Grün war die Hoffnung
hörte man nur den Lärm, ein malmendes, mechanisches Herannahen, das an Herz und Hirn nagte, bis er nicht mehr wußte, ob er standhalten oder abhauen sollte, und was würde er ihnen sagen, was würde er unternehmen, wenn sie das alles hier in Stücke rissen? Er bohrte die Zehen in die Erde, hörte, wie sich die anderen auf der Veranda versammelten. »Die können doch nicht einfach hier reinfahren, oder was?« – das war Rebas Stimme, die sich gepreßt hinter ihm erhob. Man sah etwas Gelbes aufblitzen – grellgelb wie scharfer Senf –, und etwas bewegte sich hinter den Bäumen an der Straße, und das war kein Bulldozer, dafür war es viel zu groß, viel zu gelb ...
Es war ein Bus. Ein Schulbus. Und am Steuer saß Norm, der schlaflose Norm, aufgepeitscht von Amphetamin und schwarzem Kaffee, der Wildleder-Cowboyhut war bis zu dem zerbrochenen Gestell seiner Brille hinuntergezogen, und auf seinem Schoß saß Premstar wie die Puppe eines Bauchredners. Die Gangschaltung knirschte, die mächtige Schnauze des Busses schwang zum Haus herum und arbeitete sich durch den Schlamm, während der Regen die beiden langen glänzenden Fensterreihen in einen glatten Schleier hüllte. Man hörte das Zischen der Luftdruckbremsen, ein verläßliches Schmatzen, und dann stand der Bus bullernd vor ihnen, als brauchten sie nur noch ihre Ranzen und Schulbrote zu nehmen und einsteigen.
Mit einem Seufzer klappte die Tür auf, und Premstar, die ehemalige Miss Watsonville, mit ihren festen, prallen Brüsten und den vollkommenen Beinen, entstieg dem Bus, ein unsicheres Lächeln kräuselte ihre Lippen. Sie hatte weißen Lippenstift und blauen Lidschatten aufgelegt und trug hochhackige Stiefel, die ihr bis über die Knie reichten. Marco sah wie gebannt zu, wie sie geziert durch den Dreck stapfte, sich das Haar aus dem Gesicht strich und zu ihm aufblickte. »Wir haben einen Schulbus besorgt«, sagte sie mit ihrer kieksigen Stimme, und dabei hätte sie ebensogut von einer Einkaufsfahrt wegen Klopapier reden können, »ich und Norm.«
Norm zog die Handbremse und kam hinter ihr die Stufen runter, der Bus schüttelte sich im Leerlauf, und der Gestank nach Diesel durchzog die Luft. Der Regen sprenkelte Norms Hut und seine Fransenjacke, die Tropfen dunkel wie Blut auf dem honiggelben Wildleder. Sein Blick wirkte müde. Der Regen ließ ihn zusammenzucken. »Los doch«, sagte er und hob den Arm, »seht euch das Ding mal an. Es ist ein 1963er Crown, für einundneunzig Fahrgäste, und so ein Ding kann man kriegen, wenn man richtig Glück hat und richtig schlau über einen Eins-zu-eins-Tausch gegen einen leicht verbeulten, fast-wie-neuen 1970er VW-Bus verhandelt, wenn ihr versteht, was ich meine.«
Auch Alfredo stand jetzt draußen im Regen, und neben ihm stand Reba; Star trat heran und schlang Marco einen Arm um die Hüfte. Alle grinsten, während Premstar die Treppe zur Veranda hinaufging und Norm weiter bei ihnen stehenblieb: schlaffe Schultern, der Kopf dazwischen wie eine Bowlingkugel. »Aber ich will ihn nicht ausmachen, das ist das Problem«, sagte er, »weil’s nämlich echt eine irre Nerverei war, ihn zu starten – der Freak, der ihn mir verkauft hat, sagte ja auch, daß der Motor ein bißchen zickig ist, besonders wenn’s morgens kalt ist.«
»Wie bitte?« warf Alfredo ein. »Jetzt ist Nachmittag , und wenn das Thermometer unter zwanzig Grad zeigt, dann würde ich sagen, wir brauchen ein neues.«
»Ja, okay, es ist jedenfalls eine gute Maschine, echt robust, hat nur knapp zweihunderttausend Kilometer auf dem Tacho und könnte locker noch dreimal soviel fahren, also ich würde sagen, ich hab seit zwei Tagen nicht gepennt, und ich hab meinen Teil beigetragen, mehr als das, denke ich, deshalb könnte irgend jemand – Bill zum Beispiel – sich mal um eine kleine Motoreinstellung oder so kümmern, und ihr anderen solltet langsam euren Klimbim da reinladen, denn die Zeit und der Fluß und die Leute von der Bezirksbaubehörde warten auf keinen.« Er stieg die Treppe zum Haus hinauf und legte einen Arm um Premstar. »Und auf keine. Aber ich bin echt geschafft jetzt, total fertig, und irgendwer müßte noch ein Koffergestell oder so ähnlich oben auf dem Dach montieren, für unser Gepäck, außerdem brauchen wir massenhaft Strick und Gummispinnen oder so. Und Essen, ich meine echt kisten- und eimerweise Grundnahrungsmittel, Trockenbohnen und Mehl und so Zeug, aus dem Co-op unten in Guerneville.«
Er hielt inne, klopfte die Taschen seines
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