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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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wenig von den Zigeunern. Sie hat es mir mal gezeigt.« Sie lächelte ihn an und hielt seine Hand in der ihren. Er spürte die Wärme, er ließ es mehr widerwillig zu, sie bog die Finger zurück, und während sie die Linien betrachtete, strichen ihre Fingerspitzen darüber. »Sie haben harte, spröde Hände, so hart wie ein Arbeiter.« Erstaunt blickte sie auf und wurde nachdenklich. »Woher kommt das?«
    Martin wurde heiß, er fühlte sich ertappt. Er hatte nicht bedacht, dass ein Consultant weichere Hände hatte als ein Winzer, der Kisten mit Trauben schleppte, bei Eiseskälte Weinstöcke beschnitt, Maschinen reparieren musste und Tanks scheuerte. »Ich habe einen Freund mit einem Weingut in der Nähe von Frankfurt, dem helfe ich viel, da habe ich mein praktisches Wissen her.« Ob Ana Cristina ihm das abnahm?
    Sowohl Simion, der plötzlich die Ohren spitzte, als auch Ana Cristina gaben sich anscheinend mit der Antwort zufrieden, und sie betrachtete weiter Martins Linke. Sie stutzte, ergriff die Rechte und legte sie daneben, wurde ernst, nahezu bitter, sah Martin an und schüttelte den Kopf, kaum merklich rückte sie von ihm ab.
    »Ich glaube, es geht nicht mehr, Herr Bongers, verzeihen Sie, ich kann das nicht.« Sie zündete sich eine Zigarette an, sog den Rauch tief ein und wandte sich Simion zu. »Geben Sie mir Ihre Hand, Mister Simion – oder – Marc? Mal sehen, ob ich bei Ihnen mehr Glück habe.«
    Der Amerikaner strahlte, er hoffte es wohl.
    Ana Cristina lächelte, während sie nachdenklich die Innenfläche seiner Hand betrachtete und mit dem Zeigefinger die Linien nachzog.
    Dann zog sie die Lider zusammen und runzelte kaum merklich die Stirn, sie wurde ernst, ihr Blick zuckte zu den Seiten, schien dem, was er sah, ausweichen zu wollen, was sie sich nicht anmerken lassen wollte, da sie sich von Martin beobachtet fühlte. Simion bekam davon nichts mit, denn er schaute fasziniert in seine eigene Hand. Ana Cristinas Mund verhärtete sich. »Ihre Hand spricht nicht, Mister Simion, oder ich kann daraus nicht lesen. Was verstecken Sie?«

17
    Martin fühlte sich erleichtert, als er auf die Landstraße nach Iaşi einbog und einen Blick in den Rückspiegel warf. Er gab Gas, das Hotel hinter ihm wurde kleiner. Er hatte sich ohne Frühstück weggeschlichen, um Ana Cristina und Simion keine Erklärungen über sein Ziel abgeben zu müssen oder Ausreden zu erfinden, weshalb er allein fahren wollte. Er hätte sagen können, dass es Luciens Bitte gewesen sei, dass er Miriam Vasilescu allein aufsuchte, aber dann hätte Ana Cristina gewusst, wohin er wollte. Die Wahrheit, dass ihm seine ständigen Begleiter auf den Wecker fielen, hätte er sowieso verschwiegen. An der Rezeption lag eine Nachricht, dass er gegen Mittag zurück sein würde.
    In den Dörfern vor Iaşi wurde langsam gefahren, mit Messgeräten winkte die Polizei am Straßenrand einzelne Fahrzeuge aus der Kolonne heraus. Martin hielt sich sowieso strikt an die Geschwindigkeit, das machte die Betrachtung der Weingärten zu beiden Seiten der Landstraße möglich, und er gelangte unbehelligt und ohne Stau nach Iaşi. An einer Tankstelle erkundigte er sich nach der Universität, aber er verstand die Beschreibung nicht, bis ein Taxifahrer ihm bedeutete, zu folgen. Wahrscheinlich würde er ein Vermögen dafür verlangen. Zwischen Hochhäusern, Parks, Kirchen mit vier Türmen und neogotischen Prunkbauten verlor Martin rasch die Orientierung. Außerdem kannte der Taxifahrer die Schlaglöcher, kurvte wie wild von einer Straßenseiteauf die andere, sodass Martin nur mit Mühe Anschluss hielt. Er würde sich für die Rückfahrt wieder ein Taxi nehmen müssen.
    Miriam Vasilescu unterrichtete als Dozentin für Betriebswirtschaft an der Universität. Martin vermutete, dass sie auf Luciens politischer Linie lag. Sie sollte ihm Kontakte zu Personen vermitteln, die ihm behilflich sein könnten – fair und korrekt. Aber nach dem, was Martin in dieser Region an Wein probiert hatte, war das nicht seine Gegend und schon gar nicht das gesuchte Terroir. Es war allerdings denkbar, dass sich durch diese Kontakte andere eröffneten. Ob er es hier auch mit einer Art Mafia zu tun hatte, einer, der es nicht um Geld, wohl aber um politischen Einfluss ging?
    Der Taxifahrer hielt vor einem gewaltigen neoromanischen Prachtbau und verlangte nur, was der Taxameter anzeigte. Endlich mal eine angenehme Überraschung. Das Hauptgebäude hatte Martin auf diese Weise zwar erreicht, aber nicht das Büro

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