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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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das, Herr Balzer? Sie können es mir ruhig anvertrauen. Hat Herr Freytag selbst davon gesprochen?«
    »Nun, nicht gerade direkt...«
    »Aber indirekt, nicht wahr? Auch zu Ihnen?«
    »Ja, allerdings ganz allgemein. Wenn ich hier erst einmal Chef bin... Wenn ich den Laden übernehme... Es war vielleicht nicht einmal so deutlich, wie ich es Ihnen jetzt erzähle, aber es wurde so verstanden, und es war wohl auch so gemeint.«
    »Ich kann es Ihnen ruhig sagen, Herr Balzer: Herr Freytag hat sich meiner Mutter zu nähern versucht, sogar mehrere Male, aber sie hat ihn abgewiesen.«
    »Das habe ich gestern noch Fräulein Steguweit gesagt, daß die Chefin nie...«
    »Warum eigentlich nicht?«
    »Na hören Sie«, sagte er fast empört, »eine Dame wie Ihre Mutter! So jung und so schön... Ich darf das doch sagen? Die hat doch ganz andere Chancen, ich meine, wenn sie überhaupt noch einmal ans Heiraten dächte, nicht wahr?« Manuela antwortete nicht. Sie schien in diesem Punkt ihre eigene Meinung zu haben. Statt dessen bat sie Balzer, doch einmal scharf darüber nachzudenken, was für Möglichkeiten Freytag hätte, um sich aus dem Geschäft Geld zu beschaffen.
    Herr Balzer dachte nach, lange und intensiv, aber er hob schließlich doch hilflos die Schultern: »Ich sehe im Augenblick keine Möglichkeiten, Fräulein Mellin. Denn was haben wir schon an wirklich teueren Apparaten auf Lager? Zwei oder drei Dutzend, die in Verbindung mit schikanösen Objektivsätzen einen hohen Wert besitzen. Aber alle sind gebucht. Ein Verlust käme bei jeder Inventur auf.«
    »Und Sie haben nie einen Verlust entdeckt?«
    »Niemals«, antwortete er sehr bestimmt.
    »Aber es muß eine Möglichkeit geben.«
    »Für jeden verkauften Apparat muß ein Beleg vorhanden
    sein.«
    »Und wenn er die Apparate nur verpfändet und sie wieder einlöst, wenn er im Spiel Glück hat?«
    »Auch ein verpfändeter Apparat wäre weg. Jeder von unseren Verkäufern weiß doch ungefähr, was an teueren Kameras oder Filmapparaten vorhanden ist. Man kann sie nicht einfach aus dem Laden oder vom Lager nehmen und zur Pfandleihe tragen oder privat verpfänden.«
    »Um einem Gauner auf die Schliche zu kommen, müßte man das Gehirn eines Gauners besitzen«, murmelte Manuela enttäuscht. »Ich verstehe nichts vom Geschäft — und Sie sind zu ehrlich...«
    »Ich nehme es als Kompliment«, sagte Herr Balzer mit einem kleinen Grinsen, »auch wenn Ihre Worte fast wie ein Vorwurf klangen.« Er warf einen Blick auf die elektrische Uhr über der Tür. Sie ging auf zwölf.
    »Herr Freytag kommt gewöhnlich bei mir vorbei, bevor er zum Essen geht. Er rechnet die Vormittagskasse ab.«
    »Sie werden sich doch nichts anmerken lassen?!«
    »Keine Sorge, Fräulein Mellin, ich bin im Kolping-Verein Mitglied der Theatergruppe...«, er errötete ein wenig, »und meistens spiele ich die Hauptrollen. Zuletzt den Ferdinand in >Kabale und Liebe<... Schiller... Kennen Sie sicherlich?«
    »Natürlich. Schade, Herr Balzer, daß ich von Ihrem Talent nichts gewußt habe. Ich hätte Sie gern gesehen.«
    »Wirklich? Oh, ich werde Ihnen das nächstemal Karten schicken. Wir proben bereits ein neues Stück: Das >Apostelspiel< von Max Mell. Meine Rolle darin ist der Räuber Johannes.«
    »Vergessen Sie auch meine Mutter nicht, Herr Balzer!«
    »Ach, wissen Sie«, stammelte er, »jetzt wird es mir fast peinlich, daß ich davon erzählt habe. Unser Publikum stellt nicht so hohe Ansprüche.«
    »Aber Herr Balzer«, sagte Manuela mit einem betörenden Augenaufschlag, der ihm das Blut in die Stirn trieb, »nur keine falsche Bescheidenheit. Ich bin davon überzeugt, daß Sie ein großartiger Schauspieler sind. Und das werden Sie jetzt vor Herrn Freytag beweisen. Aber ich fürchte nur, wir werden ihm nie hinter die Schliche kommen.«
    »Sie haben mir bereits ein Stichwort gegeben«, sagte er nachdenklich, »ich sehe zwar noch nicht klar, aber mir dämmert etwas...«
    »Was für ein Stichwort?« fragte sie elektrisiert.
    »Seien Sie mir nicht böse, aber ich möchte das Ei erst ausbrüten, ehe ich darüber rede.« Sein Blick auf die Uhr wurde nervös: »Wo kann ich Sie erreichen?«
    »Rufen Sie mich daheim an. Ich werde meiner Mutter erzählen, worüber ich mit Ihnen gesprochen habe. Oder kommen Sie einfach zu uns in die Wohnung, wenn Sie etwas entdecken, was uns weiterhelfen kann.«

20

    Viktoria läutete das Geschäft an und ließ sich mit Herrn Freytag verbinden. Sie sagte ihm, daß sie voraussichtlich einige Tage

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