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Großvater 02 - und die Schmuggler

Großvater 02 - und die Schmuggler

Titel: Großvater 02 - und die Schmuggler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Olov Enquist
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Dr.Höhl.Brg. 10 Uhr 22. Cissi besorgt, aber plant Hilfsexpedition. Für alle Fälle.«
    Sie sangen Herrlich ist die Erde . Und zogen in den Wald.
    4. Gabriel ging dicht hinter Großvater, und er schien über etwas nachzudenken.
    »P. O.«, sagte er immer wieder – er war der Einzige, der P. O. sagte, die anderen sagten Großvater –, »was genau werden wir finden?«
    Von Großvater kam nur ein Murmeln als Antwort. Großvater hatte die vorige Expedition vor drei Jahren problemlos geschafft, eigentlich glänzend, bis zu dem Augenblick, als er in die Schlucht gepurzelt war und sich das Bein gebrochen hatte. Die Nacht danach, als sie in der zweiten Höhle gelegen hatten und Großvater hilflos gewesen war und die Wolfsmutter die ganze Zeit im hinteren Teil der Höhle gelegen und mit funkelnden gelben Augen ihr Junges bewacht hatte – die Nacht vergaßen sie nie. Aber jetzt waren drei Jahre vergangen, und Großvater wusste irgendwie, dass er nicht mehr ganz der Alte war.
    »Was genau werden wir finden?«, fragte Gabriel.
    Großvater antwortete nicht. Das Klettern hatte noch nicht ernstlich begonnen, es ging aufwärts, aber nicht so steil, sie waren zwei Stunden gegangen, hatten aber noch ein Stück vor sich bis zur ersten Höhle, wo sie vor dem entscheidenden Einstieg in die zum Gipfel führende Passage übernachten würden. So musste man sagen. Sturm auf den Gipfel konnte man auch sagen. Wenn man das letzte Stück auf einen sehr schwierigen Gipfel hinaufkommen wollte, wie den Mount Everest zum Beispiel, dann würde man vom letzten Basislager aus den endgültigen Sturm auf den Gipfel beginnen.
    Großvater keuchte stark. War er richtig gesund?
    »Wie geht’s?«, fragte Mina.
    »Gut«, sagte Großvater. »Ich möchte jetzt rauchen.«
    »Du kannst doch jetzt nicht wieder anfangen«, sagte Mina. »Wo du sieben Monate ohne durchgehalten hast.«
    »Dann frag nicht«, sagte Großvater. »Mir geht es gut. Ich möchte rauchen.«
    Mina fühlte ihre Besorgnis immer größer werden. Aber sie sagte nichts.
    5. Gegen sechzehn Uhr erreichten sie die erste Höhle.
    Großvater setzte sich am Höhleneingang schwer auf einen Stein, zwängte sich aus den Trageriemen des Rucksacks, lehnte sich zurück und schaute zum Himmel auf und keuchte mit offenem Mund.
    Großvater ist vielleicht nicht mehr so stark, dachte Marcus. Als er darüber noch ein bisschen länger nachgedacht hatte, wurde er plötzlich ein wenig ängstlich und sah Großvater noch einmal scharf an, doch nach kurzer Zeit sah er wieder okay aus; er hatte sich aufgesetzt, eine Prise Schnupftabak genommen und eine Coca Cola aufgemacht. Jetzt schaute er über das Tal hin und tat so wie einer, der ruhig auf die Welt blickt.
    »Ja, Herrgott«, sagte Großvater. »Es ist drei Jahre her, und alle Bäume und Berge und Gewässer und alles sehen genauso aus wie damals. Und trotzdem kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich beim vorigen Mal, als wir vom Basislager in der ersten Höhle heraufgekommen sind, so erschöpft gewesen wäre. Woran kann das liegen?«
    »Du hast aufgehört zu rauchen«, sagte Marcus, der ein richtiger Scherzkeks war. »Das ist nie gut fürs Keuchen.«
    »Richtig«, sagte Großvater, aber ohne Begeisterung. »Das muss es sein. Am Unterschied von drei Jahren kann es nicht liegen.«
    »Was werden wir da oben finden?«, fragte Gabriel wieder; er war keiner, der so leicht lockerließ, und jetzt wollte er es wissen.
    Großvater wollte offenbar nicht antworten.
    Die Landschaft unter ihnen war sehr ruhig und schön, und es war völlig still, und der See Vällen lag wie ein riesiges schwarzes Messer da, das die ganze Landschaft durchschnitt und in Norwegen verschwand. Es gab viel Wild hier oben in Helgeboda, hauptsächlich Rehe und Elche, aber vor zwei Wintern hatte man in der Gemeinde Eda Spuren von zweiunddreißig Luchsen gefunden, und das war nicht wenig. Die Luchse waren furchtbare Jäger und gleichzeitig so scheu, dass es schwer war, sie vor die Flinte zu bekommen. Dann waren da noch der Wolf und der Bär. Gunilla war ein wenig bärenscheu geworden, seit ein Bär oben in Valsjöby einen erwachsenen Mann in den besten Jahren getötet hatte. Seitdem zögerte sie, ihre gewohnten Multbeerenmoore aufzusuchen; Großvater war der Meinung, dass das Albernheiten waren, doch die richtige Begeisterung für die Moore brachte auch er nicht mehr auf.
    »Was suchen wir?«, fragte Gabriel.
    Großvater hatte aufgehört zu keuchen. Er dachte an die Expedition vor drei Jahren. Es war

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