Grounded (German Edition)
einem kleinen Brotkörbchen zurück, in dem geröstetes Baguette lag und herrlich würzig duftete.
„Äh … kann ich dir was tragen helfen oder so?“
„Nein, nein. Bleib sitzen.“
Als nächstes brachte sie zwei kleine Schälchen mit Suppe herein.
„Die Vorspeise ist angerichtet. Lassen Sie es sich schmecken.“ Sie strahlte über das ganze Gesicht. Die Suppe war großartig. Es schwammen frisches Gemüse und kleine Klößchen darin herum und das knusprige Baguette passte hervorragend dazu.
Was hier gerade passierte, dämmerte mir erst, als Nathalie den Hauptgang hereinschleppte. Putenbraten lag auf einer dunklen Sauce neben einer Portion Kroketten und Rosenkohl. Ungläubig, überrascht, fasziniert und der Sprache unfähig blickte ich sie an, während mein Gehirn abwog, ob das hier gerade wirklich geschah oder mir meine Wahrnehmung lediglich einen Streich spielte. Wahrscheinlich stand mir sogar der Mund offen.
„Nun mach doch nicht so ein Gesicht“, sagte meine Freundin lachend, „es sind auch gar nicht richtig vier Gänge. Es sei denn, du zählst, wie ich, das Brot als einzelnen Gang. Dann doch.“
„Du bist unglaublich, weißt du das?“
„Wieso? Ich nehme dich nur beim Wort. Übrigens besonders bei deiner Forderung, ich solle alles selber machen. Die Kroketten waren schon eine kleine Herausforderung. Ein anständiges Rezept zu finden war gar nicht so einfach.“
„Verrückt. Du bist komplett verrückt. Komm her.“ Ich beugte mich über den Tisch, hob mit den Fingerspitzen ihr Kinn an und küsste sie. Mein Ärmel nahm dabei ein ausgiebiges Bad in der Sauce und ruinierte zusätzlich die Tischdecke.
Nathalie zu küssen, wenn sie lächelte, war das Beste von Allem. Ihre Lippen entglitten mir regelmäßig, wenn sie ihre Zähne entblößten und wann immer ich sie beim Lächeln küsste, steckte mich ihre Fröhlichkeit an. Es war ein wenig so, als würde sich eine Welle aus reinem Glück von ihr auf mich übertragen. Mein Herz hüpfte und mein Bauch kribbelte, wie bei einer Fahrt mit der Achterbahn.
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du die tollste Freundin der Welt bist?“, hauchte ich, nur wenige Millimeter von ihren Lippen entfernt. Sie schob mich leise lachend ein Stück von sich.
„Danke. Aber lass vor lauter Begeisterung das Essen nicht kalt werden.“
Das hatte ich nicht vor. Hungrig und immer noch überwältigt machte ich mich über meine Portion her. Der Putenbraten war zart und saftig, der Rosenkohl sehr interessant und schmackhaft gewürzt und auch die Kroketten waren mehr als gelungen. Ich hatte noch nie selbst gemachte Kroketten gegessen. Sie schmeckten etwas milder und cremiger als die normalen. Ich liebte sie.
Nathalie gab mir den Rest, als sie ihren, natürlich selber gemachten, Schokoladenpudding als Nachspeise auf den Tisch stellte. Ein Häubchen aus Schokoladen-Schlagsahne („Das war eigentlich ganz einfach. Da nimmt man bloß die normale Sahne und rührt Kakao unter und dann ...“) verzierte die cremige Substanz, die in einem bauchigen Weinglas vor mir stand.
„Ich liebe dich.“
Mehr fiel mir nicht ein.
Nichts von dem, was ich hätte sagen können, wäre auch nur ansatzweise dem gerecht geworden, was in diesem Moment in mir vorging. Geschweige denn dem, was Nathalie für ihre Mühe verdiente. Meine Worte waren unbeholfen und ich kam mir vor wie ein Tölpel, unfähig zu formulieren, was gesagt werden musste.
Nathalie besaß jedoch offensichtlich die Fähi gkeit, aus meinem Gesicht zu lesen, was ich ihr mitteilen wollte.
„Freut mich, dass es dir gefällt. Das ist die Hauptsache.“
Im Anschluss hatte ich gegen Nathalies a nfänglichen Protest darauf bestanden, mich um den gesamten Abwasch zu kümmern, während sie ein entspannendes Bad nahm, einfach, um mich in irgendeiner Form erkenntlich zu zeigen.
Ich schlug die Hände vor meinem Gesicht z usammen, um meine Zimmerdecke nicht mehr länger sehen zu müssen und atmete einige Male tief durch.
Warum sind es immer Momente wie diese, in denen einem klar wird, was schief gelaufen ist? Wieso sieht man niemals rechtzeitig, dass man einen Fehler macht? Warum immer erst hinterher, wenn es zu spät ist?
Sie fehlte mir wahnsinnig, dachte ich seufzend. Ihr Lächeln hatte es damals geschafft, meine ganze Welt zu erhellen und alle Probleme, die ich tatsächlich hatte, oder die, die ich mir nur einbildete, unwichtig erscheinen zu lassen. Wenn auch nur für ein paar Minuten. Diese kurzen Minuten Urlaub von dem Chaos in
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