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Großvater 02 - und die Schmuggler

Großvater 02 - und die Schmuggler

Titel: Großvater 02 - und die Schmuggler
Autoren: Per Olov Enquist
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der Bär? Wo war der Bär?
    2. In der Nacht des dritten Tages, nachdem die Polizisten im Zorn und mit eingeschalteten Sirenen und Blaulicht und quietschenden Reifen Söderås verlassen hatten, in der Nacht des dritten Tages gegen vier Uhr in der Frühe hatten sie den Wolf ein weiteres Mal heulen hören. Diesmal hörte es sich an, als wäre es weiter entfernt.
    Großvater hörte es auch, und er kam im Schlafanzug herunter und stellte sich zu Marcus und Pelle auf den Hofplatz. Es kam von weit her, es kam von hoch oben, es war das gleiche Heulen: »OooooouuuuuuuuuuuuOOOOOOOouuuuuuuuu!«
    Es war der Wolf. Oder die Wölfin.
    »Was sagt sie?«, wollte Marcus wissen.
    Großvater antwortete nicht, das Heulen verklang, sie gingen ins Haus. Das Heulen des Wolfs hatte eine verborgene Mitteilung enthalten.
    Das entschied die Sache.
    Und Großvater sagte:
    »Wir müssen in dieser Woche eine erste, sehr kleine Expedition unternehmen. Ich und du und Gabriel und Mina. Wir gehen hinauf und schauen nach, was da los ist. Eine Nacht im Basislager zwei, Proviant für drei Tage, nicht mehr, und dann hoch und nachschauen, wie die Lage ist.«
    »Wie kann sie denn sein?«, fragte Marcus.
    »Es kann etwas Schreckliches passiert sein«, sagte Großvater. »Es kann etwas passiert sein, das schrecklich werden kann. Ich weiß es nicht. Nicht einmal Pelle weiß das. Aber es gibt Anzeichen. Der Hubschrauber zum Beispiel war ein besorgniserregendes Anzeichen . Und der Wolf.«
    »Und die anderen in Söderås?«
    »Bleiben unter Gunillas Befehl im Basislager eins, Söderås.«
    »Sind sie damit einverstanden?«
    Großvater schaute mit ausdruckslosem Gesicht zum Wald und zum Berg hinauf, der dunkel und beinahe bedrohlich im Norden aufragte.
    »In Krisensituationen«, sagte Großvater ruhig, doch mit einer Stimme, die ein wenig zitterte, »muss man sich bereithalten. Sie müssen hier zurückbleiben. Sie werden zu einer späteren Zeit gebraucht.«
    Und man hörte ein leises Knurren von Pelle, der sich auf Marcus’ Füße gesetzt hatte und zu Großvater aufblickte; und das bedeutete, du hast recht, und ich bin dabei , und das verstanden sie alle drei, und dann gingen sie in die Küche, um die Proviantlisten für den Abmarsch am nächsten Tag zu erstellen, für den Aufstieg zum Berg mit den drei Höhlen.
    3. Im Logbuch notierte Gunilla nur: »Entscheidung Abmarsch Dreihöhlenberg. Proviant in Charlottenberg eingekauft.«
    Am Tag vor dem Aufbruch war Gunilla in Charlottenberg im neuen Einkaufszentrum gewesen und hatte Brot und Butter gekauft, zwölf Daim, vier Dosen Coca Cola, vier norwegische Selters, eine Dose Schnupftabak Mini Catch Black für Großvater, der aufgehört hatte zu rauchen und behauptete, Schnupftabak sei ungefährlich. Dazu acht Fertigpackungen Würstchen mit Kartoffelmus. »Man bekommt doch nicht in drei Tagen Skorbut!«, hatte Großvater Gunilla beinahe angefaucht, als sie fand, dass das eine ziemlich einseitige Verpflegung sei.
    Vielleicht lag es daran, dass auch Großvater ein wenig nervös war. Warum, begriff niemand, aber im Normalfall wagte er es nicht, Gunilla anzufauchen.
    Andererseits war er irgendwie der Verantwortliche, vielleicht erklärte dies das Fauchen. Außerdem nahmen sie eine Taschenlampe für die Übernachtung im Basislager 2 mit sowie Bleistift und Notizblock.
    Plus, natürlich, die Schlafsäcke.
    Großvater trug einen, Mina trug den zweiten. Sie passten zu zweit in einen Schlafsack, keiner von ihnen war ja besonders dick, und Pelle konnte obendrauf liegen.
    »Schaffst du das auch wirklich?«, fragte Gunilla besorgt, als Großvater sich mit einer gewissen Mühe den Rucksack auf den Rücken hievte. »Du bist nicht mehr der Jüngste, und denk an dein Herz.« Aber da sagte Großvater fast feierlich: »Wenn wir von Kebnekaise nach Tarfala hinaufgezogen sind, ohne schlappzumachen, dann können wir auch diesen Berg ersteigen, und jetzt singen wir Im Frühtau zu Berge wir ziehn fallera «, aber das konnte keiner.
    Also blieb nur noch, das Aufbruchsignal zu blasen. Auf Gunillas Trillerpfeife.
    Und es fehlte nicht viel, dass Cissi und sie Tränen in den Augen hatten.
    »Du weißt ja«, sagte Gunilla, »dass ihr ganz oben in einem Funkloch seid. Mit dem Handy erreicht man euch da nicht.«
    Großvater nickte, als hätte er daran schon oft gedacht, was er nicht hatte, und sagte schnell:
    »Wir haben ja Pelle. Schnell wie ein Klingelton. Haltet nach ihm Ausschau.«
    Dann gingen sie los. Eintragung im Logbuch: »Aufbruch
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