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Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
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belassen, wo sie starben. Nur das
Mädchen wurde versteckt. Aber warum sollte er die Mutter am Schauplatz der Tat
lassen und Alain verstecken? Um dich zu ängstigen? Das glaube ich nie und
nimmer. Alain lebt und irgendwie bin ich fast sicher, dass er genau wie wir auf
der Suche nach Pauline ist.“
    „Meinst du?“
    Valerie war wieder in das Hier und Jetzt zurückgekehrt
und er würde nicht zulassen, dass sie im nächsten Moment wieder in ihre
Innenwelt versank, sich wieder dieser Schleier von Traurigkeit über sie
ausbreitete, der ihm zunehmend Angst machte. Er wollte sie ablenken, ihre
Gedanken auf etwas Banales richten, aber die sie umgebende Landschaft, jeder
Strauch und Busch, jeder Felsen und jeder Hinweis auf menschliches Handeln
entband auf dieser kargen Ebene plötzlich eine bedrückende Kraft, die selbst
ihn langsam in eine raum- und zeitlose Dunkelheit zu ziehen begann. Er startete
den Motor, rollte einige Meter voran und hielt dann wieder. „Hast du
Zigaretten? Ich muss jetzt, glaube ich, unbedingt eine Zigarette haben. Das war
noch nie so notwendig.“
    Valerie nickte. Wieder dauerte es, bis eine weitere
Reaktion von ihr kam. „Ich auch!“, sagte sie und griff, ohne hinzusehen, in
eine Tasche, zog eine zerknitterte Zigarettenpackung heraus, und hielt sie
Anselm hin. „Kannst du bitte zwei anzünden?“
    Sie rauchten beide einige Züge bis Anselm den Entschluss
fasste, dass Aktivität wahrscheinlich das beste Heilmittel gegen die Depression
wäre, der er sich näherte und in der Valerie sich schon fast verloren zu haben
schien. „Ich glaube, ich weiß, wo Pauline ist.“ Er zog vom Rücksitz eine Jacke
nach vorne, ein unförmiges, weites und zerknittertes Etwas, das ihm sowohl
Bekleidung wie auch Aufbewahrungsort war. In den ausgebeulten Taschen verbargen
sich seine Brieftasche, Wechselgeld, Notizzettel, etwas von krümeliger
Konsistenz, das über seine Hose bröselte, Eintrittskarten vergangener Besuche
an diversen Orten, Papiertaschentücher und die schmale Broschüre, die er auf
dem Kommissariat studiert hatte. „Die habe ich in Aix gefunden.“ Er reichte sie
Valerie. „Ein Kloster mit einem ethnobotanischen Garten, in dem sie alle
Pflanzen der Region bewahren. Mit unzähligen Pflanzen und Kräutern, die für
Heilzwecke verwendet worden sind.“
    Valerie durchblätterte die Broschüre, zwischendurch immer
wieder an der Zigarette ziehend. „Und du glaubst, sie ist dort? In einem
Kloster?“
    „Das Kloster ist unbewohnt, aber der Museumsgarten wird
bewirtschaftet. Überleg einmal, sie hat vermutlich keine Familie hier in der
Nähe, sonst hätte Vidal das schon herausbekommen und dort nach ihr gesucht. Man
wird einen Menschen wie sie, der so mit der Natur verwachsen ist, auch nicht in
irgendeinem Hinterzimmer verstecken können und ich glaube einfach nicht, dass
sie sich in Prades aufhält. Aber im Umfeld dieses ethnobotanischen Gartens, da
fiele sie als Gärtnerin unter Gärtnern kaum auf. Sie hätte vermutlich Vertraute
genug um sich herum, um nicht an ihrer Einsamkeit und dem Verstecktsein zu
zerbrechen, und sie wäre weit genug entfernt vom Geschehen hier und damit
zumindest eine Zeitlang relativ sicher.“
    „Wenn sie noch lebt.“
    „Da bin ich mir ziemlich sicher. Nach allem, was ich
mitbekommen habe, hat sie ihren Hof geordnet verlassen. Zwar über den
Hinterausgang, aber unter Mitnahme ihrer Zahnbürste und ihres Mofas. Und sie
war bereits letzten Mittwoch nicht auf dem Markt, ist also schon fast eine
Woche lang verschwunden.“
    „Dann los! Versuchen wir zu retten, was zu retten ist!“
Sie schlug mit der Broschüre auf das Armaturenbrett. Überzeugen konnte Anselm
diese Geste energischen Handlungswillens nicht. Noch hatte Valerie auch nicht
geäußert, weswegen besser sie tot sein sollte als die bisherigen Opfer. Aber
„Dann los!“ war ein Anfang. Erklärungen konnten später folgen. Die Zeit der
unbestimmten Suche war vorüber und Thomas Engler konnte warten. Es gab ein
Ziel.
     
Kreis der Verdächtigen
    Der Plan des Täters war nur teilweise aufgegangen. Luc
Vidal hatte aus den Untersuchungen der Spurensicherung, Feuerwehr und
Gerichtsmedizin einen Netzplan der Ergebnisse auf ein Blatt Papier gezeichnet.
Alles deutete darauf hin, dass es die Absicht des Täters gewesen war, das Haus
von Alain Tramier und seiner Mutter vollständig zu zerstören, um alle Spuren
endgültig zu vernichten. Die Konstruktion der Decke hatte dies verhindert.
    Fest stand, dass die Alte bis zur

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