Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
paar ganz gute Ideen für unsere Bewaffnung. Bevor wir jedoch zu Bett gehen, möchte ich noch etwas mit dir besprechen.«
»Das überrascht mich kaum.«
»Ich finde es nicht besonders schmeichelhaft, wenn du dich mit deinem Bruder wegen mir streitest.«
»Es ging nicht nur um dich.«
»Ich weiß, aber ich war der Auslöser. Und ich werde auch mit Moira darüber sprechen. Dadurch, dass sie Cian von mir ablenken wollte, hat sie den Ablauf völlig geändert.«
»Es war Wahnsinn, dass er die Vampire ins Haus geholt hat. Seine Arroganz und sein Zorn hätten uns das Leben kosten können.«
»Nein«, sagte sie leise, aber bestimmt. »Er hatte Recht.«
Erstaunt blickte Hoyt sie an. »Wie kannst du so etwas sagen? Wie kannst du ihn verteidigen?«
»Er hat uns auf etwas Wichtiges aufmerksam gemacht, was wir nie wieder vergessen werden. Wir wissen nicht, wann sie uns angreifen, und wir müssen zu jeder Minute bereit sein zu töten. Das waren wir aber nicht, obwohl die Sache mit King gerade erst passiert war. Wenn mehr Vampire da gewesen wären, wäre es eng geworden.«
»Er hat daneben gestanden und nichts getan.«
»Ja. Ein weiterer wichtiger Hinweis. Er ist der Stärkste von uns und in dieser Angelegenheit auch der Klügste. Wir müssen daran arbeiten, genauso gut zu werden, und da habe ich ein paar Ideen, zumindest für uns beide.«
Sie trat zu ihm und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. »Na los, geh dich waschen. Ich möchte darüber schlafen. Und ich möchte mit dir schlafen.«
Sie träumte von der Göttin und wandelte durch eine Welt voller Gärten, in der die Vögel bunt wie Blumen waren und die Blumen wie Edelsteine leuchteten.
Von einer hohen, schwarzen Klippe fiel Wasser, so blau wie flüssiger Saphir, in einen glasklaren Teich, in dem goldene und rote Fische umherschossen.
Die Luft war warm und duftete.
Hinter den Gärten befand sich eine Bucht mit silbrigem Sandstrand, von türkisblauem Wasser umspült. Kinder spielten dort, bauten Sandburgen und planschten in der sanften Brandung. Ihr Lachen erfüllte die Luft wie Vogelgezwitscher.
Vom Strand aus führte eine strahlend weiße, mit Rubinen eingefasste Treppe zu Häusern in verträumten Pastelltönen, umgeben von Blumen und blühenden Bäumen.
Von dort drang Musik an ihr Ohr, fröhliche Weisen, von Harfen und Flöten gespielt.
»Wo sind wir?«
»Es gibt viele Welten«, sagte Morrigan zu ihr. »Das ist nur eine davon. Ich dachte, du solltest einmal sehen, dass du für mehr als nur deine, seine oder die Welt eurer Freunde kämpfst.«
»Sie ist wunderschön. Alles fühlt sich so … glücklich an.«
»Manche Welten sind glücklich, manche nicht. Manche erfordern ein hartes Leben, voller Schmerzen und Mühen. Aber es ist trotzdem Leben. Diese Welt ist alt«, sagte die Göttin und breitete die Arme aus. »Durch jene Schmerzen und Mühen hat sie sich diesen Frieden und diese Schönheit verdient.«
»Du könntest das Kommende aufhalten. Halte sie auf.«
Ihre hellen Haare tanzten im Wind. Sie wandte sich zu Glenna. »Ich habe getan, was ich kann, um es aufzuhalten. Ich habe dich erwählt.«
»Es ist nicht genug. Wir haben schon einen von uns verloren. Er war ein guter Mann.«
»Wie so viele andere.«
»Ist das Schicksal so? Die höheren Mächte?«
»Die höheren Mächte bringen jenen Kindern dort Lachen, sie bringen die Blumen und die Sonne. Und ja, sie bringen auch Tod und Schmerz. Es muss so sein.«
»Warum?«
Morrigan drehte sich lächelnd um. »Sonst würde alles nur wenig bedeuten. Du bist ein Kind mit einer Gabe. Aber die Gabe wiegt auch schwer.«
»Ich habe meine Gabe benutzt, um zu zerstören. Mein ganzes Leben lang habe ich geglaubt, nein, wusste ich, dass ich niemandem ein Leid zufügen könnte. Aber dennoch habe ich meine Gabe dazu benutzt.«
Morrigan berührte Glennas Haare. »Das ist die Bürde, und sie muss getragen werden. Du hattest den Auftrag, gegen das Böse vorzugehen.«
»Ich werde nie wieder dieselbe sein«, erklärte Glenna und blickte aufs Meer.
»Nein, nicht dieselbe. Und ihr seid noch nicht bereit. Keiner von euch. Ihr seid noch kein Ganzes.«
»Wir haben King verloren.«
»Er ist nicht verloren. Er ist nur in eine andere Welt gegangen.«
»Wir sind keine Götter, und wir betrauern den grausamen Tod eines Freundes.«
»Es wird noch mehr Tode, noch mehr Trauer geben.«
Glenna schloss die Augen. Angesichts von so viel Schönheit fiel es ihr noch schwerer, vom Tod zu sprechen. »Was für gute
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