mit. Wenn du wieder auf der Straße hockst, kannst du dir diesmal aber ne Andere suchen. Wenn du untergehen willst, bitte, aber ohne mich."
    "Ich mach doch nichts Illegales", verteidigte sich Kurt und schraubte ruhig weiter. "Was bildest du dir denn ein?"
    "Und was bitteschön soll ich mir nicht einbilden, wenn ich fragen darf? Du brichst gerade in die Wohnung von Herrn von Nersdorff ein."
    "Aber nicht doch, mein Häschen", versuchte Kurt zu beschwichtigen. "Ich breche doch nirgends ein. Mir ist aufgefallen, dass jemand das Schloss von Herrn von Nersdorff beschädigt hat. Ich wollte es nur reparieren und da ist es dummerweise aufgesprungen. Ich bin doch der Hausmeister hier. Weshalb sollte ich bei einem Mieter einbrechen?"
    Brigitte sah ihren Mann wütend an. Wenn er wenigsten richtig lügen könnte. Aber das hatte sie ihm beim MfS natürlich nicht beigebracht. "Weil du bescheuert bist. Weil du glaubst, dass es Vampire gibt und du es mir beweisen willst. Übrigens ist das Schloss völlig in Ordnung."
    "Aber nicht doch, mein Häschen."
    "Ich bin nicht dein Häschen!" Brigitte reichte es. Eigentlich mochte sie ihren Kosenamen. Aber nicht hier und vor allen Dingen nicht jetzt. "Du wirst schon sehen, was passiert, wenn irgendein Mieter dich erwischt. Dann ist es vorbei mit der Hausmeisterei. Ich geh jetzt runter und du kommst besser mit."
    Brigitte drehte sich um und wollte gerade die Treppen hinuntergehen, als Kurt ein weiteres Mal mit seinem Feinmechanikerschraubenzieher am Schloss drehte und Johannes' Tür mit einem leichten Knacken aufsprang.
    Brigitte drehte sich wieder zu ihrem Mann, der sie breit angrinste. "Hab ich doch gesagt. Sie ist offen. Als Hausmeister ist es meine Pflicht nachzusehen, ob etwas gestohlen wurde. Ich meine, es geht schließlich um die Sicherheit des ganzen Hauses."
    Erwartungsvoll schaute Kurt seine Frau an. Die stand unschlüssig auf der Treppe und wusste nicht so recht, was sie machen sollte.
    "Du hast echt 'ne Meise! Das ist dir schon klar?"
    "Ich kann's beweisen", entgegnete Kurt unbeirrt.
    "Und was willst du beweisen, wenn ich fragen darf? Dass unser Nachbar ein Vampir ist?"
    Stur fuhr Kurt fort. "Ich komm doch nicht einfach so darauf. Ich bin doch in solchen Sachen ausgebildet. Ich habe alles genau beobachtet und protokolliert. Wie er lebt, seine Arbeit, sein Umfeld, einfach alles. Wusstest du, dass er in der Blutbank eines Krankenhauses arbeitet? Und dass er weder hier, noch sonst wo gemeldet ist? Dass es auf keinem Meldeamt einen Johannes von Nersdorff gibt? Der einzige Johannes von Nersdorff, den ich gefunden habe, wurde 1644 in Niederbayern in einem Dorf namens Polding geboren. Ich hab mir eine Kopie eines Porträts von diesem Johannes von Nersdorff besorgt. Und rate mal, wem der ähnlich sieht? Außerdem gibt es kein Grab und keinen Sterberegistereintrag von diesem Johannes. Der Mann ist offenbar nie gestorben. Ich habe versucht von unserem Johannes Fotos zu machen, heimlich, mit einem Teleobjektiv. Er war auf keinem der Bilder zu sehen, nicht mal auf den Nahaufnahmen von seinem Gesicht. Nur die Umgebung war zu sehen. Und weißt du weshalb? Vampire reflektieren kein Licht. Das ist das Gleiche mit Spiegeln. Deshalb kann man sie nicht im Spiegel oder auf Fotos sehen. Ich habe alles geprüft. Es gibt nur eine Erklärung. Johannes von Nersdorff muss ein Vampir sein. Häschen, du musst mir glauben. Wenn du’s nicht tust, wer soll’s dann?"
    Kurt blickte sie flehend an und Brigitte ahnte, dass sein ganzer Glaube an sich selbst und die Welt von ihrer Antwort abhing. Noch bevor

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