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Großvater 02 - und die Schmuggler

Großvater 02 - und die Schmuggler

Titel: Großvater 02 - und die Schmuggler
Autoren: Per Olov Enquist
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zu Pelle. »Und eine schwierige Entscheidung. Ich wünschte, Mina wäre hier.«
    Und da, genau in dem Moment, hörten sie Schritte auf der Treppe, ein Dröhnen, als ob etwas, ein Erdrutsch zum Beispiel, sich schnell herunterwälzen wollte aufs Klo im Erdgeschoss: Eine Tür wurde aufgerissen und mit einem Knall geschlossen.
    Marcus lächelte erleichtert.
    »Das ist Mina«, sagte er zu dem Hund Pelle, der steifbeinig dem Erdbeben gelauscht hatte. »Das höre ich.«
    Und von diesem Augenblick an war Marcus nicht mehr allein, und alles ging leichter. Es war wirklich Mina, die heruntergepoltert war und jetzt hereinkam, und sie blickte ihnen direkt in ihre zerknautschten Gesichter und fragte, was passiert sei, denn sie sei ja nicht dumm, erklärte sie, und habe schließlich Augen im Kopf. Es sei doch etwas passiert, oder?
    »Stimmt«, sagte Marcus. »Ein Kerl hat angerufen.«
    Und dann erzählte er. Und danach saß Mina ganz ruhig und still auf dem Bett.
    »Also, was machen wir?«, sagte Marcus immer wieder. »Was machen wir? Ist das ein Ernstfall?«
    »Noch nicht«, sagte Mina.
    3. Mina war jetzt älter als an jenem Dienstag im Oktober 2001, als sie Großvater vorgeschlagen hatte, dass sie zusammen ein Kinderbuch schreiben sollten; dann hatten die Ereignisse mit dem Wolfsjungen und dem Bären in der dritten Höhle sie überrumpelt. Sie hatte gedacht: Erst will man ein Buch schreiben, dann schreibt das Buch sich selbst . Funktionierte es so?
    Aber wenn sich nun kein Buch mehr selbst schreiben will, was macht man dann?
    Damals kam ein Buch dabei heraus, aber nicht das, was sie erwartet hatte.
    Wie auch immer: Mina hatte ein gutes Urteilsvermögen und sah sofort ein, dass mit anonymen nächtlichen Drohungen am Telefon nicht zu spaßen war.
    »Wir müssen das für uns behalten«, sagte sie. »Wenn Gunilla es erfährt, dann heißt es Sachen packen und nach Waxholm zurückfahren, und der Sommer ist im Eimer.«
    »Ich hab’s versprochen«, sagte Marcus. »Ich habe versprochen, es Großvater zu sagen.«
    Pelle knurrte zustimmend. Er wollte auch nicht hinter dem Rücken dessen handeln, für den er die Verantwortung trug. Und gerade in dem Moment gab es ein neues Getöse auf der Treppe, und die Frühstücksbande kam heruntergepoltert. Mina hielt den Zeigefinger vor den Mund. Kein Wort!, bedeutete das, und Marcus nickte, und Pelle stürzte zur Tür und wollte hinaus zu der Birke, an die er immer pinkelte. Und genau da hörten sie in weiter Ferne das Geräusch.
    Pelle machte eine Vollbremsung, stand stocksteif da und starrte zum Berg hinauf.
    Man sah den Gipfel des Dreihöhlenbergs nicht. Aber man wusste ja ungefähr, wo er lag. Und Großvater kam in seinem Trainingsanzug heraus und sah gut gestimmt und froh aus, denn jeden Morgen dachte er, dass es jetzt Kaffee und drei Zigaretten gab – so war es nämlich gewesen, bevor er aufgehört hatte zu rauchen. Und nun standen sie draußen, Mina und Marcus und Großvater und Pelle, und da sahen sie in großer Entfernung und hoch am Himmel einen Hubschrauber, der eine weite Schleife über dem Berg flog, ganz ruhig. Sie konnten sehen, dass es kein Polizeihubschrauber war, denn es stand nicht »Polizei« auf der Seite. Dann, nach einer halben Minute, war der Hubschrauber fort, und nach einer weiteren Minute war es vollkommen still.
    »Was war das?«, fragte Mina.
    »Ein Hubschrauber«, sagte Großvater dämlich, denn das hatten sie ja alle gesehen. »Und was tut der hier?«
    Gunilla kam mit dem Logbuch in der Hand auf die Haustreppe und schrieb etwas hinein. Als sie ins Haus gingen, las Marcus, was sie geschrieben hatte. Da stand: »In der Nacht hörte ich d. Tel. klingeln, unklar, wer angerufen hat. Marcus abgenommen? 09 Uhr 32 Hubschrauber im Norden, warum? 09 Uhr 45 Frühstück.«
    Als die anderen hineingegangen waren, nahm Marcus den Stift und schrieb auf die Seite, die zum vorigen Tag gehörte: »Ist der Polizist aus Grimsmark auf ihrer Seite? Er machte einen nervösen Eindruck, als ich Schaufensterpuppe stand!«
    4. Es vergingen ein Tag und noch eine halbe Nacht, und Marcus erzählte nichts, aber es ging ihm nicht gut dabei.
    Er tat fast die ganze Nacht kein Auge zu.
    Gegen Morgen am zweiten Tag, ungefähr um drei Uhr, gerade bevor die Sonne aufging, wurde Marcus davon wach, dass Pelle aufgesprungen war und an der Tür stand und winselte. Das war seltsam. Pelle war ja nicht wie die Erwachsenen, also musste er auch nicht in der Nacht aufstehen und pinkeln. Nein, es war etwas
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