Grün war die Hoffnung
mechanische Maultier, das ihnen jeden kleinsten Gegenstand den Fluß heraufbrachte. Trotzdem erhob er sich erst aus dem Sand, als das Boot wieder aufgerichtet war und alle die beiden Streithähne so gründlich ausgeschimpft hatten, wie dies unter den gegebenen Umständen möglich war, und dann kümmerte er sich nicht um die naß gewordenen Kabelstränge und den Starter, der nichts als ein krächzendes Husten produzierte, während Bill die Umstehenden zu Tode langweilte mit seinem Gequatsche über all die anderen Außenborder, die er gekannt und geliebt hatte, wozu Tom Krishna gleich ein passendes Zitat aus der Bhagavadgita einfiel. Nein, statt dessen schlenderte er hinter Merry her und wollte sie beruhigen und vielleicht ein klein wenig bei ihr landen , denn Star war ja jetzt auf ihrem Trip mit Marco, wohnte in einem Kuppelzelt unterhalb des halbfertigen Blockhauses, aus dem das Versammlungsgebäude von Drop City Nord werden sollte, Lydia war drüben in Boynton mit ein paar von den anderen, die dort im Bus schliefen und im Ort nach dem Rechten sahen, und bis auf die beiden gab es nur äußerst dürre Aussichten. Maya, ohnehin keine Schönheit, war von der Reispampediät ziemlich aufgeschwemmt, und eine Art Akne sprenkelte ihr Gesicht (Spülwasserekzem lautete der medizinische Fachbegriff dafür, als hätte sie die Töpfe und Pfannen mit dem Backenknochen gescheuert statt mit den Händen). Premstar stellte quasi Norms Eigentum dar, einstweilen jedenfalls, und Verbie und ihre Schwester waren nur etwas für den Notfall, soweit es Pan betraf. Wie ging doch gleich dieser Song: »Make an ugly woman your wife«? O nein. Sicher nicht. Nicht in Pans Vorstellung von dieser Welt.
(Die übrigen Bräute von Drop City – Louise, Dunphy, Erika und Rain – waren einfach nicht sein Typ, weder vom Charakter noch von der Figur her, das waren Angehörige der humorlosen Schule: Kampfparolengesänge früh, mittags und abends, behaarte Beine, säuerlicher Geruch, maulfaul wie die Fische, es sei denn, das Thema Emanzipation kam aufs Tapet, dann legten sie gleich los wie Verbie. Außerdem waren sie alle vergeben, und die einzige aus dieser Truppe, die einigermaßen aussah – Erika –, lebte mit zwei Typen in einem Zelt, mit dem irren George und Geoffrey, und die drei vögelten einander in Kombinationen, die Pan vielleicht abstrakt ganz interessant gefunden hätte, aber wirklich nähern wollte man sich solchen Geschichten nicht.)
Pan fand Merry hinter dem ursprünglichen Blockhaus, das Norms Onkel mit Beil, Schwedensäge und zwei schwieligen Händen selbst errichtet hatte. Sie saß breitbeinig auf dem Boden, ihr Haar ein Vorhang vor dem Gesicht. Der Streß war vorüber, bis auf Jiminy hatte es keine Schäden gegeben – und der hatte es sowieso verdient. Die abgerindeten Stämme des Versammlungsgebäudes glänzten in der Sonne, die Ziegen meckerten und zerrten an ihren Leinen. Er ließ sich neben ihr nieder und legte ihr den Arm um die Schultern. »Hey«, murmelte er.
Feine blonde Härchen schimmerten auf ihren Schienbeinen. Sie roch nach Holzrauch, nach Reispampe, nach dem Fluß. »Jiminy kann manchmal ein echter Wichser sein«, sagte sie.
Er hätte ihr gern beigepflichtet – so à la Na sicher ist das ein Wichser, also vergiß ihn und nimm mich –, aber er blieb schön still. Er zog sie näher an sich und streichelte ihr Haar. »Komm schon«, sagte er, »ist doch halb so wild – wir sind eben alle etwas gestreßt. Wenn erst mal die Häuser gebaut sind, sobald wir alles organisiert haben hier, meine ich, und ein bißchen Zeit finden, überhaupt Luft zu holen ...« Er redete Quatsch, und er wußte es, aber war dieser Quatsch nicht genau das, was in derartigen Umständen gefragt war – sollte er hier etwa logisch denken oder was?
Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und musterte ihn von der Seite. »Du kommst mir aber gar nicht gestreßt vor. Ich würde sogar sagen, im Gegenteil.«
Und jetzt das Grinsen, och, na ja, und mag schon sein. »Liegt am roten Libanesen«, sagte er, »aber ich hab nicht genug für die ganze Bande, und du weißt ja, wie sie schon allein auf den Geruch abfahren – besonders Jiminy und auch Tom Krishna.« Er legte eine Pause ein, um diese unwiderlegbare Argumentation einsickern zu lassen, dann mogelte er die lässigste Anfrage der Welt in die Chance des Augenblicks: »Willst du vielleicht mal kurz mit mir in mein Zelt schlüpfen?«
Das Zelt war orange wie ein Eis am Stiel, ein
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