Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
Tränen. Sie konnte nicht mehr aufhören zu weinen.
»Es tut mir so leid.«
»Du kannst dir nicht die Schuld geben, Glenna.«
»Wem denn sonst?«, warf Cian ein. Moira sprang auf.
»Er hat das Kreuz nicht getragen.« Sie holte es aus der Tasche und hielt es hoch. »Er hat es oben abgelegt und hiergelassen.«
»Er hat mir ein paar Ringergriffe beigebracht«, erklärte Larkin. »Und er hat gemeint, es sei ihm im Weg. Danach hat er es bestimmt vergessen.«
»Er hatte ja auch nicht vor, nach draußen zu gehen, oder? Und wenn sie nicht gewesen wäre, hätte er es auch nicht getan.«
»Er hat sich geirrt.« Moira legte das Kreuz auf den Tisch. »Glenna, er muss die Wahrheit erfahren.«
»Er hat bestimmt gedacht, ich würde sie hineinlassen oder hinausgehen, was nicht stimmte. Aber was bringt das schon? Ich war mal wieder selbstgerecht. Deswegen ist er tot.«
Cian trank noch einen Schluck. »Sag mir, warum er sterben musste.«
»Sie klopfte an die Tür. Ich hätte gar nicht aufmachen sollen, aber eine junge Frau mit einer Straßenkarte stand davor. Ich schwöre euch, ich wollte weder hinausgehen noch sie hereinbitten. Sie sagte, sie habe sich verfahren. Sie sprach mit einem französischen Akzent. Wirklich ganz reizend, aber ich wusste … ich spürte es. Und ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, mir einen Spaß daraus zu machen. Gott, o Gott«, schluchzte sie. »Wie dumm und eitel von mir.«
Sie holte tief Luft. »Sie sagte, ihr Name sei Lora.«
»Lora.« Cian ließ die Flasche sinken. »Jung, attraktiv, französischer Akzent?«
»Ja. Du kennst sie also.«
»Ja.« Er trank noch einen Schluck. »Ich kenne sie, ja.«
»Ich sah ihr an, was sie war. Ich weiß nicht wie, aber ich wusste es. Ich hätte ihr einfach die Tür vor der Nase zuschlagen sollen. Aber dann dachte ich, ich würde mich vielleicht irren, und ich sollte ihr besser den Weg erklären, damit sie weiterfuhr. Damit wollte ich gerade anfangen, als King schrie und die Halle entlanggerannt kam. Erschreckt drehte ich mich um, und das war unachtsam von mir, weil sie meine Haare zu packen bekam und mich daran nach draußen zog.«
»Es ging so schnell«, fuhr Moira fort. »Ich kam hinter King und sah kaum, wie der Vampir sich bewegte. Er lief nach draußen, und da waren noch mehr. Vier oder fünf. Es ging wie der Blitz.«
Moira schenkte sich einen kleinen Whiskey ein und stürzte ihn hinunter, um ihre Nerven zu beruhigen. »Sie warfen sich alle auf ihn, und er schrie Glenna zu, sie solle hineinlaufen. Aber stattdessen stand sie auf und rannte zu ihm, um ihm zu helfen. Der weibliche Vampir stieß sie mit voller Wucht zurück, aber sie versuchte trotzdem, ihm zu helfen, obwohl sie verletzt war. Vielleicht war sie ja nachlässig, aber das kann man von King genauso gut sagen.«
Moira nahm das Kreuz wieder in die Hand. »Und er hat einen schrecklichen Preis dafür bezahlt. Einen schrecklichen Preis dafür, dass er einen Freund verteidigt hat.«
Mit Hoyts Hilfe erhob sich Glenna mühsam. »Ich kann nicht mehr tun, als mich zu entschuldigen. Ich weiß, was er dir bedeutet hat.«
»Wohl kaum.«
»Doch, ich glaube schon, und ich weiß zumindest, was er für uns hier war. Ich bin schuld an seinem Tod, und damit werde ich den Rest meines Lebens leben müssen.«
»Ich auch. Mein Pech, dass ich wesentlich länger leben werde als du.«
Er nahm die Whiskeyflasche mit, als er hinausging.
16
In dem Moment zwischen Schlaf und Erwachen war Kerzenlicht und wohltuendes Nichts, nur Wärme, Decken, die nach Lavendel dufteten, und tröstliche Geborgenheit.
Aber der Moment verflog, und Glenna erinnerte sich.
King war tot, so sorglos von den Monstern ins Meer geschleudert, wie ein Junge einen Stein ins Wasser wirft.
Auf ihren eigenen Wunsch hin war sie alleine nach oben gegangen, um zu schlafen und zu vergessen.
Die Kerze flackerte, und sie fragte sich, ob sie wohl jemals wieder im Dunkeln würde schlafen können. Ob sie wohl von nun an immer, wenn die Nacht hereinbrach, daran denken müsste, dass die Vampire sich jetzt aufmachten? Würde sie jemals wieder ohne Furcht im Mondschein spazieren gehen können? Oder würde ihr jeder Regentag Angstschauer über den Rücken jagen?
Sie drehte sich um, und sah die Umrisse seiner Gestalt im Licht des Mondes, das durch das Fenster fiel. Er wachte über sie, dachte sie. Über sie alle. Dabei trug er die schwerste Last. Und doch war er gekommen, um sich zwischen sie und die Dunkelheit zu stellen.
»Hoyt.«
Sie setzte
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