Gründergeschichten
kompensieren.«
Viel eher als Lohnsenkungen erhofft sich der Firmengründer, dass die investiven Rahmenbedingungen in Deutschland für Unternehmen
wie das seine günstiger werden: »Man kann in andere Länder der Welt gehen und bezahlt keine Steuern für zehn Jahre oder man
erhält Darlehen, die viel interessanter sind, als in Deutschland. Wir sind zum Beispiel im Wettbewerb mit einem chinesischen
Unternehmen, das keine Steuern zahlt, sein Reineinkommen ist also viel größer. Auch wenn sein Profit nicht ganz so hoch ist,
liegt sein Börsenwert viel höher. Dadurch bekommen die viel mehr Geld und viel mehr investive Kraft. Davon abgesehen können
wir uns mit den Besten der Welt messen, da bin ich absolut zuversichtlich bei dem, was wir hier gebaut haben. Aber die strukturellen
Nachteile im Vergleich zu anderen Ländern muss man ausgleichen.« Schließlich wolle man doch hier für alle Beteiligten langfristig
etwas aufbauen.
Es sind ehrgeizige Pläne, die Anton Milner hat: Im Jahr |215| 2007 investiert Q-Cells 400 Millionen Euro und baut die größte Solarzellenfabrik weltweit. Partnerfirmen siedeln sich derzeit
in direkter Nähe in Thalheim an, ein Forschungszentrum entsteht. Bei Umsatz und Ertrag ist bei Q-Cells ein Plus von jeweils
30 Prozent vorgesehen. Die Exportquote soll von 53 auf 60 Prozent steigen. »Ich will, dass die Firma sich in den nächsten
vier Jahren vielleicht um das Fünf- oder Sechsfache vergrößert«, erklärt Milner. »Wir reden da über mehrere Tausend Mitarbeiter.
Wir reden über Milliardeninvestitionen. Wir reden über die Entwicklung einer Firma von einem Start-Up mit Hochwachstum zu
einem Weltunternehmen und zu einem wirklichen Energieunternehmen.« Das werde viele Umstellungen im Unternehmen bedeuten, prophezeit
der Gründer. Fünf Jahre nach dem Start haben weder sein Anspruch noch sein Ehrgeiz nachgelassen. Milner ahnt, dass sein »Baby«
Q-Cells erwachsen wird, sich mit zunehmender Größe vielleicht auch ein bisschen von ihm entfremdet. Es ist ein rasches Heranwachsen:
Eben noch ein belächeltes Gründungsprojekt auf der grünen Wiese, jetzt schon auf dem Weg zum globalen Fotovoltaikführer. Kein
Grund, um sich auf dem Erfolg auszuruhen, findet Milner und grinst: »Ich sage immer: Das, was wir bisher geschafft haben,
ist nur die Aufwärmphase.«
Roman Heflik
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|217| »Wir wollten ein Auto bauen – das war klar«
Funke & Will AG
Von der verrückten Idee zur erfolgreichen Firma: Wie die beiden
Diplomanden Herbert Funke und Philipp Will auf die kühne Idee
kamen, sich ausgerechnet in Deutschlands Paradebranche, der Autoindustrie
, selbstständig zu machen. Durch Begeisterungsfähigkeit
und Mut haben es Funke &Will geschafft, sich dabei sogar noch von
den großen Konkurrenten helfen zu lassen.
S ein Vater hat eine einfache Erklärung dafür, warum Philipp Will so versessen auf Sportwagen ist. Als Philipp ein kleiner Junge
war, erzählt der Vater gern herum, gab es da einen besten Freund der Familie, der immer Porsche fuhr und Philipp oft mit auf
Tour nahm. Und eines Tages, bei einem rasanten Start, so behauptet der Vater, muss Philipps Hinterkopf so unsanft an die Heckscheibe
geschlagen haben, dass der Junge für immer einen Spleen weghatte – Philipp Will fiel einer Leidenschaft anheim: der Leidenschaft
für schnelle, exklusive, schöne Autos.
Der Familienspott hat natürlich einen Hintergrund: Lange bevor Philipp Will selbst anfing, mitten in Deutschland schnelle,
exklusive, schöne Sportwagen zu bauen, verließ er mit 16 die Schule, um Automechaniker zu werden. Und das geschah sehr zum
Leidwesen der Familie, in der doch alle das Abitur gemacht und studiert hatten. Und nun das: Philipp, |218| Lehrling in einer Werkstatt im Rheinland. Dass der Sohn gut zehn Jahre später zusammen mit Herbert Funke eine der kuriosesten
und aufsehenerregendsten Firmengründungen hinlegen würde, die man sich in Deutschland um die Jahrtausendwende so vorstellen
konnte, wusste damals ja noch keiner. Wobei man im Nachhinein sagen kann, dass Will nicht nur immer schon einen Schuss Motoröl
im Blut gehabt haben muss, sondern wohl auch den Drang, sein eigener Chef zu sein: Schon mit 21 machte er seine eigene Porsche-Werkstatt
in der Eifel auf; er konnte später sogar seinen Ausbilder aus der Lehrwerkstatt fort- und zu sich locken. »Man brauchte ja
nicht viel«, erinnert sich Will an seine erste Geschäftsgründung.
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