Grote, P
Rebsorten Garnacha, Tempranillo und Viura – frisch, würzig und trocken.
Der Pinot Noir, die Nummer sechs, musste noch zwei bis drei Jahre im Barrique und auf der Flasche reifen, um wirklich gut zu werden. Als Martin dann hörte, wie die sieben und zehn der Linie Terra Romana vinifiziert worden waren,trat Ernüchterung bei ihm ein. Man hatte während der Gärung Eichenchips hinzugegeben, die den Barriquegeschmack lieferten, und eine Mikrooxidation durchgeführt, den Wein mit Sauerstoff künstlich belüftet. Auf die Schnelle wollte man erreichen, was sich im Barrique in einem jahrelangen Prozess auf natürliche Weise vollzog. Derartige Weine wirkten gut, aber sie waren es nicht und waren auch nicht lange lagerfähig. Die drei aus der Linie Cuvée Charlotte versöhnten Martin wieder. Nicht, weil sie den Namen seiner Frau trugen, sondern es war eine wirklich gelungene Assemblage und auf anständige Weise gemacht.
Mit am besten gefiel ihm die Nummer acht, der Fetească Neagră. Martin wandte sich an den Önologen. »Weshalb verwenden Sie diese Rebsorte nicht häufiger? Sie passt hierher, sie ist ausdrucksvoll und vielseitig, wie zum Beispiel die spanische Tempranillo, und soweit ich das beurteilen kann, passt sie zum hiesigen Boden.«
»Alles, was einheimisch ist, taugt nichts.« Der Graf seufzte. »Es ist zwar eine Schande, aber so denkt man hier.«
»Ich habe nicht viel verstanden«, meinte Simion, als sie zum Wagen gingen. Er fuhr bei Martin mit, damit er ihm nicht wieder entwischen konnte. Woher hätte er wissen sollen, dass er damit genau das tat, was Martin wollte?
»Glücklicherweise hat der Graf für mich übersetzt. Ich verstehe kaum ein Wort Französisch, ich spreche lediglich ein wenig Portugiesisch. Dafür habe ich Sie beobachtet.« Es schien, als warte Simion die Wirkung seiner Worte ab. »Sie waren anders als sonst, gelöst und auch viel freundlicher, Sie haben beim Sprechen sogar gestikuliert. Macht Ihnen diese Sprache keine Schwierigkeiten?« Simion belauerte ihn von der Seite her, glücklicherweise war gerade ein schwieriges Überholmanöver nötig, denn ein Traktor schlingerte bei heftigem Gegenverkehr über die Landstraße, und von seinem hoch beladenen Anhänger fiel frisch geschnittenes Gras.
Martin hatte sich in Anwesenheit des Franzosen sehrwohl gefühlt, ja, er hatte sich gehen lassen. Er wusste, dass er bei der Antwort jetzt keinen Fehler machen durfte. Auf Simions Verschwiegenheit durfte er sich nicht verlassen, der Mann verbarg etwas, sie belauerten sich immer häufiger.
»Französisch war schon in der Schule meine Lieblingssprache. Dann kam der Jugendaustausch in den Sommerferien, später ein Praktikum bei einem Bordelaiser Winzer.«
»Und da lernt man so gut Französisch?« Es war klar, dass Simion ihm nicht glaubte. Er starrte geradeaus.
»Das ist eine Frage der Begabung.«
»Sie scheinen ja für Einiges begabt zu sein.«
Weshalb dieser Vorwurf? Martin überlegte, ob er den Amerikaner fragen sollte, was er in Rumänien wirklich tat, aber er verwarf den Gedanken wieder. Es standen noch zwei Weingüter auf seiner Liste; mit dem, wo er jetzt hin wollte, waren es drei. Dann wollte er nach Westen an die Donau und die ungarische Grenze. Simion würde nicht mitkommen, ihre Wege würden sich trennen. Wozu sich die letzten Tage verderben? Außerdem erreichten sie die Abzweigung zu der Allee, die zu dem Weingut neben dem Luxusrestaurant führte.
»Wir arbeiten hier, Mister, wir sind auf Besuche von Touristen nicht eingestellt. Wir haben niemanden, der Sie herumführt.«
Der Mann, der wie ein Wachhund auf sie zugeschossen war, kaum dass sie den Hof betreten hatten, war der Typ Gorilla oder Specknacken, mit dem Martin bereits Bekanntschaft gemacht hatte, die er lieber nicht weiter ausbauen wollte. Deshalb fragte er vorsichtig.
»Haben Sie einen Prospekt, in dem Ihre Weine aufgeführt sind? Sie können mir sicherlich sagen, wo ich sie in Bukarest bekomme.«
»Leider nicht, wir verkaufen auch nicht an Touristen.«
»Ich bin kein Tourist, ich bin Weinfachmann.«
»Wenden Sie sich an unseren Exportleiter . . .«
»Und wo finde ich den?«
»Moment . . .« Der Gorilla drehte sich um, verschwand im Haus und zog die Tür hinter sich zu.
»Haben Sie die Kameras gesehen?«, fragte Simion und blinzelte zur Einfahrt, wo ein Nistkasten hing. »Sie ist da drin! Die erste habe ich auf dem Parkplatz entdeckt. Drehen Sie sich nicht so auffällig um! Da drüben ist noch eine.« Seine Augen wiesen
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