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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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er sich auf das Wesentliche konzentriert. Wir verkürzen die Anästhesiedauer und die Zeit der Operation. Patienten werden weniger belastet, und man verringert das Risiko wiederholter Operationen. Ich war zuletzt bei einem weltweit operierenden medizinischen Konzern in leitender Stellung tätig. Genug? Haben Sie sich endlich für einen Drink entschieden? Ich habe noch acht Fläschchen Bourbon mitgebracht.« Er zog sie grinsend aus den Jackentaschen. »In den kleinen Dingern ist kaum was drin. Ich habe sie von der Bar unten, diese Minibars sind albern.«
    Martin war fürs Erste mit der Antwort zufrieden und willigte ein. »Ich lasse sie auf meine Rechnung setzen.«
    »Nein, das geht auf meine Rechnung.« Simion setzte sich an den Tisch und reichte Martin ein Glas mit Bourbon und Eis. »Gingerale?«
    »Nein danke.«
    »Sie gestatten mir eine Frage?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wer kommt auf die Idee, Ihr Zimmer zu durchwühlen und eine Liste zu stehlen? Es muss sich um interessante Daten gehandelt haben.«
    »In der Wirtschaft wird Datenklau immer gängiger. Man belauert sich, hört sich ab und bestiehlt sich, Agenten werden eingeschleust   ... Die Liste habe ich erst vorgestern von einem Kollegen bekommen. Sie enthält Namen von möglichen Geschäftspartnern.«
    »Alles Rumänen – oder auch andere Nationalitäten?«
    »Allem Anschein nach ja; es waren mir wenig geläufige Namen.«
    »Und Sie haben keine Kopie?«
    »Nein, von keinem einzigen Dokument.« Martin wies auf seine Unterlagen. »Da fehlt nichts, die Papiere sind aber auch durchwühlt worden. Analysen, Statistiken, Tabellen und Karten, was man so braucht . . .«
    »Wer kann damit etwas anfangen?«
    »Mitbewerber, Konkurrenten, Leute, die wissen wollen, was ich hier mache.« War das schon zu viel für Simion? Martin stutzte. Wie er in diesem Moment darauf kam, dass Harms sich die Liste zurückgeholt haben könnte, wusste er später nicht mehr zu sagen. Er behielt diesen Gedanken für sich. Es war besser, von Harms nichts verlauten zu lassen.
    »Denken Sie, dass jemand vom Hotelpersonal im Auftrag eines Dritten gehandelt haben könnte?«
    »Sicher, der Auftraggeber selbst wird bestimmt nicht hier gewesen sein«, sagte Martin und kippte den Inhalt des Glases herunter. Er hatte nicht übel Lust, sich zu betrinken, denn er merkte, wie er vor Anspannung vibrierte. »Aber da nur die Liste fehlt . . .«
    »Glauben Sie, dass die Polizei was unternimmt?«
    Martin füllte sein Glas erneut und ließ beim Schwenken die Eiswürfel klingeln. »Nach dem Auftritt eben? Nein, auf keinen Fall. Die Nachtschicht hat ihre Pflicht getan. Ich weiß natürlich nicht, ob man den Nachtportier noch verhört, ihn befragt, wer hier Zugang hat. Es gibt für alle Hotelzimmer einen Nachschlüssel und sicher auch einen Generalschlüssel, beziehungsweise eine Karte.«
    Simion stand auf und öffnete die Tür. »Diese modernen Systeme sind elektronisch gesteuert. Vielleicht gibt es ein Protokoll.«
    »Ein Protokoll? Wofür?«
    »Ein Rechner speichert, wann die Tür geöffnet wurdeund mit welchem Schlüssel. Dann wird es Kameras im Flur geben.« Simion trat hinaus, sah sich um und kam wieder ins Zimmer. »Die sind winzig, ich kenne sie aus meinem Beruf, oft werden sie in die Sprinkleranlage integriert, damit es dem Gast nicht so auffällt und er sich nicht beobachtet fühlt. Hey, was sehen Sie mich so an? Misstrauisch?«
    »Woher wissen Sie das so genau? Weshalb kümmern Sie sich darum? Halten Sie sich raus, sonst kriegen Sie womöglich Ärger.«
    »Das bringt mein Beruf mit sich. Was glauben Sie, wie klein die Kameras sind, mit denen wir in der Medizin arbeiten.«

12
    Martin kam nur mühsam zu sich. Schlaftrunken griff er nach dem Telefonhörer und fragte sich, wer ihn so früh am Tag anrief. Es war der Weckdienst des Hotels. Er hatte um einen zweiten Anruf eine halbe Stunde nach dem ersten gebeten, denn nach den vielen, gut eingeschenkten Drinks von Simion hatte er nur drei Stunden Schlaf gehabt. Ans Laufen war an so einem Morgen sowieso nicht zu denken, die Stöße hätte sein Gehirn nicht ausgehalten. Er hätte vorsichtiger sein müssen. Worüber sie sich unterhalten hatten? Im Laufe des Tages würde es ihm einfallen. Hoffentlich hatte er keinen Unsinn geredet, nicht über Lucien und Sofias Tod gesprochen oder sich verraten. Er durfte sich zukünftig nicht mehr in derartige Situationen hineinziehen lassen.
    Beim Frühstück dachte er missmutig an die Termine des Tages. Er konnte sich

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