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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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Familienangelegenheiten vorgegeben.«
    Luciens Antwort war kurz. »Wenn er das gesagt hat, dann ist es so. Ich werde mit Josef sprechen und Ihnen berichten.«
    »Ich kann Sie nur bitten, mir zu sagen, was er Ihnen wirklich erzählt hat.« Sicher war es bei Lucien wirkungsvoller, an seine Hilfsbereitschaft zu appellieren. »Ich hoffe,dass ich mich wenigstens auf
Sie
verlassen kann. Ich bin ziemlich verwirrt. Es gibt Zufälle, die keine zu sein brauchen.« Er dachte an das Auftauchen von Ana Cristina, sie war am selben Tag eingetroffen wie er, und er fragte Lucien, ob er eine Dame dieses Namens kenne.
    »Nein, aber ich kann mich erkundigen. Wie heißt sie mit Nachnamen?«
    »Giurescu«, Martin las es ab und buchstabierte. »Fragen Sie Josef, es gibt wenige Übersetzer mit internationaler Erfahrung, sie spricht auch Russisch. Die meisten kennen sich untereinander, sie hat angeblich in Brüssel gearbeitet. Bei der NAT O-Tagung war sie auch dabei, wie sie sagte.«
    »Dann wird es einfach sein, etwas über sie zu erfahren.« Lucien versprach, ihn anzurufen, sobald er etwas erfahren und Josef getroffen hätte. Und er bat ihn dringend, den Kontakt in Iaşi wahrzunehmen, den er ihm empfohlen hatte: »Gehen Sie allein, nehmen Sie Ihre Dolmetscherin auf keinen Fall mit, und sagen Sie Ihrem Amerikaner nichts davon. Und denken Sie an den Brief, den ich Ihnen mitgegeben habe.« Dann legte er auf.
    Nachdenklich setzte Martin sich aufs Bett und zog sich Socken an. Woher wusste Lucien von Simion? Hatte er ihm davon erzählt oder Teubner? Also hatte er längst mit ihm gesprochen. Und der Brief – diente er selbst Lucien als Kurier?
    Laut schallte Musik durchs Treppenhaus herauf, die Party war in vollem Gange, und Martin wurde eingeladen, sich am Büfett zu bedienen. Ana Cristina erklärte ihm die Speisen. Es war nichts darunter, was er nicht kannte, aber er probierte ihr zuliebe alles, was sie als nationale Spezialität ansah. Weder der Auberginensalat noch der Schmortopf oder die Hammelkeule begeisterten ihn, doch es schmeckte. Ein rumänischer Landgasthof war kein Bordelaiser Gourmet-Tempel. Ein freundlicher junger Mann schenkte sein Glas so voll, dass es überlief, der Wein war semi-dulce undihm zu süß, aber die jungen Leute tranken ihn gern. Martin war überzeugt, dass sein Wein in diesem Kreis nicht ankommen würde.
    Ana Cristina setzte sich nach einem Tanz mit Simion zu ihm, sah ihm eine Weile beim Essen zu und stand auf. »Lassen Sie uns tanzen!« Er konnte sich gerade noch den Mund abwischen, da griff sie nach seiner Hand und zerrte ihn vom Platz weg. Der Griff war hart und entschieden, die Musik war laut, der Rhythmus schnell und die Stimmung ringsum ziemlich ausgelassen. Ana Cristina tanzte gut, sie wusste sich zu bewegen und ihren Körper in Szene zu setzen. Martin vergaß für eine Weile, wo er war, was ihn umtrieb, und er dachte an Charlotte – sie hätten zusammen fast bis zum Umfallen getanzt, wären dann nach oben unter die Dusche gegangen, zusammen natürlich, die Ohren noch immer voller Musik. Als dann der Discjockey ein langsames Stück spielte, wachte Martin auf und wollte zurück zum Tisch, doch Ana Cristina verstellte ihm den Weg, fasste ihn an den Händen und schmiegte sich an ihn. Sie war nicht aufdringlich, aber sie drängte, er spürte, was sie wollte, wenn er auswich, ließ sie es zu und setzte gleich darauf nach. Er versuchte derweil, so viel Abstand zu ihrem nun nicht gerade abstoßenden Körper zu halten, wie es ihm opportun erschien, um sie nicht zu beleidigen. Diese Frau, der auch die jungen Männer nachstarrten, bewegte ihn einfach nicht. Und ihr Parfüm war wieder eine Spur zu   ...
    Als die Musik endete, weil jemand eine Ansprache halten wollte, kehrten sie zum Tisch zurück. »Lassen Sie mich aus Ihrer Hand lesen. Ich werde Ihnen Ihr Schicksal vorhersagen.«
    »Das können Sie?« Martin hielt viel von Intuition, von ersten Eindrücken und Ahnungen, aber Handlesen war Humbug für ihn. Simion hingegen streckte ihr begeistert seine Hand hin.
    »Sie sind danach dran«, sagte sie, »erst der Chef. Der hatnoch mehr vor sich . . .« Die letzten Worte wurden auf Deutsch gesagt, und sie zwinkerte Martin zu. Es wirkte ein bisschen ordinär.
    »Wie haben Sie das gelernt?« Martin suchte Zeit zu gewinnen und sie mit Worten von ihrem Vorhaben abzubringen. Sie aber hatte seine Hand längst ergriffen und drehte die Handfläche nach oben. »Meine Großmutter hat das bereits gekonnt. Wir Rumänen haben alle ein

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