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Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
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Hundehalter
hatte Anzeige wegen Tierquälerei erstattet und das restriktive deutsche
Tierschutzgesetz hatte den Hundemord zu einem bislang ungeklärten Fall der
Kripo Köln werden lassen. „ Mon dieu “, sagte Vidal, „was für eine
Verstrickung! Wenn wir jetzt noch herausfinden, das Madame Baumann joggt und
für diese Tat kein Alibi hat, dann beantrage ich einen Haftbefehl für sie.“
    Inzwischen lief auch die Überprüfung aller Mountainbike-,
Motorrad- und Quadverleiher in der Region. Und sie hatten routinemäßig alle
Randfiguren der Ereignisse überprüft, wobei die Angaben von Thomas Engler
weitere Fragen aufgeworfen haben. Zwar bestätigte der Mietwagenverleiher am
TGV-Bahnhof Avignon-Méditerranée Englers Zeitangaben, die dieser für die
Anmietung des Fahrzeugs gegeben hatte, aber der Französischen Bahn lag keine
Bestätigung für die Nutzung seines Tickets vor. Derzeit wurden die
Zugbegleiter, soweit erreichbar, telefonisch und per Mail befragt. Das Hotel
hatte Engler heute unbemerkt verlassen, ohne vorher zu frühstücken. Da alle Gäste
auch einen Schlüssel für die Außentür hatten, konnte das praktisch mitten in
der Nacht gewesen sein.
     
Geschäftsmodelle
    Thomas Engler war zufrieden mit seiner Entscheidung,
einen französischen Kleinwagen am TGV-Bahnhof gemietet zu haben. Das Fahrzeug
war wendig, stark motorisiert und auf den engen Département-Straßen ein nahezu
ideales Gefährt. Außerdem, so musste er feststellen, bot es im Fond, selbst für
einen Mann seiner Größe, hinreichend Platz und eine komfortable Sitzposition.
    Pauline fuhr. Sie war eine geschickte Lenkerin, die den
Schlaglöchern vorausschauend auszuweichen vermochte, ohne durch hektische
Manöver die entspannte Fahrt widrig zu gestalten. Gelegentlich musste Engler
sie an eine zügigere Fahrweise gemahnen, wenn Pauline zu offensichtlich das
Vorankommen verzögerte.
    Er hatte sie und Alain im Kloster beobachtet. Die Enduro
schiebend, waren sie über die rückwärtige Wiese in Richtung Brücke gegangen, um
von dort auf die Nationalstraße oder einen der Feldwege zu stoßen, die nach
Norden, Westen und Süden durch das dünn besiedelte Agrarland führten.
    Er war ihnen nicht direkt gefolgt, sondern hatte den
regulären Weg zum jenseitigen Ufer des kleinen Bachlaufs gewählt, den die
Brücke monumental überspannte, und dort auf sie gewartet. In einer der beiden
Ausbuchtungen gekauert, die sowohl der Brückenwache als Standort wie auch im
Sockelbereich als Flutbrecher gedient hatten. Ein perfekter Platz, um ihnen
überraschend entgegenzutreten. Die schmale Brücke hatte ein Wenden mit der
Enduro unmöglich gemacht.
    Er hatte sie angegrinst und dabei Alain fest im Auge
behalten, dessen Flinte unübersehbar über seinem Rücken hing. Alain hatte ihn
kalt fixiert, schien aber nicht überrascht gewesen zu sein. Pauline war der
Schreck anzusehen gewesen. Er hatte sein gewinnendes Lächeln aufgesetzt. Das
Lächeln, mit dem er fast jeden Geschäftsabschluss zu erreichen vermochte. Ein
Lächeln, das ebenso inszeniert wie erfolgreich war. „Wir haben eine kleine
geschäftliche Vereinbarung, liebe Pauline. Schon vergessen?“, hatte er sie
gefragt.
    Pauline hatte stumm den Kopf geschüttelt, während Alain
ihn weiter kalt fixierte. „Wir wollen Das Grün der Provence in einem
etwas größeren Umfang vertreiben“, hatte er Alain den Sachverhalt erläutert,
„und etwas professioneller. Wir wollen eine kleine Plantage mit den dafür
notwendigen Pflanzen anlegen und das Elixier auch in Deutschland verkaufen. Es
gibt durchaus einen Markt. Der gute Ed war so verliebt in seine Idee, eine
Stiftung aufzubauen, dass er ganz übersehen hatte, dass Pauline auch etwas
Barschaft braucht, um ihren Hof zu erhalten und um etwas Altersvorsorge
aufbauen zu können. Deshalb wollen wir das Elixier auch anderen Interessenten
anbieten als nur den Marktbesuchern in Prades und Montigny.“ Er hatte weiter
gewinnend gelächelt, bei Alain aber keinen Stimmungsumschwung registrieren
können.
    Die Begegnung auf der Brücke gestaltete sich somit
schwieriger, als er es erwartet hatte. Alain, der die Enduro mit beiden Händen
aufrecht hielt, konnte nicht zu seiner Flinte greifen, die zudem wieder im
Futteral steckte, was ihn offensichtlich maßlos ärgerte. Pauline stand
verängstigt hinter ihm. Sie hätte fliehen können und es wäre ihm nicht möglich
gewesen, an Alain und dem Motorrad vorbei die schmale Brücke zu passieren, um
ihr zu folgen.
    Keine Pauline, kein

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