Grün war die Hoffnung
beladen, den Hut in den Nacken geschoben, was seinen zurückweichenden Haaransatz und die leichenbleiche Kopfhaut freilegte. »Heiß wie n Hurenarsch da unten«, sagte Ratchiss und öffnete die Tür ins Haus mit einem tastenden Zeigefinger, dabei verlagerten sich die Papiertüten in seinem Arm, und es klirrte Glas gegen Glas. »Im Auto ist noch mehr«, knurrte er, dann klappte die Fliegentür hinter ihm zu.
Andrea warf ihm einen Blick zu, worauf Tierwater sein Glas leerte und die Stufen zu dem Geländewagen hinunterschlenderte. Er zog drei weitere Tüten vom Rücksitz – Gewürzgurken, Relish, weiche Brötchen, Gewürze, alles Zutaten zu dem Fleisch, das sich Ratchiss ununterbrochen an einem Spieß hinter dem Haus grillte. Das war in Ordnung so. Es gab auch frisches Gemüse, und Sierra hatte so viele Sojaburger im Gefrierschrank, daß sie es bis Weihnachten aushalten konnten. Er wuchtete die Einkäufe hoch, klemmte sich die Tüten gegen die Brust und trug sie die Stufen hinauf ins Haus.
Drinnen war es dunkel und kühl, ein schwacher Geruch nach Brennholzrauch, versengtem Toast und Mäusepisse gesellte sich zu dem süßlich-chemischen Duft der Petroleumlampen, die auf dem Sims über dem rußgeschwärzten Steinkamin aufgereiht standen. Die Hütte hatte als einfache Dreieckskonstruktion begonnen, mit einem hohen Wohnraum hinter der Verandaplattform und einem Obergeschoß mit zwei Schlafzimmern und einer Küche darunter; aber Ratchiss hatte auf der Rückseite noch einen Anbau dazugeschustert, so daß es jetzt zwei weitere Zimmer und ein zweites Bad gab, mit einer direkt in die Redwooddielen einer zweiten Plattform eingelassenen Freiluftbadewanne, von wo man die Sonne und die Sterne sah. Tierwater hätte es nicht gerade eine herkömmliche Berghütte genannt, weil er bis dahin herzlich wenig Erfahrungen mit Hütten hatte, ob in den Bergen oder sonstwo, aber es war nichts weiter Besonderes. Bis auf die Aussicht natürlich – und auf Ratchiss’ Begriff von Innendekoration. Hier hingen keine Hirschköpfe über dem Kamin, waren keine lackierten Forellen auf Holzbrettern an die Wand genagelt, gab es keine sentimentalen Acrylgemälde von alpiner Erhabenheit oder atemberaubende Schwarzweißfotos von El Capitán oder dem Half Dome – nein, im Innern von Ratchiss’ Hütte war Afrika.
Das Mobiliar – große Couch, kleines Sofa, zwei dazu passende Sessel – war aus steinhartem Mopaneholz gezimmert und mit Zebrafellen bezogen. Auf dem Boden lag ein Löwenfell statt des üblichen Bären, und die Wände strotzten von Speeren, Schilden, Stammesmasken und den präparierten Köpfen von Kongoni-Hartebeest, Rappenantilope, Spießbock, Leopard und Flußschwein – dazu ein monumentales Rhinozeros, das den Eindruck erweckte, als bräche es gerade über dem Kamin durch die Holztäfelung. Aber das Stärkste war der sich aufbäumende Löwe – gut zwei Meter fünfzig hoch, mit ausgefahrenen Krallen und einem etwas dümmlichen Zähneblecken –, der vor dem Kücheneingang Wache hielt. Ratchiss hatte ihn liebevoll als den »Menschenfresser der Luangwa« vorgestellt, der einst siebzehn unglückselige Männer, Frauen und Kinder gerissen und verschlungen hatte.
Und hier saß ebenjener Mann, der das Dasein dieses Löwen beendet hatte, und ließ seine eigenartigen Muskeln unter dem Hemd hüpfen, während er abwechselnd Dosen mit Bohnen und scharf eingelegtem Gemüse in das Regal stapelte und sich dabei aus dem Zweiliterkrug auf der Arbeitsplatte einen Beefeater’s Gin aus dem eingoß. »Hab was von Teo gehört«, sagte er. »Hab ihn sogar getroffen, unten bei mir.«
Ratchiss bezog sich auf seinen Hauptwohnsitz, ein Haus in Malibu mit unverbautem Blick aufs Meer, zwei Swimmingpools und einer Galerie mit afrikanischer Kunst und Trophäen, die das Smithsonian Museum beschämt hätte. Er hatte das Haus für ein paar Tage der Obhut von Mag (oder Mug) übergeben, um für seine Gäste einzukaufen und nachzusehen, wie sie sich an die neue Umgebung gewöhnt hatten. Tierwater knurrte nur, aber das Knurren hatte eine kaum merkliche Intonation: Ratchiss hatte also von Teo gehört, und was hatte er mitzuteilen?
»Ja, wir haben was miteinander getrunken und sind dann nach Santa Monica gefahren, in eine Kneipe, die ich da kenne. Er sieht gut aus, läuft auch alles bestens – E.F.! hat allein im letzten Monat fast achtzigtausend Dollar an Spenden und Mitgliedsbeiträgen eingenommen. Ach ja, eh ich’s vergesse: er hat mir das hier, äh, für
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