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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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für die SISA, die so was hervorbringt, ich wollte meine Arbeit gut machen und wissen, ob meine Nase mich trügt. Die Weinstöcke hier draußen bei Ihnen sind alt, der Zodiac stammt von alten Reben, dann die Belüftungsstutzen – ich dachte, dass hier alte Weinkeller liegen . . .«
    »Das klingt mir zu herzig, Herr Bongers, andererseits, wir wissen jetzt, dass Sie in Saint-Émilion ein Weingut betreiben und sogar einen Namen haben. Sie wären der richtige Mann für einen derartigen Vorwand. Oder sind Sie der Idiot, der nützliche, wie man auf Deutsch sagt? Wir haben über Kooperation gesprochen. Wir sollten damit beginnen.«
    »Ich habe mal über Folterer gelesen, dass sie dumm sind, borniert, wie alle Gewalttäter. Sie kriegen zu hören, was Sie hören wollen. Weshalb sollte ich Sie belügen? Glauben Sie nicht, dass mir mein Leben lieb ist?«
    »Sie lügen, um Ihren amerikanischen Freund zu schützen. Die Amis waren die Ersten in Rumänien, sie forderten Rumäniens Aufnahme in die NATO und die EU, sie wollen uns einkreisen. Ihr Europäer habt leider nicht begriffen, dass ihr für sie nichts anderes seid als Baumwollpflücker oder Indianer, ihr seid ihre Nigger, ob ihr ihnen in den Hintern kriecht oder nicht, ob sie euch Verbündete nennen und ihr sie Freunde. Sie lähmen eure EU durch immer neue Mitglieder, durch die Polen, die Türken, die Georgier. Anfangs haben sie euch gefürchtet, aber sie wissen, dass sie längst gewonnen haben. Die Europäische Gemeinschaft ist gescheitert, dafür habt ihr eine Union, und die Osteuropäer torpedieren jede Einigung. Euer Pech!«
    »Und Sie, ich nehme mal an, Sie sind Russe, befürworten selbstlos die Vereinigung? Doch nur weil Sie glauben, mit uns leichter fertig zu werden als mit den Amis.«
    »Sie enttäuschen mich, Herr Bongers. Sie glauben noch immer an den aggressiven Charakter der UdSSR.   Erstens gibt es die nicht mehr, zweitens haben wir den ZweitenWeltkrieg nicht angefangen, und drittens haben wir ein Wirtschaftspotenzial, von dem ihr nur träumen könnt. Wir haben Menschen, Rohstoffe, Ideen, viel aufzubauen, und wir haben Zeit. Bei uns geht es aufwärts, auch wenn es momentan schwierig ist, Sie aber haben den Zenit längst überschritten. Dank eures Systems werden bei euch die Leute ärmer, bei uns reicher. Also, was ist – kooperieren Sie freiwillig oder notgedrungen?«
    »Freiheit ist die Einsicht in das Notwendige.«
    »Schön, dass Sie es philosophisch betrachten. Dann kann ich Ihnen auch ein Geheimnis verraten.«
    »Und das wäre?« Martin erwartete nicht, von seinem Folterer etwas Bedeutendes zu erfahren.
    »Sie haben Marc Simion zu uns geführt. Allein hätte er uns nicht gefunden. Niemand hat uns bisher gefunden, selbst unter Ceauşescu nicht, einem unserer erklärten Gegner. Sie hatten sogar eine Spezialeinheit auf uns angesetzt. Wir haben Simion beobachtet, ihn und seinen Auftrag. Und Sie, wissentlich oder eher unwissentlich, wie ich inzwischen glaube, waren sein Scout, Sie haben den Pfadfinder für ihn gespielt. Dieser Harms hat Sie auf die Spur gesetzt, wahrscheinlich sogar Ihre SISA.«
    »Und wo hat er den Zodiac her, wenn nicht von Ihnen?«
    »Eine gute Frage.«
    »Nebenan ist doch dieses Edelrestaurant für Neureiche. Könnte Tudor Dragos . . .«
    »Der Direktor aus dem Agrarministerium? Ihre Informationen sind sehr hilfreich, Herr Bongers. Ich glaube, Sie haben endlich begriffen, was Kooperation bedeutet.«
    Brzezinski sprang auf und verließ den Raum.
     
    »Jetzt habe ich auch etwas, das Sie interessieren könnte«, sagte Brzezinski, als er zurückkam. »Sie kennen doch Sofia Rachiteanu und ihren Bruder mit dem französischen Vornamen.«
    Martin wurde schlecht. Eine Tote war zu viel. War jetzt Lucien an der Reihe, war er ins Fadenkreuz geraten?«
    »Keine Sorge, damit haben wir nichts zu tun. Das ist Sache der hiesigen Politik. Wir beobachten nur. Die Initiative zu einer neuen, demokratischen Partei wurde von ehemaligen Anhängern des Systems gestartet. Man kennt dadurch die entsprechenden Leute, bindet sie ein und beobachtet sie. Für die Beteiligten ein aussichtsloses Unterfangen. Aber ich habe da noch etwas viel Interessanteres.«
    Brzezinski lehnte sich selbstgefällig zurück, lächelte, als genösse er seine Worte, bevor sie ausgesprochen wurden. »Simion ist kein Amerikaner«, sagte er, »er ist Portugiese. Er war nie in Vietnam. Kriegserfahrung allerdings hat er in Angola gesammelt. Er war nach der Revolution in Portugal zur Ausbildung

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