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Großvater 02 - und die Schmuggler

Großvater 02 - und die Schmuggler

Titel: Großvater 02 - und die Schmuggler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Olov Enquist
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eigentlich etwas vom Größten, was er erlebt hatte, ja, das Allergrößte. Und es würde fantastisch sein, das alles noch einmal erleben zu dürfen. Das war eigentlich die Antwort. Aber nur für ihn selbst. Wenn er nur nicht so müde wurde!
    »Kannst du nicht antworten, P. O.?«, sagte Gabriel. »Wonach wollen wir suchen?«
    Zwei Stunden später sahen sie den Bären.
    Pelle war ja nie angeleint.
    Es ging nicht, ihn in einem Wald an der Leine zu haben, er bewegte sich zu viel, war zu neugierig. Wenn er ein Reh sah, wollte er unbedingt aufspringen und Bussi machen. Das wollten allerdings die Rehe nicht, wenn er auf sie zugestürmt kam, aber er biss nie und kam immer zurück, wenn man pfiff.
    Er war es, der den Bären als Erster sah. Oder roch. Zuerst war der Bär nicht zu sehen, da wusste nur Pelle Bescheid. Dann sah man ihn.
    Es war, als ob jedes einzelne Haar in Pelles Fell sich sträubte. Er stand stocksteif da und hatte den Blick hinunter ins Tal gerichtet. Er gab eine Art Laut von sich, aber es war kein Knurren, eher ein leises Wimmern, als wüsste er nicht richtig, was er sagen oder tun sollte. Ausnahmsweise wirkte er vollkommen ratlos.
    Keiner sah etwas Sonderbares. Das Tal still. Kein Laut.
    »Pelle strahlt uns eine Mitteilung zu«, sagte Marcus vorsichtig. »Aber es liegt keine Warnung darin, wenn ich richtig lese.«
    »Wovon redest du?«, sagte Gabriel ungeduldig.
    »Ich glaube, es ist ein Bär.«
    Und dann sahen sie schließlich alle, was Pelle mit seiner extremen Empfindlichkeit gewittert oder vielleicht an der Strahlung von einem Tier zum anderen abgelesen hatte: Sie sahen den Bären aus der Schlucht heraufkommen, er wandte sich schräg zum Berg hinauf und blieb stehen.
    Er war weit weg. Vielleicht dreihundert Meter.
    Langsam wandte er den Kopf in ihre Richtung, erstarrte, und auf einmal wurde Pelle unruhig, begann auf und ab zu springen, lief aber nicht fort.
    Der Bär erhob sich langsam auf die Hinterbeine, stand still und blickte zu ihnen herauf.
    »Das ist er«, sagte Marcus im Flüsterton. »Ich erkenne ihn wieder. Er hat in der dritten Höhle gelebt.«
    Sie wussten alle, was er meinte. Damals hatten sie in der zweiten Höhle übernachtet, und am Ende hatte sich der Hubschrauber von Värmlands Rettungsdienst am Horizont abgezeichnet und war auf dem flachen Felsenabsatz hinter dem Gipfel gelandet. Und Großvater mit seinem gebrochenen Bein war an Bord getragen worden. Und Marcus war als Einziger das letzte Stück bis in die dritte Höhle gegangen und war dort dem Bären begegnet.
    Er hatte es als Einziger gewagt. Er war dem Bären als Einziger begegnet.
    »Er ist es«, sagte Marcus. »Ich erkenne ihn. Er war fast braunschwarz und hatte diese Zeichnung auf der Brust. Er ist es.«
    Der Bär stand dort unten, auf den Hinterläufen, und sah zu ihnen herauf, die vor der Höhle saßen.
    Plötzlich hörten sie ein schwaches Wimmern von Pelle, der jetzt vor und zurück sprang und sich schließlich zwischen Marcus’ Füße setzte.
    Und Marcus sah auf ihn hinunter und sagte mit einem verblüfften Gesichtsausdruck:
    » Pelle strahlt jetzt eine Nachricht hinüber . Ich kann es ablesen.«
    »Marcus«, sagte Mina nervös. »Hör jetzt auf mit diesem Strahlungskram. Ich hab Angst.«
    »Es strahlt jetzt ein« , sagte Marcus. »Gleich hab ich’s.«
    Sie blickten alle auf den Bären, der dort mit erhobenem Kopf auf den Hinterläufen stand und sie ansah.
    »Ich hab’s«, sagte Marcus.
    Keiner sagte etwas. Es war am Nachmittag des 27. Juni 2006, gegen 18 Uhr, sie hatten gerade ihre mitgebrachte Mahlzeit von Würstchen und Kartoffelmus beendet, genau da war der Bär gekommen, und genau da behauptete Marcus, dass eine Nachricht vom Bären über Pelle zu ihm gestrahlt war und dass es wichtig war.
    »Der Bär ist aus seiner Höhle vertrieben« , flüsterte Marcus. »Er bittet uns um Hilfe.«
    »Woher weißt du das?«, flüsterte Gabriel.
    Aber er bekam keine Antwort. Es war einfach so, dass sie sich auf Marcus verlassen mussten. Und auf den Bären, der seine Mitteilung dem Hund zugestrahlt hatte und damit auch dem Jungen, der Tiere, die sich eine Warnung zustrahlten, sozusagen lesen konnte.
    Eine Wolkenbank trieb von Westen heran, ein leichter Regen begann zu fallen. Der Bär wandte sich dem östlichen Abhang der Schlucht zu und verschwand.
    Pelle war jetzt sehr still.
    Der Regen nahm zu. Sie krochen in die erste Höhle und suchten Schutz.

Die Schlange beim Einstieg in die Nordwand

    1. Großvater riss sich zusammen und

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