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Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)

Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)

Titel: Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Hesse
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erhielten anschließend für unseren unpassenden Ausbruch einen Mega-Anschiss von unserer Klassenlehrerin.
    Oder als Nina beim Sport mit dem Fuß umgeknickt ist. Sie hat so ein entsetzlich komisches Gesicht gemacht, dass wir nicht anders konnten, als lauthals zu lachen. Sie hat tagelang kein Wort mit uns geredet. Dabei tat es uns ehrlich leid, denn Schmerzen wünscht man schließlich niemanden und sie konnte deswegen drei Wochen nicht zum Ballettunterricht.
    Heute ist der Lachflash jedoch zur richtigen Zeit am richtigen Ort und Balsam für die Seele. Ida versucht schließlich, die Fassung wiederzugewinnen und droht mit erhobenen Zeigefinger, „aber ab jetzt darfst du mir nie wieder etwas verheimlichen, sonst gibt es echt Ärger.“
„Geht klar, Blutschwesterchen.“ Ich salutiere wie ein Soldat und kichere weiter.
„Du, an deinen Tim muss doch ranzukommen sein. Wenn er ins Goethegymnasium geht, trifft man ihn während der Ferien bestimmt im Musikcafe. Ich wollte dich sowieso fragen, ob wir uns nicht mal mit Laura und ihren Leuten treffen.“
„Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder? Mit der hatten wir doch noch nie was zu tun.“
„Na und? Sie kennt ganz coole Leute und ein paar Connections würden uns gut tun. Paula, komm schon, die Osterferien sind doch öde genug. Lass uns die zwei freien Wochen was Spannenderes unternehmen als Eis essen gehen oder vor der Glotze hängen.“
    Nach langer Bettelei willige ich ein. Was habe ich schon zu verlieren? Auch wenn ich Carmen Olé bisher für eine völlig unterbelichtete dumme Gans hielt, muss ich ehrlicherweise zugeben, dass ich sie auch in manchen Dingen beneide. So eine wie die hätte sicherlich keine Probleme sich an Tim ranzumachen. Die weiß, wie es geht.
    Ich muss meine Klein-Mädchen Pelle abstreifen. Tim wird sich noch wundern. Jeder Mensch kann sich verändern und entwickeln, warum nicht auch ich? Es wird Zeit, dass ich in der Realität aufwache und nicht mehr nur von der großen unerreichbaren Liebe träume.

 
    6.Kapitel
    „Meinst du nicht, wir sind zu aufgetakelt?“
„Ach Quark, du siehst super aus. Nun komm schon.“ Ida zerrt mich die Treppe hinunter. Es hatte keine Möglichkeit gegeben einen Rückzieher zu machen. Direkt heute Morgen nach dem Aufwachen hatte sie Laura angesmst und erhielt auch prompt Antwort. „ Wir sind heute Vormittag im MC. Wenn ihr Lust habt, kommt vorbei.“
    Da Ida nicht sonderlich scharf auf ihre Leute zuhause war, stopfte sie nach einem schnellen Frühstück ein paar Sachen in den Rucksack und gab ihrer Mutter nur die kurze Info, „es kann später werden. Wir gehen jetzt zu Paula und dann in die Stadt.“
    Britta nickte abwesend und schien den eisigen Unterton in der Stimme ihrer Tochter nicht zu bemerken. „Viel Spaß. Genießt eure Ferien“, rief sie uns nach.
    Bei mir zuhause, beförderte Ida ihren halben Kleiderschrank auf mein Bett. Sie kam mir ein bisschen vor wie Mary Poppins, die unermüdlich Dinge aus ihrer Tasche zaubern konnte, ohne dass der Rucksack leerer zu werden schien. Ich schüttelte ungläubig den Kopf. „Sowas muss vorbereitet sein. Einen ersten Eindruck kann man nicht mehr wiederholen“, meinte sie nur. Mir war nicht ganz klar, wen wir jetzt genau mit unserem glanzvollen Erscheinen beeindrucken sollten, sparte mir aber den Kommentar.
    Jeans und mein Lieblingsshirt fielen bei der Ein-Mann-Jury einstimmig durch. Ida redetet so lange auf mich ein, bis ich mich tatsächlich in einen Sommerrock zwängte, der mal knielang gewesen ist,- damals, auf Omas Sechzigsten Geburtstag vor drei Jahren. Inzwischen war sogar ich gewachsen und konnte ihn nun nur noch als sehr knappen und überaus engen Mini tragen. Beim Top setzte ich mich durch und weigerte mich standhaft ein Bikinioberteil unter einer halb offenen Bluse zu tragen. Es war genug, dass ich in dem Rock kaum einen Schritt vor den anderen setzen konnte und Ida mir vier Schichten deepest black Mascara mit „falsche Wimpern Effekt“ aufgespachtelt hatte.
    Sie selber hatte sich in eine hautenge Röhrenjeans geschossen. Staunend sah ich zu, wie sie ihren wattierten BH noch zusätzlich mit Taschentüchern ausstopfte und sich so ein nicht unakzeptables Dekolleté zauberte. „Den Trick hab ich mir letztens im Fernsehen abgeguckt“, kicherte sie und regte mir stolz ihre falschen Brüste entgegen.
    Zögernd hatte ich mich mit ihr auf den Weg in die Stadt gemacht. Schon an der Bushaltestelle froren meine nackten Beinen entsetzlich. Ida hatte gemeint, eine

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