Großstadtvampire (German Edition)
offen mit Ihnen sein und appelliere daher an Ihren Bürgersinn. Es geht um einen wichtigen Fall. Mehr darf ich nicht sagen. Ich weiß, man ist normalerweise etwas gehemmt, Privates über seine Nachbarn der Polizei preiszugeben, aber in diesem Fall könnte Ihre Information hier der Allgemeinheit dienen. Vielleicht ist Ihnen ja einfach etwas Seltsames aufgefallen", versuchte er vorsichtig sein Glück und setzte dabei sein vertrauensvollstes Gesicht auf. " Könnte ja sein. Dann wäre es ganz besonders wichtig, dass Sie mir davon berichten."
Brigitte und Kurt sahen sich unschlüssig an.
Im Hinterhof war es dunkel. Nur ein Absperrband, das die Beamten vergessen hatten, flatterte im Wind und erinnerte daran, dass hier am Morgen die Polizei einen Tatort gesichert hatte. Ansonsten hatten die Polizisten alles entfernt, das irgendwie im Zusammenhang mit dem Verbrechen gestanden hatte. Sogar ihren Müll hatten sie wieder weggeräumt. Zum Glück war die Aufregung nun vorbei und die Beamten verschwunden.
Bruno hatte es sich mit einem Kissen unter den Ellenbogen im Küchenfenster bequem gemacht und blickte auf seinen Innenhof. Für seinen Geschmack war an diesem Tag mehr als genug passiert. Erst der Lärm mitten in der Nacht, dann das arme tote Mädchen und der Vampir. Er hatte sie noch in der Morgensonne liegen gesehen, ganz bleich, wie sie mit ihren verblassten Augen leer in den Himmel starrte, bevor die Polizei sie zugedeckt und die Leiche weggeschafft hatten. Ja, die Polizisten, die am Anfang kamen, hatten ihn arrogant abserviert! Vor allem der Zeichner, der seine Beschreibung des Vampirs mit einem abschätzigen Lächeln umgesetzt hatte, ihn aber spüren ließ, dass er Bruno für einen Wichtigtuer hielt. Dann war der andere Polizist gekommen, den er am Anfang nicht gemocht hatte, weil er so komisch altmodisch ausgesehen hatte. Doch der war ein richtiger Bulle alter Schule gewesen, der offensichtlich das Herz am rechten Fleck und einen ordentlich scharfen Verstand hatte. Anfangs ruppig und laut, hatte er Kurts Beschreibung aufmerksam gelauscht und immer wieder zu bestimmten Details Nachfragen gestellt. Der hatte ihm geglaubt und das wollte schon was heißen. Bruno würde seine Geschichte auch nicht glauben, wenn er sie erzählt bekommen und nicht selbst erlebt hätte. Aber offensichtlich hatte der Bulle die Phantomzeichnung der Presse übergeben und die hatte sie gleich in einer Sonderausgabe in Umlauf gebracht.
Schon verrückt, dachte Bruno. Irgendwie war er ja jetzt ein Teil dieser ganzen Vampirmörderaffäre. Wenn seine Mutter das noch hätte miterleben können. Plötzlich schienen ihm die Ereignisse des vergangenen Tages weit entfernt. Es war ein lauer Sommerabend und warm genug, dass man im Unterhemd am Fenster stehen konnte, ohne zu frieren. Er zündete sich eine Zigarette an und blickte auf das frische Grün in den benachbarten Hinterhöfen. Berlin ist schon schön im Sommer, dachte er.
Da fiel ihm eine Bewegung in seinem Hof auf. Zuerst dachte er, es sei nur ein Schatten, aber dann war er sich ziemlich sicher, dass es eine Person war, die direkt neben dem Tatort an der Wand stand.
"Hey, Sie da!", rief er in den Innenhof. Die Person reagierte nicht. Das hatte ihm noch gefehlt. Schaulustige, die sich in seinem Hinterhof herumtrieben. Er drückte die Kippe aus und ging nach unten. Als er ins Freie trat, stand die Person immer noch unbeweglich an der Wand.
"Eh, Sie! Das ist ein Privatgrundstück hier!", rief er der Person entgegen, während er auf sie zuging. Wieder keine Reaktion. Der muss wohl schwerhörig sein, ärgerte er sich.
"Verschwinden Sie, aber zackig!" Erst jetzt erkannte Bruno, dass es sich bei der Person, die an der Wand stand, um eine Frau handelte. Aber sie stand gar nicht. Vielmehr machte es den Eindruck, als schwebe sie ein kleines Stück über dem Boden. Da war er nur noch ein paar Meter von der Frau entfernt. Das konnte doch nicht sein. Eine schwebende Frau? Das musste er sich einbilden! Andererseits hatte er heute immerhin schon einen Vampir gesehen, warum also nicht auch eine schwebende Frau. Ob er lieber weglaufen sollte? All diese Gedanken rasten innerhalb von Sekundenbruchteilen durch Brunos Kopf. Doch da hatte die Frau seine Anwesenheit bemerkt und drehte sich zu ihm um. Bruno wurde bleich.
"Aber das gibt's doch gar nicht!" Es war das tote Mädchen, das vor ihm schwebte und ihm fragend und verwirrt in die Augen sah. Das hübsche tote Mädchen war wieder lebendig! Aber das konnte
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