Gründergeschichten
macht jetzt eine Lehre und ist viel beschäftigt. Beide Kinder sind hoch dynamisch. Ich versuche
derzeit, bei ihm einen Termin zu kriegen, um mal gemeinsam ein Bier zu trinken.
Ich habe Firma und Privates immer streng getrennt. Dass die Partnerin in der Firma mitarbeitet, kann ich mir nicht vorstellen.
Nicht mal ein Praktikum der Kinder. Die können kommen und gucken, jederzeit, aber für ein Praktikum |84| nutze ich lieber die Kontakte. Ich glaube, das wäre belastend für die Kinder und die Mitarbeiter. Ich will es nicht so kompliziert.
WaveLight geht es nach der Delle im vergangenen Jahr wieder besser. Wir werden weiter wachsen. In zehn Jahren sind wir entweder
mindestens fünf mal so groß wie heute oder in einen großen Konzern integriert.
Das hätte ich mir vor elf Jahren niemals träumen lassen. Wenn ich damals gewusst hätte, was alles auf mich zukommt, dann hätte
ich viel zu viel Respekt gehabt. Ich hätte es nicht gemacht. Gut also, dass man nicht alles vorher weiß.
Wenn mein Sohn später einmal ein Unternehmen gründen will, werde ich ihn unterstützen. Wir hatten die Diskussion schon. Er
ist jetzt im ersten Lehrjahr als Veranstaltungstechniker und in dieser Branche hat jeder früh schon sein eigenes Equipment,
zum Beispiel eine Tonanlage, die er verleiht. Er hat ausgerechnet, dass er neben der Anlage auch noch ein Auto braucht, um
sie zu transportieren. Ich sagte, das ist ganz schön viel Geld. Wenn du das willst, dann mache es, aber überlege es dir gut.
Es würde mich ja nicht ruinieren. Aber ich will, dass er vorher nachdenkt und sich einen Plan macht. Sich einfach hineinfallen
zu lassen, ohne ein bisschen zu planen, da würde ich stopp sagen. Für irgendetwas müssen die Erfahrungen des Vaters ja nutze
sein, oder?
Aufgezeichnet von
Ingrid Eißele
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|85| »Nur mit dem Rücken zur Wand lernt man kämpfen«
AeroLas GmbH
Was ist ein »Luftlager« und wozu braucht man es? Bevor Michael
Muth dazu kam, seinen ersten Kunden diese Frage zu beantworten,
hatte der Start-Up-Preisträger 1997 viele Hürden zu überwinden. Intern
wie extern. Inzwischen ist seine Firma AeroLas den Kinderschuhen
entwachsen und gerade dabei, Massenmärkte für seine Produkte zu
öffnen. Ein Gründer berichtet über die schwierigen Anfänge.
A utos sind Gedankenmaschinen. Aus meiner Sicht baut niemand bessere als die Italiener. Wenn Sie einmal den Motor eines Maseratis
hören – so laut und grummelnd – da sind Sie doch hin und weg! Kein Witz, mir kam die Idee für unseren Leiterplatten-Bohrer
auf einer Fahrt durch die Alpen genau am San-Bernardino-Pass. Das klingt irrational, aber das Ergebnis ist kein Blödsinn,
sondern ein Patent, mit dem wir uns derzeit einen Weltmarkt erschließen wollen.
Ich bin erst richtig zum Unternehmer geworden, als ich nicht mehr auf meinen Kopf gehört habe, sondern auf meinen Bauch. Sagt
heute mein Bauch Nein und der Kopf sagt Ja, bleibt es beim Nein. Seit den neun Jahren der Gründung von AeroLas hat mein Bauch
bei allen wichtigen Entscheidungen Recht gehabt. Die Schwierigkeiten in der Anfangsphase wären schneller überwunden gewesen,
hätte ich auf sein Grummeln genauso gehört wie auf Maserati-Motoren.
|86| Unsere Firma AeroLas entwickelt Luftlager. Wie das Kugellager im Rad eines Rollschuhs oder das Öllager in einem Motorkolben
reduziert auch ein Luftlager die Reibung zwischen einem bewegten zu einem unbewegten Bauteil. Düsen blasen Luft in einen extrem
schmalen Zwischenraum und verhindern, dass das bewegte Teil das unbewegte berührt. Das klingt simpel, die physikalischen Berechnungen
und die Technologie, um das hinzukriegen, sind aber sehr komplex. Deshalb gibt es bisher nur sehr wenige Anwendungen. Dabei
sind die Vorteile des Luftlagers gegenüber einem Kugel- oder Öllager immens: Bei einem Luftlager entsteht nur eine minimale
Reibung, es ist präziser und weniger anfällig, braucht kein schmutziges und teures Öl, um nur die wichtigsten zu nennen.
AeroLas beherrscht nun den Trick, wie man Luftlager so berechnet und auch in einer Maschine anwendet, dass sie funktionieren.
Es gibt noch viele Ingenieure in den Entwicklungsabteilungen großer Konzerne, die uns das nicht glauben. Sie sagen: »Das funktioniert
nie!« Ihre Zahl wird allerdings immer kleiner, denn wir haben mittlerweile Luftlager vorzuweisen, die von Weltmarktführern
in ihren Branchen wie Siemens, Zeiss, Sony, Sharp oder Hitachi verwendet
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