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Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
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Elixier, keine Rezeptur dafür und vor
allem keine pflanzlichen Rohstoffe, um das Elixier zu gewinnen. Er brauchte den
Erd-Burzeldorn, diese Pflanze mit dem merkwürdigen Namen und der
hormonstimulierenden Wirkung ihrer Steroidsaponine, die den
Tribulus-terrestris-Extrakt so interessant machte. In Bodybuilder-Kreisen hielt
sich schon lange das Gerücht, dass dieser Extrakt den Testosteronspiegel zu
erhöhen vermochte, allerdings gab es keine fundierten Studien zur Wirksamkeit,
wohingegen gefährliche Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen werden konnten.
    Was er brauchte, war eben genau die Art der Pflanze, die
Pauline in dem unwegsamen Brachland des Vaucluse ausfindig gemacht hatte und
deren pharmakologische Wirkung die anderer Varietäten deutlich überstieg. Es
verhielt sich damit wie mit dem Chinin, das für die Europäer ein
unverzichtbares Mittel gegen die Malaria bei der Kolonisierung tropischer
Regionen gewesen war. Auch da hatte erst die hohe Wirksamkeit einer in Bolivien
entdeckten Art der Chinarindenbäume den Erfolg begründet. In der Konsequenz
besaßen die Niederländer dann, nachdem die Samen der Pflanze erst einmal von
Bolivien nach Java geschmuggelt und dort der Plantagenanbau errichtet worden
war, über fast ein Jahrhundert das Chinin-Monopol.
    Eine Geschichte, die sich wiederholen ließ, wenn er nur
erst einmal im Besitz einiger Pflanzen des Erd-Burzeldorns war. Er würde im
großen Stil Plantagen anlegen. Vergleichbare klimatische Verhältnisse und
karstige Böden gab es in China und Vietnam, aber auch in Kroatien und
Montenegro. In Regionen also, in denen es vermutlich einfacher wäre, sein
Geschäftsmodell zu verwirklichen, als im dichter besiedelten Frankreich oder
gar in Deutschland. Er rechnete auch mit einer weit größeren Kooperationsbereitschaft
bei den Verwaltungen in diesen Ländern.
    Ärgerlich war Seefelders Interesse an der Pflanze und dem
gesamten Wissensfundus von Pauline. Der Mann würde seine Idee kaum freiwillig
aufgeben und er verfügte über unangenehme Hilfsmittel, seine Ideen auch durchzusetzen.
Zunächst schienen Ed, Seefelder und er selbst an einem Strang zu ziehen. Dann
begann Eds unsinniges Gutmenschentum die wirtschaftliche Zielsetzung zu
gefährden und Seefelders Ambitionen schienen Thomas zu langfristig ausgelegt,
um den erhofften Gewinn schnell realisieren zu können. Seefelder zielte auf
Milliarden-Erlöse durch die Pharmaindustrie. Ein wohldurchdachtes
Geschäftsmodell, das aber erst in vielen Jahren die gewaltigen Gewinne
erwirtschaften würde und das ein Mann wie Seefelder sich leisten konnte. Thomas
brauchte einen schnelleren Rückfluss des Kapitals, das andere ihm anvertraut
hatten. Es waren Geldgeber, die kurzfristige finanzielle Erfolge mit dem
Tribulus-terrestris-Extrakt erzielen wollten, und die vor allem auch an dem
Produkt selbst ein ungeheures Interesse zeigten.
    Die Möglichkeit, eine auf pflanzlicher Basis beruhende
Erektionshilfe nutzen zu können, war verlockend. Gerade bei Anwendern, die auch Poppers konsumierten, um die aphrodisierende und den Schließmuskel
entspannende Wirkung dieses Rauschmittels zu erreichen, würde der Bedarf
gewaltig sein. Paulines Extrakt würde das Risiko minimieren, bei gleichzeitiger
Verwendung von PDE-5-Hemmern und den Alkylnitrit-haltigen Poppers einen
lebensgefährlichen Blutdruckabfall zu erleiden. Das Grün der Provence versprach lustvolles Vögeln und Gevögeltwerden ohne nennenswerte
Nebenwirkungen. Thomas war sicher, dass Seefelder die Dimensionen dieses Markts
noch nicht einmal erahnte.
    Zunächst einmal galt es aber, an Paulines Rezeptur und die
pflanzlichen Grundlagen heranzukommen. Ein Unterfangen, das, wie er auf der
Brücke gemerkt hatte, nicht erfolgreich zu beenden wäre, ohne einen gewissen
Druck auf Alain und Pauline auszuüben. „Wir sollten jetzt rasch los und einige
Pflanzen ausgraben! Das Motorrad lassen wir am besten hier unter der Brücke
stehen“, hatte er gesagt, und die beiden energisch zu sich gewinkt. Sie hatten
aber nicht reagiert. Als er dann die kleine Pistole aus der Tasche gezogen
hatte, waren sie ihm gefolgt. Alain hatte wie paralysiert die Pistole
angeschaut.
     
    „Und du bist sicher, dass dort, wo wir jetzt hinfahren,
genug Erd-Burzeldorn wächst?“, fragte Engler aus dem Fond des Fahrzeugs.
Pauline nickte stumm mit dem Kopf.
    „Ich habe dort im vergangenen Jahr noch zahlreiche Pflanzen
entdeckt“, antwortete Alain an ihrer Stelle, ohne sich zu Engler umzudrehen.
    „Ich wusste gar

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