Großstadtvampire (German Edition)
entfaltete das neue, ihr unbekannte Vampirdasein zum ersten Mal schöne und aufregende Seiten. Ihrer beider schier unerschöpfliche Ausdauer hatte Caroline zuerst verwundert, doch dann entdeckte sie deren Vorzüge. Ein auf das andere Mal verlangte sie nach mehr und Johannes war mehr als willens ihr zu genügen. Auch ihre Sinne erwiesen sich als empfindlicher und so verspürte sei eine ihr bis dahin unbekannte Lusterfüllung, die sie auf eine aufregende Weise erschütterte und hin und her warf. Johannes hatte sie zärtlich, aber auch fordernd berührt und schaffte es, sie auf immer neue Höhepunkte zu steuern, bis beide am Ende erschöpft und schweißüberströmt zur Seite rollten und einschliefen.
Jetzt waren sie wieder aufgewacht und liebkosten sich zärtlich.
"In der Nacht war ich so froh als ich dich erkannte. Auch wenn es mir so vorkam, als wäre es ein Traum. Ich war mir sicher, ich würde sterben. Ich hab mich so allein gefühlt.", flüsterte Caroline.
"Ich war so überfordert. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wusste nur, dass ich dich nicht verlieren wollte", flüsterte Johannes zurück.
"Als du dann deinen Arm aufgeschnitten hast, dachte ich nur, was geht denn hier für ein Film ab", sann Caroline weiter, während sie mit Johannes' Haar spielte.
"Es war die einzige Möglichkeit, dich zu retten. Du wärst sonst gestorben", erinnerte sich Johannes.
"Wie fühlt es sich an, wenn man tot ist?" wollte Caroline wissen.
"Ich weiß es nicht." Johannes hatte oft darüber nachgedacht. Eigentlich sollte man annehmen, dass der Tod für jeden Vampir ein wünschenswertes Ziel sei, da er ja nicht sterben konnte. Aber Johannes hatte nie sterben wollen. Vielleicht lag das auch daran, dass er relativ jung zum Vampir geworden und er auch schon als Mensch immer sehr neugierig gewesen war. Er fand es aufregend, neue Zeiten und ihre gesellschaftlichen Veränderungen miterleben zu können. Der rasante technische Fortschritt begeisterte ihn. Er konnte sich ganz genau an seine erste Glühbirne und an seinen ersten Film erinnern. Auch an die ersten Eisenbahnen und Flugzeuge. Die Abschaffung der Monarchien, aber auch die Kriege. Er hatte Hoffnung für eine bessere Welt gesehen und war sicherlich auch enttäuscht worden. All die Kriege, Revolutionen und Vertreibungen, die er miterlebt hatte. Die waren traurig, ja erschütternd gewesen.
Aber bei all dem war er immer noch der Überzeugung, dass es besser wurde. Für die Menschen und die Vampire. Er konnte sich noch sehr genau erinnern, wie heruntergekommen und unhygienisch die Lebensumstände der Menschen im achtzehnten Jahrhunderts gewesen waren und wie sozial ungerecht das Ständesystem Menschen ausgegrenzt und entrechtet hatte. Auch die Situation der Vampire war damals fürchterlich gewesen. Er erinnerte sich daran, wie man sich als Vampir immerfort verstecken musste und wie das ganze Dasein von Angst bestimmt war. Angst entdeckt zu werden. Angst vor der Sonne, vor den Menschen, vor Vampirjägern, Weihwasser, Kreuzen und so weiter. Nein, die Zeiten hatten sich wesentlich gebessert und sie würden noch besser werden.
"Ich dachte, du als Vampir weißt das." Caroline hatte sich auf den Bauch gedreht und blickte ihm, auf die Ellenbogen gestützt, ernst in die Augen.
"Früher sagten die Vampire, der Tod wäre die Erlösung. Aber wenn es wirklich so wäre, dann hätten die Vampire doch reihenweise Selbstmord begangen. Ich glaub das nicht. Ich habe immer noch dieselbe Angst vor dem Tod, wie damals als ich ein gewöhnlicher Mensch war. Das Nichtwissen ist wahrscheinlich das Erschreckende daran. Mittlerweile habe ich meinen Frieden mit der Unsterblichkeit gemacht. Und ich bin nicht alleine damit. Ich finde es aufregend, die Welt länger und anders zu erleben. Uns Vampiren sind fast keine Grenzen gesetzt. Außerdem haben wir mehr Kraft, können fliegen und uns in allerlei Getier verwandeln. Ich find das super. Aber um endlich deine Frage zu beantworten: Ich habe keine Ahnung, wie es ist, wenn man tot ist und wir Vampire wissen kein bißchen mehr darüber als die Menschen."
"Wie bist du zum Vampir geworden?", wollte Caroline nun wissen.
"Durch meine Schwester. Nichts Aufregendes. Wenn einer in der Familie Vampir wird, dauert es nicht lange und der Rest der Familie ist es auch. So war's zumindest früher."
"Leben deine Schwester und deine Familie noch?", fragte Caroline vorsichtig.
"Natürlich. Meine Schwester ist in London und meine Eltern leben in Niederbayern und betreiben
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