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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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sich in Ruhe nach den geeigneten Böden umzusehen. Der Professor hatte ihm dabei geholfen, denn das Institut verfügte über die entsprechenden Bodenanalysen und Karten. Aber ob Fetească Albă und Fetească Neagră diesen oder jenen Boden bevorzugten, hing auch vom gewählten Klon ab, vom Mikroklima, der Ausrichtung zur Sonne und der Bodenarbeit.
    Das Bild Rumäniens als Weinland rundete sich bei jedem Besuch weiter ab und zeigte Martin, worauf jeder Investor zu achten hatte, insbesondere wenn er auf Exportmärkte zielte, wo man am internationalen Standard und nicht am rumänischen Geschmack gemessen wurde.
    »Anfangs haben sie uns alles geklaut«, erinnerte sich der Graf, und Martin war dankbar, dass er so offen sprach. Einem Rumänen gegenüber hätte er sich kaum so geäußert. »Die Pfosten verschwanden genauso wie die Spanndrähte, unsere Geräte wurden gestohlen und sogar die Weintrauben. Es ist schwierig, die hiesige Mentalität zu verstehen. Ich habe lange dazu gebraucht. Mein Nachbar zum Beispiel hatdie Einstellung, dass er lieber etwas zerstört, was er nicht kriegen kann, bevor es ein anderer bekommt. Wenn Sie das mal weiterdenken   ... Wir wurden anfangs von unserem Anwalt genauso betrogen wie von unserem Berater und von beiden zusammen.«
    »Und wie ist die Zusammenarbeit mit den Behörden?« Es war eine der wenigen Fragen, die Simion stellte.
    »Langsam erreichen wir einen zivilisierten Umgang. Aber nichts ist effektiv.«
    Dass er mit unzivilisiert das Handaufhalten meinte, war Martin durchaus klar.
    »Und wie ist das Verhältnis zu den Nachbarn? Gibt es Osteuropäer, die hier investiert haben, Ungarn, Tschechen . . .?«, fragte Simion.
    ». .. und Russen?« Martin wartete auf Simions Reaktion, der Amerikaner fühlte sich überrumpelt, da Martin seine Frage vorweggenommen hatte, und Martin bekam einen giftigen Blick. In Constanţa hatte er Simion noch als locker erlebt, jetzt, nach mehr als zwei Wochen, wirkte er verbissen.
    Martin durfte sich nicht zu viele Gedanken machen, das lenkte ihn von seinem Thema ab. Außerdem waren Simions Tage als Begleiter gezählt. Bald bin ich hier verschwunden, dachte Martin und freute sich darauf.
    »Die einzigen Osteuropäer mit Geld sind die Russen«, erklärte Guy, »und ob sie im Weinbau tätig sind, weiß ich nicht. Andererseits weiß man bei Kapitalgesellschaften kaum, wem die Aktien wirklich gehören.«
    Sie hatten mittlerweile das Gelände eines jüngst bepflanzten Weingartens erreicht, wo ein Trupp Arbeiter im blauen Drillich Spanndrähte zog. Eine zweite Arbeitsgruppe band die jungen Pflanzen hoch. SERVE war eine der wenigen Kellereien, die ihre Klone selbst zog. Der Graf hatte ihm auf seinem Gelände die kurzen Stöcke gezeigt, die auf einer Art Spargelfeld wuchsen. Das war mit einer Kunststoffplane bedeckt, damit die Feuchtigkeit im Boden blieb, nur die Trieberagten heraus. Das Bemühen des Grafs wurde von anderen Winzern belächelt. Doch er würde seine Gründe haben, so wie sein Freund Gaston damals, der seine Weinstöcke geradezu mit manischer Sorgfalt gepflegt hatte. Heute sahen das die Nachbarn anders und haben vieles übernommen.
    Der Vorarbeiter erstattete Bericht, der Graf begrüßte hier und dort den einen oder anderen Arbeiter, auch Frauen waren darunter. Der Umgang mit den Leuten glich dem des deutschen Kellermeisters der Grafen Ştirbey. In beiden Fällen war der Sachverstand ausschlaggebend für die Anerkennung der Autorität.
    Als sie für einen Moment allein waren, sprach Martin den Grafen auf zuverlässige Beamte und Anwälte an.
    »Die gibt es«, sagte er, »ich schicke Ihnen heute Abend eine Liste aufs Laptop.«
    »Tun Sie das besser nicht.« Martin fürchtete, dass auch die Mails überwacht wurden. »Schreiben Sie mir die Adressen auf, und ich hole sie morgen ab.«
    Die Verkostung fand im Labor statt, in Anwesenheit des Önologen. Der Graf hatte eine Liste vorbereitet, in der die Weine aufgeführt waren. Martin brauchte nur hinter der jeweiligen Nummer seine eigenen Bemerkungen einzutragen. Sogar der p H-Wert war angegeben, der über die Konzentration der Säuren im Wein Auskunft gab. Einige Weine waren ausgezeichnet, einige weniger gut, und richtig schlecht war keiner. Nur die Nummer vier gefiel ihm nicht. Und mit der Nummer fünf, dem Rosé, hatte er die üblichen Schwierigkeiten. Er war kein Freund von Rosé, er hasste die süßen, schweren, ja geradezu klebrigen Rosés der Provence. Sein Favorit kam aus der Rioja, eine Cuvée aus den

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