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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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und Maisfeldern links glänzte
    vor ihnen der bräunliche Spiegel eines Altwassers auf, auf dem sechs junge Enten ihrer Mutter in Kiellinie folgten.
    »Da hast du dir aber ein idyllisches Plätzchen ausgesucht«, stellte Manuela fest, »woher kennst du dich hier so gut aus?«
    »Hier haben wir im Sommer vor zwei Jahren einmal gebadet«, antwortete er düster, »und hier hast du mir den ersten Kuß gegeben.«
    »Ich dir? Das dürfte ein Irrtum sein.«
    »Oder ich dir. Was kommt es darauf an?«
    »Eine ganze Menge. Man ist als Frau gegen brutale Überfälle ja wehrlos.«
    »So wehrlos fand ich dich gar nicht.«
    »Wenn du etwa unverschämt werden willst...«
    »Aber nein, Manuela, nichts liegt mir ferner.«
    Sie öffnete den Wagenschlag und ging auf der Grasnarbe zwischen den alten Räderspuren langsam zum Ufer. Jürgen Barwasser folgte ihr. Die Entenmutter hatte ihre Jungen drüben am anderen Ufer unter Weidengebüsch in Sicherheit gebracht und äugte mißtrauisch herüber.
    »Damals waren auch Enten da — Enten und ein paar Bläßhühner«, murmelte Manuela.
    »Du hast sie mit Keks gefüttert.«
    »Aber sie waren mißtrauisch.«
    »Ich habe vorgestern meine dreijährige Ausbildung in der Firma abgeschlossen«, sagte Jürgen. »Mein alter Herr will mir demnächst einen Anteil an der Firma geben, und ich. werde auch Prokura bekommen.«
    »Ich gratuliere, Herr Diplomvolkswirt.«
    »Das bedeutet immerhin, daß ich auf eigenen Füßen stehe, und daß die Brötchen leicht für zwei langen, sogar mit Butter und Wurst.«
    »Überfriß dich bloß nicht«, warnte Manuela. »Ich habe dir schon neulich gesagt, daß du Anlage hast, einen Bauch zu bekommen. Das liegt bei euch in der Familie — väterlicherseits.«
    »Ich werde keinen Bauch bekommen«, sagte er hitzig.
    Manuela betrachtete ihn von der Seite, als prüfe sie seine Figur auf ihre Zukunftsaussichten. Einen hübschen Kerl konnte man ihn nicht gerade nennen. Er wirkte wie ein Schwergewichtsboxer, der das Training vernachlässigt hatte. Aber von ihm ging Ruhe aus, die Aura einer unverwüstlichen guten
    Laune, und wenn er lachte, steckte er damit seine Umgebung an, die gesunden Zähne blitzten aus seinem Gesicht, als hätte er unten und oben ein halbes Dutzend mehr davon als andere Menschen. Ein Reklamegebiß.
    »Bin ich dir eigentlich sehr unsympathisch?« fragte er schüchtern.
    »Was soll die Frage?«
    »Sonst hätte es nämlich keinen Zweck.«
    »Was hätte keinen Zweck?«
    »Dich zu fragen, ob du meine Frau werden willst«, sagte er leise. »Natürlich nicht heute oder morgen«, fügte er hastig hinzu, als er den Blick bemerkte, mit dem sie ihn anstarrte, »obwohl es mir heute lieber wäre als morgen. Aber deinetwegen, damit du Zeit findest, dich an mich zu gewöhnen. Ich weiß natürlich, daß ich nicht der Typ bin, von dem du träumst. Aber du bist die einzige Frau auf der Welt, die ich heiraten möchte. Die einzige! Ich schwöre es dir.«
    »Lieber Gott«, murmelte Manuela ein wenig betäubt.
    »Ich verlange von dir ja gar nicht, daß du dich sofort entscheiden sollst, Manuela. Aber ich wäre schon froh, wenn du mir nur sagen würdest, daß ich dir nicht direkt widerlich bin.«
    »Ach, Jürgen, wie kannst du nur solchen Blödsinn reden? Widerlich... Dann hätte ich dir gleich beim ersten Versuch, mich zu küssen, eine geknallt. Aber heiraten? Das kommt mir ein bißchen allzu plötzlich. Nein, das geht mir einfach nicht durch den Hals. Und ich bin doch auch erst neunzehn.«
    »Wenn du mir nur eine kleine Chance gibst, Manuela«, sagte er schüchtern, »ich warte! Ich warte auf dich, solange du willst. Ich warte, bis ich graue Haare kriege.«
    Weshalb sollte sie ihm die kleine Chance, die er sich so sehnlich wünschte, eigentlich nicht geben? Eine Chance bedeutete noch lange kein Versprechen, und ein späteres Nein bedeutete kein gebrochenes Wort. Und wenn Guntram nicht dazwischengekommen wäre... Ein bißchen verliebt war sie in diesen netten Jungen doch von Anfang an gewesen, wenn sie auch nie geglaubt hatte, daß es ihm mit diesem Flirt SO ernst sei.
    »Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, daß ich dich nicht ganz gern habe«, sagte sie leise, »sonst wäre es ja zwischen uns wohl auch schon längst aus.«
    »Wirklich, Manuela?« fragte er beglückt.
    »Aber jetzt mußt du mich heimfahren. Ich habe im Geschäft noch etwas zu erledigen. Ich werde dir später einmal mehr davon erzählen.«
    »Und wann sehe ich dich wieder?«
    »Ich werde dich anrufen.«
    »Wo

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