Großstadtvampire (German Edition)
länger her.", sagte Johannes und wusste sogleich dass er etwas zu keck für die Situation geantwortet hatte.
"Du glaubst du weißt Bescheid? Das ist ja spitzenmäßig. Dann erklär mir bitte wieso ich mich freuen soll, den Rest meines Lebens…", sie hielt für einen Moment inne, "… ich meine, für den Rest meines Unlebens oder wie auch immer man das Nicht-Tot-Sein bei euch so nennt, ein Vampir zu sein?"
Darauf hatte Johannes keine Antwort. Kleinlaut sagte er, "Ich konnte dich doch nicht so einfach liegen lassen. Ich wollte dich nicht verlieren."
"Findest du das nicht verdammt egoistisch? Du hättest mich wenigstens fragen können."
Johannes schaute sie mit einem Blick an, der keinen Zweifel ließ. "Nein, hätte ich nicht. Du warst schon fast tot. Nur so konnte ich dich zurückholen"
Die Antwort erschütterte Caroline. War sie vielleicht schon tot gewesen? Was wäre eigentlich, wenn sie jetzt tot wäre? Hätte sie das gewollt? Sie erinnerte sich plötzlich an die Kälte und Dunkelheit, die sie im Hinterhof umspült hatte und an die Freude, als sie Johannes erkannt hatte, und sie erinnerte sich auch daran, was in ihr vorgegangen war, als er ihr sein Blut eingeflößt hatte. Schnell schob sie den Gedanken weg.
"Du wolltest Gott spielen, oder was? In das Schicksal eingreifen. Vielleicht war meine Zeit ja abgelaufen und ich sollte sterben. Aber so habe ich ja keine Wahl mehr, oder?", und dabei wusste Caroline ganz genau, dass der Tod keine wünschenswerte Alternative gewesen wäre. Aber dennoch, wie konnte sich Johannes einfach so erdreisten, Entscheidungen über ihr Dasein zu fällen, deren Auswirkungen bis in alle Ewigkeit dauern würden. Ewigkeit. Das Wort hing plötzlich übermächtig im Raum und raubte ihr den Atem. Ein Leben ohne Ende. Sie würde den Tod aller Menschen, die sie liebte, und den Untergang aller Dinge, die ihr teuer waren, miterleben müssen. Es gab kein Entkommen. Sie wollte raus. Sie musste Luft schnappen, auf andere Gedanken kommen. Sie wollte nur weg. Johannes stand immer noch an der Tür. Ohne nachzudenken stürmte sie aufs Fenster zu.
Nur weg! Raus hier! Durchs Fenster in die Freiheit! Sie riss die Vorhänge zur Seite.
"Nicht!", schrie ihr Johannes noch hinterher.
Ein Sonnenstrahl des gerade beginnenden wunderschönen Sommertages traf sie mitten ins Gesicht. So unbarmherzig hell hatte Caroline die Sonne noch nie erlebt. Ihr Gesicht und vor allem ihre Augen fingen sofort an zu schmerzen. Es war, als hätte man sie nach einer langen durchzechten Winternacht ohne Vorwarnung unmittelbar und nackt in die heißeste Wüste Afrikas gestoßen. Nur viel schlimmer. Sie konnte die Sonne nicht ertragen. Geblendet ließ sie den Vorhang los und fiel zurück.
Da war Johannes, der sie auffing.
"Ich kann nicht mal mehr das Sonnenlicht ertragen. Dabei habe ich doch die Sonne immer geliebt!"
"Man kann sich an das Sonnenlicht gewöhnen. Es ist nicht so schlimm wie in den Filmen.", versuchte Johannes Caroline zu beruhigen, die den Tränen nahe schien.
"Und alles nur deinetwegen", sagte Caroline und befreite sich aus Johannes' Armen. Sie stand ihm gegenüber und sah ihn vorwurfsvoll an. "Nur weil du mich nicht verlieren wolltest."
Johannes sah ihr in die Augen. "Genau. Weil ich dich nicht verlieren wollte."
Das reichte Caroline nicht. Wieso sagte er nicht den entscheidenden Satz? "Was redest du da für einen Scheiß!?" Ihre Stimme wurde wieder lauter. "Du hast mir 'nen Korb gegeben! Ich wäre zu allem bereit gewesen! Aber du hast mich weggestoßen. Nur deshalb bin ich überhaupt auf diesem Scheiß Hinterhof gelandet! Und jetzt, nachdem all das passiert ist, erzählst du mir, du wolltest mich nicht verlieren? Soll ich jetzt dahin schmelzen, oder was? Vergiss es! "
Johannes stand da wie ein begossener Pudel. "Es war ein Fehler", sagte er kleinlaut.
"Ein Fehler? Du hättest nur ja sagen müssen. Ich wäre zu allem bereit gewesen." Caroline wiederholte sich, aber es klang nicht hämisch, sondern traurig.
"Auch dazu bereit, mit einem Vampir zusammen zu sein?" Das war kein Vorwurf, sondern eine ernst gemeinte Frage.
Sie konnte darauf nicht antworten. Bis gestern wusste ich nicht einmal, dass es Vampire gibt, wollte sie herausschreien. Doch sie schwieg.
Johannes suchte nach den richtigen Worten, um seine Gedanken zu formulieren.
"Mein Leben war übersichtlich. Alles lief entspannt. Ich hatte mich gut eingerichtet und es gab keine Überraschungen. Ich fand das wunderbar. Dann habe ich dich getroffen
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